Den Ruhestand will das Ehepaar Schambeck in Südamerika verbringen. Dort wollen sie Kindern und Tieren helfen.
Ursula Schambeck geht das Ganze völlig gelassen an. Dabei ist es nicht etwa ein Urlaub, der vor der Tür steht. Die Schambecks werden Deutschland für immer den Rücken kehren und auswandern, nach Paraguay. "Man kann nicht rüber und den Lebensstandard von hier erwarten", sagt Ursula Schambeck völlig illusionslos.
Sie möchten unter den Einheimischen leben und dort das tun, was sie all die Jahre in Deutschland getan haben: helfen. Den Kindern, den Tieren und dann auch den alten Leuten, die Pflege brauchen. 20 Jahre lang hat Ursula Schambeck Pflegekinder betreut. 50 oder 60 Kinder waren in den vielen Jahren ihre Schützlinge. Neben Tageskindern hatte sie auch feste Pflegekinder. Ein Pflegekind überlegt sogar mit auszuwandern, sobald sie ihre Ausbildung beendet hat.
Und dann sind da noch die vielen Tiere, um die sich Ursula Schambeck rührend kümmerte. "Die Schildkröten kann ich nicht mitnehmen", bedauert die 59-Jährige. Aber sie hat einen ebenso guten Pflegeplatz für ihre vierbeinigen Freunde gefunden, wie sie selbst den Tieren viele Jahre lang eine Heimat gegeben hat.
Urlaub als Familienurlaub kennen die Schambecks eigentlich nicht. Die vielen Kinder und Tiere forderten immer ein Familienmitglied zu Hause. Ein paar Tage in Paraguay verbrachte Erwin Schambeck deshalb mit Tochter Nicole. Die Idee zum Auswandern nach Paraguay sprach Erwin zum ersten Mal 2011 an. "Ich war komplett dagegen", erinnert sich Ursula Schambeck, die sich mit dem Land dann im Internet anfreundete und wohl auch verliebte. Inzwischen weiß sie, es sind einfache Leute, die keinen Prunk brauchen, hilfsbereit und freundlich sind und in dem Land ist es immer warm.
"In ein warmes Land wollten wir schon immer", sagt Schambeck. Nun soll es eben Paraguay sein. Wo sie dort genau leben werden, wissen die Schambecks noch nicht. "Wir werden erst suchen, dann kaufen", sagt Ursula Schambeck. Im Juni wird das Ehepaar deshalb einige Wochen Urlaub dort verbringen und von Region zu Region ziehen. Je nach Gebiet ist es in Paraguay eher trocken oder mehr tropisch. Sie wissen nur eines ganz sicher: "Ein deutsches Gebiet kommt nicht in Frage."
Sie werden sich Zeit lassen mit der Suche, habe mit einem jungen Mann, der Deutscher ist, aber seit seinem zwölften Lebensjahr in Paraguay lebt, eine Hilfe an ihrer Seite. "Er unterstützt uns, damit wir uns richtig einleben können", erzählt die Erlangerin. Zum Einleben gehört auch, die Sprache zu lernen, was sie vor Ort tun möchten, da Spanisch nicht gleich Spanisch ist. Es gibt dort viele Dialekte, und so richtet sich die Wahl des Spanischlehrers nach der Region, in der die Familie leben wird.
Erwin Schambeck, der im IT-Bereich arbeitete, ist 61 Jahre und steht kurz vor der Rente. Und Ehefrau Ursula hat seit drei Jahren keine Pflegekinder mehr. Trotzdem liegt ihr das Helfen im Blut, und beim Recherchieren im Internet über ihre neue Heimat hat sie gleich viele Betätigungsfelder gefunden.
Den Straßenkindern möchte sie helfen, dass sie lesen und schreiben lernen und eine Chance haben. Oder den Heimkindern, mit denen sie spielen oder sie immer wieder für einen Besuch zu sich holen möchte, um ihnen ein bisschen Familienleben und Geborgenheit zu geben. Das alles will sie natürlich ehrenamtlich machen. Es ist ihr einfach ein Bedürfnis.
Arbeit in der Altenpflege
Und dann gibt es auch in Paraguay viele Tiere, um die sich gekümmert werden muss. Erst dann soll nach und nach eine Station für Altenpflege aufgebaut werden. Diese Hilfe an die Menschen wird ein berufliches Standbein sein, denn Tochter Nicole kommt aus der Altenpflege und wird in der neuen Heimat nicht nur leben, sondern auch arbeiten. In der Altenpflege hat sich in Paraguay wie auch in anderen Bereichen schon viel getan, wie Ursula Schambeck herausgefunden hat. Der Müll wird beispielsweise nicht mehr einfach nur verbrannt, sondern doch in etlichen Regionen inzwischen sortiert.
Trotzdem haben die Menschen eine andere Mentalität. Eine, die Schambecks bald genau kennenlernen und auf die sie sich freuen. Nach den Urlaubswochen, um eine Region für die neue Heimat zu finden, wird dann hier in Erlangen noch das inzwischen verkaufte Eigenheim übergeben. Mitte September dann heißt es Abschied zu nehmen von den vielen Freunden, um neue Freunde zu gewinnen.