In der Steggasse war bis Ende der 80-er Jahre eine chemische Reinigung untergebracht. Deren Hinterlassenschaften machen noch immer Kopfzerbrechen.
Seit drei Jahrzehnten hat die Stadt Sorgen mit dem Zustand des Grundwassers unterhalb des früheren Kommunbrauhauses in der Steggasse. Es ist mit Schadstoffen kontaminiert. Das Gebäude, das auch mal die Stadtwaage und eine chemische Reinigung beherbergte, wird heute als Wohnheim der Lebenshilfe genutzt. Die Rückstände im Grundwasser stammen aus der Zeit der Textilreinigung. Diese ist seit Ende der 80-er Jahre nicht mehr in Betrieb.
Eine Zeit lang schien die Schadstoffbelastung zurückgegangen zu sein. Doch jetzt tauchte sie wieder auf, berichtet Bürgermeister German Hacker. Deshalb müsse erneut gehandelt werden. Denn der Grenzwert, ab dem eine Grundwassersanierung durchzuführen ist, werde "um ein Vielfaches überschritten". Das erfordert die Installation einer Sanierungsanlage und die Wiederaufnahme der Grundwassersanierung.
Groß wie eine Fertiggarage
Die Sanierungsanlage werde so groß wie eine Fertiggarage sein. Sie soll in der Nähe aufgestellt werden, versteckt und optisch ansprechend gestaltet, im Loritzhain. Der Planungsausschuss befasst sich am Montagabend mit dem Thema.
Saniert wird das Grundwasser indes schon lange. 1989 wurde damit begonnen, man bohrte einen Sanierungsbrunnen und reinigte das Grundwasser mittels Aktivkohle, bevor es in die Aurach eingeleitet wurde. Hauptschadstoff war zu diesem Zeitpunkt Tetrachlorethen. Knapp ein Jahrzehnt später stellten sich erste Erfolge ein: Die Schadstoffbelastung sank unter den Einleitungsgrenzwert, weshalb auf eine Filteranlage verzichtet werden konnte. Das Grundwasser wurde daraufhin ohne Filterung in die Aurach geleitet.
Im Jahr 2014 dann die Hiobsbotschaft: Es kam erneut zu einem deutlichen Anstieg der Schadstoffbelastung. Wegen Überschreitung des Grenzwertes musste die Sanierung daraufhin gestoppt werden.
Bürgermeister Hacker stellte im Vorab-Pressegespräch zur kommenden Sitzung zwar fest, dass "keine Gefahr für die Bevölkerung" bestehe, "sonst müssten wir anders handeln." Aber er zeigte sich auch gewissermaßen ratlos. Weshalb sich über Jahrzehnte hinweg solch große Mengen an Schadstoffen im Grundwasser halten und weshalb gerade erst vor drei Jahren die Werte wieder bedenklich stiegen, könne man nur erahnen. Möglicherweise hängt das mit den Bautätigkeiten zusammen, die vor neun Jahren durchgeführt wurden. Damals wurde das Alte Brauhaus kernsaniert. Möglicherweise ergebe sich die jetzt gemessene Belastung durch eine Absenkung des Grundwasserspiegels.
Besonders bitter sei nun, dass die jetzt anstehende Grundwasser-Sanierung sogar zehn Jahre dauern könne. Das sei von den Fachleuten so gesagt worden. In der Sitzung am Montag werde das beauftragte Ingenieurbüro ghb einen Bericht geben. Im diesjährigen Haushalt sind für diesen Zweck 100 000 Euro eingestellt worden. Ärgerlich findet es Hacker auch, dass die Maßnahme "an städtebaulich empfindlicher Stelle" geschehen muss. Die Anlage einfach so vors Haus zu stellen, wäre nicht sinnvoll.
500 Kilogramm Schadstoffe
Entdeckt wurde der Lösemittelschaden (es handelt sich um leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe/LHKW) im Jahre 1986. Betroffen ist die wassergesättigte und ungesättigte Bodenzone. Bis 2014 wurden über den Sanierungsbrunnen rund 200 Kilogramm dieser Stoffe ausgefiltert. Seitdem wurden mehrmals Pumpversuche gemacht und Grundwasserproben entnommen, um die richtige Anlage für die weitere Sanierung zu finden. Neben der Grundwassersanierung wird seit 1993 eine Bodenluftsanierung betrieben. Durch diese wurden bislang weitere 300 Kilogramm Schadstoffe aus dem Boden gefiltert. Allesamt also schon bis jetzt nennenswerte Mengen, wie Hacker feststellte.