Praktiker: dm hatte Interesse

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Noch immer hängen die Werbebanner am leerstehenden Praktikermarkt. Allerdings versehentlich, wie beschwichtigt wird. Jetzt sollen sie wirklich weg. Foto: Bernhard Panzer
Noch immer hängen die Werbebanner am leerstehenden Praktikermarkt. Allerdings versehentlich, wie beschwichtigt wird. Jetzt sollen sie wirklich weg.  Foto: Bernhard Panzer

Die Drogeriemarktkette dm ist an Herzogenaurach interessiert. Freilich lassen die Bestimmungen der Stadt das am Praktiker-Standort nicht zu.

Es ist gut zwei Wochen her, dass der FT über Werbebanner eines Drogeriemarktes im Stadtnorden berichtete. Nichts außergewöhnliches freilich, dass ein Markt eine geplante Neueröffnung schon rechtzeitig plakativ bekannt macht. Allerdings wäre ein Drogeriemarkt an der dortigen Stelle gar nicht möglich.

Denn genau da steht der leere Praktikermarkt. Und an dieser Stelle darf auch künftig ausschließlich ein Baumarkt ansiedeln. Das hat Bürgermeister German Hacker in der Vergangenheit wiederholt festgestellt.

Die Stadtverwaltung hatte das auch mit dem dm-Markt abgeklärt und sei dort auch auf Entgegenkommen gestoßen. Die Werbeplakate seien nur ein Irrläufer, hieß es also, die Plakate müssten eigentlich längst schon wieder weg sein, sagte Susanne Strater vom Planungsamt damals auf Anfrage des FT.

Die Banner sind heute noch dort. Zwei große Werbeplakate werben noch immer für eine Neuansiedlung. "Hier entsteht ihr neuer dm-drogeriemarkt", heißt es auf zwei Transparenten an einer Baustellenabtrennung. Und: "Ihr dm-drogeriemarkt freut sich auf Sie".

Warum aber sind die immer noch dort? Ist es doch nicht nur ein Irrläufer und es steckt tatsächlich mehr dahinter?

Wir haben bei dm nachgefragt. Marc Michaelis, der Projektleiter für Bauvorhaben des Marktes in Nordbayern und Teilen von Baden-Württemberg, gab Auskunft. Dass die Plakate noch immer nicht abgenommen sind, sei tatsächlich ein Versehen - immer noch. Die seien wohl von einer Firma angebracht worden, die für den Markt tätig ist. "Wir dachten, die Stadt hängt die selber ab", ergänzte er. Jetzt wolle er selbst jemand hochschicken, der die Banner entfernt.

Gleichwohl wurde die Werbung nicht von ungefähr dort oben angebracht. Denn Michaelis bestätigt auch, dass dm schon ein großes Interesse habe, einen Fachmarkt in Herzogenaurach zu bauen. Die Stadt sei ein klassischer Fachmarkt-Standort, weiß er. Und für dm ist dort eben auch noch eine Lücke.

Auf den Standort Praktiker sei man durch die Inhaber des Gebäudes gekommen, sagt der Projektleiter. "Der Eigentümer kam auf uns zu." Für dm wäre das ein idealer Standort gewesen für einen Markt mit 600 Quadratmeter Verkaufsfläche aufwärts. Doch dann habe man von der Regelung erfahren, dass in dem Sondergebiet nur wieder ein Baumarkt erlaubt ist."Leider", sagte Michaelis.

Dass die Banner dort aber heute noch hängen, "das ist keine Absicht, das war ein Versehen."

Gleichwohl stellt er fest, dass sich der Markt schon freuen würde, "wenn wir in Herzogenaurach was finden würden." Oder wenn die Festschreibung des Areals auf einen Baumarkt dort doch noch aufgegeben würde, ergänzt er. Zwischen Lidl und Rewe würde man sich durchaus wohl fühlen. Und einen Biomarkt könnte sich Michaelis vielleicht noch vorstellen, aber keinen Baumarkt.

Die Stadt aber hält bislang eisern an der Regelung fest. Das beruhigt auch die Skeptiker, die sich um die Innenstadt und dort besonders um den Müllermarkt sorgen. Das Wort der "Innenstadtrelevanz" taucht in jüngster Zeit verstärkt in den Planungen auf. Beispiel neues Gewerbegebiet an der Bamberger Straße: Dort ist Einzelhandel komplett ausgeschlossen.

Innenstadtrelevanz

Aber auch in einer etwaigen Baulücke im "alten" Gewerbegebiet, also nahe dem bisherigen Praktiker, aber nicht zwingend exakt dort, hätte es ein Drogeriemarkt wohl schwer. Zumindest wenn es um 600 Quadratmeter geht. Da könnte im Einzelfall zwar eine Genehmigung erteilt werden, sagte Susanne Strater vom Planungsamt. Aber da taucht dann wieder die Innenstadtrelevanz auf. Daher dürfte eine große Konkurrenz für die Läden in der Innenstadt - und den Drogeriemarkt Müller in der Hauptstraße - es politisch im Stadtrat schwer haben, sich durchzusetzen.