"Greuther" soll aus dem Vereinsnamen verschwinden: So reagiert der TSV Vestenbergsgreuth

ZweiBestandteile eines Namens, die in der Fußballwelt fest zusammengehören: Greuther und Fürth. So sehr, dass es einigen Fans des Zweitligisten schon seit Jahren sauer aufstößt. In einer Mitteilung an die Medien haben 26 Fanklubs erneut ihren Unmut geäußert: "Wenn über die Spiele unseres Vereins berichtet wird, dann wird noch immer sehr häufig von ,Greuther Fürth' gesprochen und geschrieben, für manchen Reporter sind wir sogar die ,Greuther Fürther'. Wir stellen uns vor, es würde in der täglichen Berichterstattung von den ,Werder Bremern' oder den ,Bayern Münchnern' gesprochen - der Aufschrei wäre groß, weil diese Bezeichnungen schlichtweg falsch sind."
Mit der Kritik an den Medien ist es aber nicht getan: "Wir kommen aus Fürth, wir sind Fürther, Anhänger der Spielvereinigung, Kleeblatt-Fans. Was wir ganz sicher nicht sind: Fans von Greuther Fürth." Der ungeliebte Namenszusatz solle verschwinden.
Historie des Vereins
Die SpVgg Greuther Fürth ist Rekord-Zweitligist, führt die ewige Tabelle der 2. Bundesliga an. Schon von 1963 bis 1983 war der Verein - damals noch als Spielvereinigung Fürth - zweitklassig. Doch der Klub war hoch verschuldet und stürzte in den folgenden Jahren bis in die Landesliga ab. Fürth kämpfte sich zurück, qualifizierte sich für die Regionalliga (damals drittklassig). Die finanziellen Sorgen waren allerdings weiter groß.
Parallel dazu hatte sich der TSV Vestenbergsgreuth unter Präsident Helmut Hack zu einem der erfolgreichsten Amateurvereine im Freistaat entwickelt: Sechs Jahre nach der Gründung 1974 spielte der Klub schon viertklassig, stieg 1987 in die Bayernliga auf und qualifizierte sich 1994 - wie die Fürther - für die Regionalliga.
Beide Vereine standen nach zwei Jahren Regionalliga vor Problemen: Den Fürthern fehlte Geld, den Vestenbergsgreuthern die Infrastruktur für höherklassigen Fußball. Helmut Hack und der Fürther Präsident Edgar Burkart tüftelten die Idee des Beitritts der Greuther Fußballabteilung zur Spielvereinigung aus, und die Mitglieder stimmten zu - der neue Name war geboren. In Vestenbergsgreuth war es mit Herren-Fußball damit vorbei, der Verein blieb aber bestehen. 2007 wurde eine neue erste Mannschaft gegründet, die heute in der A-Klasse spielt.Für die Fürther Fans ist das ein klares Signal: "Für uns ein bewusstes Zeichen der Abgrenzung. Es gibt, abgesehen von einigen wenigen Personen, keinerlei Berührungspunkte mehr zwischen Vestenbergsgreuth und Fürth."
Eine solche Person ist Helmut Hack, der 1996 Präsident der "neuen" SpVgg wurde und es bis zu seinem Rücktritt 2018 blieb. Er wollte sich auf FT-Nachfrage nicht zur Thematik äußern. Robert Hermann, aktuell Präsident des TSV, vermeidet eine zu deutliche Antwort auf die Forderung der Fans: "Ich kann nur sagen, dass die Spielvereinigung Greuther Fürth für uns ein festes Konstrukt ist. Man kann auf 20 Jahre zurückblicken, die - aus meiner Sicht - sehr erfolgreich waren. Ich denke, beide Seiten hätten es alleine nicht so hinbekommen."
Namensänderung realistisch?
Den Fans ist das egal: "Zurück zur SpVgg Fürth" heißt ihre Agenda. Doch dafür müssten sich laut der Fürther Vereinssatzung neun Zehntel der in der Mitgliederversammlung vertretenen Stimmen für eine Änderung des Vereinsnamens aussprechen. Der TSV hält aber als juristische Person 20 Prozent der Stimmanteile und kann derartige Anträge damit jederzeit abschmettern.
Kommentar des Autors
Vestenbergsgreuth? Liegt das nicht irgendwo bei Fürth? Diese falsche Annahme - so schon erlebt - gibt es häufig. Für jemanden, der sich nicht mit der Historie der SpVgg Greuther Fürth befasst hat, ist kaum nachvollziehbar, was die Gemeinde ganz im Westen des Landkreises Erlangen-Höchstadt mit dem 45 Autominuten entfernten Fürth zu tun hat. Aber die Fans sollten es wissen. Wer weiß, wo die SpVgg ohne Helmut Hack heute stehen würde? Ob sie je die Bundesliga aus der Nähe gesehen hätte? Das Engagement des Ex-Präsidenten hat den Platz im Vereinsnamen verdient. "Greuther" ist kein Makel, es ist eine Besonderheit. Auch der TSV hat für die Fusion viel geopfert: Der hochklassige Vestenbergsgreuther Amateurfußball war plötzlich Geschichte und es wird ihn so vielleicht nie wieder geben. Der TSV kann sich aus heutiger Sicht deutlich weniger vom Zusammenschluss kaufen - hat sich aber immerhin einen Namen gemacht.