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Polizei appeliert an Vernunft der Fans


Autor: Christian Bauriedel

, Montag, 25. Juni 2012

Nach der Wurfattacke beim Autocorso zum Deutschlandspiel letzten Freitag hofft der Höchstadter Polizeichef Jürgen Schmeißer auf die Vernunft der friedlichen Mehrheit der Fußballfans beim nächsten Mal. Die Polizei steht vor der schwierigen Herausforderung, für Sicherheit zu sorgen, aber dennoch keine Spaßbremse zu sein.
Bereits bei der WM 2010 wurde am Karpfenkreisel gefeiert, hier nach dem Sieg gegen Ghana. Damals lief es aber ohne Zwischenfälle ab. Foto: Archiv/Memmel


"Die Bierflasche muss mit voller Wucht geworfen worden sein." Jürgen Schmeißer von der Polizei Höchstadt hat sich den Einsatzbus noch einmal genauer angesehen. "Sogar oben an der massiven Verstrebung ist eine Delle von einer Flasche. Das zeigt, welche Aggression da im Spiel gewesen sein muss."

Nach dem Fußballspiel der DFB-Elf gegen die griechische Nationalmannschaft kam es am vergangenen Freitag zum Zwischenfall. Am Höchstadter Karpfenkreisel hatten sich rund 800 Menschen zum schwarz-rot-goldenen Jubel samt Hupkonzert zusammengefunden. In einem Autocorso wurde der Viertelfinal-Sieg ausgelassen gefeiert. Etwa um 23.45 Uhr, also gegen Ende der spontanen Veranstaltung, richteten sich ein paar aggressive Fans mit Flaschenwürfen gegen die Beamten. Getroffen wurde der Bus. Ein Seitenfenster ging zu Bruch.

Da die Attacke aus einer Gruppe heraus kam, ist bisher noch unbekannt, wer die Flaschen geworfen hat. Die Ermittlungen hierzu laufen nach Angaben der Polizei noch. Zeugen werden gebeten, sich bei der Höchstadter Polizei zu melden.

"Bei allem Ärger über diesen Vorfall ist uns jedoch bewusst, dass es sich bei den Tätern um eine absolute Minderheit handelt. Wenn 800 friedlich und stimmungsvoll feiern und es eine Handvoll gibt, die so etwas macht, dann kann man nicht die komplette Veranstaltung dafür verantwortlich machen", betont Polizeichef Schmeißer.
Er sieht die Polizei bei Autocorsi und Jubelfeiern vor einer schwierigen Aufgabe: "Einerseits ist es natürlich völlig verständlich, wenn die Fans feiern wollen. Auch gegen einen Autocorso ist nichts einzuwenden. Viele der Kollegen sind ja selbst fußballbegeistert und wir wollen ja keine Spaßbremse sein. Andererseits sind die Beamten natürlich dazu da, wenn es um Fragen der Sicherheit geht, einzuschreiten." Euphorie und Vernunft dabei in Einklang zu bringen, das sei die nicht ganz leichte Herausforderung, der die Polizisten vor Ort gegenüberstehen.

Autocorso birgt Gefahren

Man drücke schon mehrere Augen zu, wenn die Fahnenschwingenden und zumeist Betrunkenen ihre Nationalmannschaft hochleben lassen. Schnell könne allerdings die gute Stimmung durch ein Unglück dahin sein. "In gefährlichen Fällen, etwa wenn Personen im offenen Kofferraum sitzen oder sich bei voller Fahrt aus dem Fenster hängen, kann schnell etwas passieren. Nicht auszumalen, wenn einer rausfällt und vom hinteren Wagen erfasst wird", gibt Schmeißer zu bedenken. Am Ende könne es dann heißen, die Polizei habe nur zugesehen und nicht eingegriffen. Deshalb seien die Polizisten angewiesen, die Euphorischsten unter den Fans etwas zu bremsen und in krassen, gefährlichen Situationen einzuschreiten.

Für Schmeißer steht fest, dass es sich bei den Flaschenwürfen am Freitag um eine gezielt gegen die Polizeibeamten gerichtete Aktion handelte. Er hofft nun auf die Vernunft der friedlichen Mehrheit. "Dabei geht es auch um Zivilcourage. Wenn ich als feiernder Fan mitbekomme, dass da Menschen mit Flaschen beworfen werden, würde ich wollen, dass derjenige dafür gerade stehen muss. Zum Glück ist am Freitag keine Person verletzt worden."
Kontrovers diskutiert wird das Thema Sicherheit beim Autocorso auch auf inFranken.de. Der Kommentator Dante sieht ein "kleines Problem" für die Beamten vor Ort: "Die Polizei ist hier in unserer Gegend nicht auf solche Ereignisse bei solchen Menschenmassen aufgestellt. Da bräuchte es schon ein paar Polizisten mehr." Der User Normalo fragt: "Wie lange soll die Polizei eigentlich noch dem Raudi- und Säufertum zuschauen?"

Schmeißer kündigte für das Deutschland-Spiel am Donnerstag an, die Polizeipräsenz leicht zu verstärken. "Es wird kein Großeinsatz, aber wir werden ein paar Streifen mehr einsetzen. Allerdings werden sich die Beamten weiterhin eher im Hintergrund halten und nur einschreiten, wenn es zu gefährlich wird. Es soll ja immer noch der Spaß im Vordergrund stehen."

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