Am Mittwochabend fand die allerletzte Beratung im alten Sitzungssaal vor dem Abbruch des Rathauses statt. Seit 1967 fiel so manch bedeutsamer Beschluss.
Was hat der Sitzungssaal nicht alles erlebt, in dem vergangenen halben Jahrhundert. Mindestens 2500 Sitzungen des Stadtrates und seiner Ausschüsse, so hat Bürgermeister German Hacker (SPD) am Mittwochabend zur allerletzten Beratung an alter Stätte hochgerechnet, wurden abgehalten. Dazu kamen noch zahllose Besprechungen und Informationsveranstaltungen. Nicht zu vergessen die Ehrungsabende für verdiente Bürger und langjährige Kommunalpolitiker.
Meist war der Ablauf ernst und geordnet, so mussten doch auch viele Beschlüsse von großer Tragweite gefällt werden. Und dann kam es auch schon mal vor, dass der Saal aus allen Nähten zu platzen drohte, wenn das Bürgerinteresse ganz besonders geweckt war.
Eigener Charme
Trotz aller Ernsthaftigkeit und der gebotenen Strenge verliefen die Sitzungen aber durchaus mit einem eigenen Charme und oftmals mit einer gehörigen Prise Humor. Klar - wie sollte man sonst eine fünfstündige Haushaltsdebatte überstehen? Diese Mammutsitzungen gab es in früheren Zeiten öfters. Als Wolfgang Falck Chef der CSU-Fraktion war, zum Beispiel. Der nahm sich dann schon mal bis zu zwei Stunden für eine Haushaltsrede.
Stadträte mit Ecken und Kanten gab es in den fünfzig Jahren gar viele, und nicht wenige fielen durch ihren eigenen Humor auf. Dr. Werner Distler (SPD) analysierte meist treffsicher und mit geschliffenen Worten, seine Fraktionskollegen Gotthard Lohmaier und Konrad Eitel fielen eher als Revoluzzer auf. Ein Mann, den man unbedingt mögen musste, war Georg Erhardt von der CSU, dessen Wortbeiträge oft zum Schmunzeln animierten.
Seit April 1967
Manchmal hatten die Kommunalpolitiker den heiligen Saal nicht im Griff, dann waren die Narren gefragt. Denn zum Faschingsauftakt stürmt der KCH regelmäßig das Rathaus. Fröhlich und bunt verliefen auch Empfänge von Gästen aus aller Welt.
Vier Bürgermeister haben im Sitzungssaal "regiert", der im April 1967 zusammen mit dem neuen Rathaus bezogen worden ist: Hans Maier (SPD), dann die CSU-Politiker Hans Ort (ab 1970) und Hans Lang (ab 1990) sowie seit 2008 der Sozialdemokrat German Hacker. Er möchte in vier oder fünf Jahren, je nachdem wann das neue Rathaus denn bezogen werden kann, als Oberhaupt der Stadt zurückkehren an den alten Standort, aber in einen neuen, modernen Saal. Dazwischen liegen im Jahr 2020 freilich die Kommunalwahlen.
Fröhlicher Abschied
Am Mittwoch erhoben die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses kurz das Glas, um den Saal zu verabschieden. Da war ausnahmsweise auch ein Schlückchen Sekt erlaubt. Hacker erinnerte sich, dass früher sogar mal geraucht werden durfte. Bier war nicht erlaubt.