Party pur: Deutschrock mit einer Projektband der MIH und Rockknaller aus vier Jahrzehnten mit der Würzburger Gute-Laune-Band "Starting Five".
Es war vor drei Jahren nach dem Rockfasching im Vereinshaus, als die Musikinitiative Herzogenaurach (MIH) beschloss, das Event künftig auf der vereinseigenen Music Base abzuhalten. Und sie tat gut daran, wie sich auch bei der dritten Auflage des Rockfaschings wieder bestätigte: Raus aus der Massenveranstaltung hinein ins eigene Probenraumzentrum - dieser Schritt war genau richtig.
Familiärer sollte das Event werden, und das ist auch exakt ein Attribut, das auf die MIH zutrifft. Wer eine von den 200 Eintrittskarten ergattert hatte, der sah sich am Samstag keineswegs einsam in irgendeiner Masse, sondern gut aufgehoben unter Gleichgesinnten. Man kennt sich in Herzogenaurach, und man trifft sich droben auf der Music Base. Auch das ist ein entscheidender Unterschied zu der früheren Form.
Familiär bedeutet freilich auch, dass da Großväter dazugehören. Mindestens einer stand beim Rockfasching auf der Bühne, umringt von Herren des annähernd gleichen Alters. Sie waren die vermeintlich Schönen, und die 27-jährige Sängerin Sina Kreuzer war das Biest. So wurde es "verkauft", doch wie meinte Sänger Bernhard Wilfer: "Schön ist hier nur die Sina".
Projektband der MIH: Van Halen meets Helene Fischer
"Die Schönen und das Biest" ist eine Projektband, die sich großteils aus Musikern der MIH zusammensetzt und extra für den Rockfasching gegründet wurde. Bassist Olaf Kaddatz, der sein musikalisches Talent erst vor kurzem entdeckt hat und seither wirbelt wie ein Berserker, hatte die Formation zusammengestellt, in der auch Urgestein und Bandopa Rudi Bauerfeld nicht fehlen darf: "Die Säule der Band", wie es der Hauptendorfer Wilfer (sonst Faded Glory) ausdrückte. Zusammen mit Sina und Olaf war der kleine Ortsteil proportional hervorragend vertreten.
Eine Deutschstunde wurde da geboten - Rockmusik, wie man sie in heutigen Jahren sonst eher selten hört. Wolf Mahns "Rosen im Asphalt" aus den 80ern kannten wohl nur die älteren Semester, die Neue-Deutsche-Welle-Hits "König von Deutschland" oder "Alles nur geklaut" waren da schon eher ein Begriff. Und mit "Alkohol" von Herbert Grönemeyer wussten dann alle was anzufangen, und die betagten Herren auf der Bühne kennen das bestimmt auch bereits durch eine eher äußerliche Anwendung, wie zwei ebenfalls bereits ältere MIH-ler im Publikum spöttelten. Nein, es waren nicht Waldorf und Statler.
Ebenso außergewöhnlich wie genial war das Intro, mit dem Gastgitarrist Armin Beck in der Zugabe einen unvermeidlichen Schlager einleitete: Ein Riff von "Van Halen" vor der Helene Fischer - das kann ein Rockmusiker schon mal machen, ohne dass er sich schämen müsste.
"Starting Five": Dire Straits bis AC/DC
Atemlos ging's dann auch weiter durch die Nacht: In drei Sets sorgte die Würzburger Band "Starting Five" mit ihrer Mischung aus Rock, Pop, Blues, Soul und jeder Menge guter Laune für ausgelassene Stimmung. Von Dire Straits bis Steppenwolf, Police bis Gary Moore und natürlich AC/DC und more reichte das Spektrum. Dass man zuvor bis zum früheren Morgen den Geburtstag des Sängers gefeiert hatte, spielte da keine Rolle - ein paar leichte Fehler der Band wurden da nicht nur gern verziehen, es gab auch Sonderlob im Minutenryhthmus, vor allem für Sängerin Vanessa Betz. Auch von Bernhard Wilfer, der kurzzeitig an seinem eigenen Talent zweifelte , wenn auch mit einem Augenzwinkern: "Ich geh nie mehr auf die Bühne, warum kann ich nicht so singen?", fragte er sich, grenzenlos begeistert.