Die Künstlerin Juliane Schölß hat für die evangelische Kirche einen Leuchter für die Osterkerze geschaffen. Das Kunstwerk wurde jetzt erstmals eingesetzt.
Für die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde hatte das Osterfest noch eine weitere besondere Bedeutung: Beim traditionellen Gottesdienst mit Abendmahl am Ostersonntag wurde in der evangelischen Kirche ein neuer Osterleuchter vorgestellt. Pfarrerin Karola Schürrle übergab beim Gottesdienst, den die Kantorei unter der Leitung von Gerald Fink musikalisch mitgestaltete, den Osterleuchter seiner Bestimmung.
Die Künstlerin Juliane Schölß, die auch schon Kreuz und Altarkerzenleuchter geschaffen hat, passte den Osterleuchter dem bestehenden Kirchenraum an. Wie Pfarrerin Schürrle sagte, war die seit langem geplante Anschaffung nötig geworden, weil das Kreuz auf dem Altar und die Altarkerzenleuchter in ihrer Farbe nicht mehr zum alten Osterleuchter passten.
"Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!" Mit diesem Ruf begrüßte Pfarrerin Karola Schürrle die Gottesdienstbesucher am Ostersonntag. Seine Auferstehung eröffne allen, die ihm vertrauen, ein Leben in Freiheit von Angst und Schuld und eine Hoffnung über den Tod hinaus.
Die Osterkerze habe dabei hat eine ganz besondere Bedeutung: "Erinnert sie uns doch immer daran, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist", sagt die evangelische Pfarrerin. Bis einschließlich Pfingstsonntag brennt die Osterkerze bei jeder liturgischen Feier, für alle sichtbar in Ambo- oder Altarnähe.
Wie die Pfarrerin erläuterte, gibt es in den Kirchen deshalb Kerzen, weil sie früher die einzige Möglichkeit waren, Helligkeit zu erzeugen. Inzwischen gibt es Elektrizität, man könnte auf die Kerzen eigentlich verzichten. "Doch das wollen wir nicht. Denn die Kerzen drücken viel mehr aus: Licht, Wärme, Helligkeit, Orientierung."
Kinder entzünden zwei Kerzen
Deshalb stünden Kerzen auf dem Altar und eine Osterkerze in einem Leuchter. So werde auch bei jeder Taufe die Taufkerze an der Osterkerze angezündet. Am Ostersonntag entzündeten Kinder zwei Kerzen: die Osterkerze für den neuen Osterleuchter und eine weitere für den Kindergottesdienst.
Den Osterleuchter in Form einer runden Säule fertigte die Künstlerin aus dunkelgrauem Beton. Wie die Künstlerin beschreibt, befinden sich in seiner Oberfläche eine Schattenfuge, die quer verläuft, und drei Schattenfugen, die längs verlaufen und so dem Leuchter seine Proportionen verleihen. Auf die Oberseite legte die Künstlerin eine Schale aus Silber, in der die Osterkerze ihren Platz findet. Die Schale schützt den Leuchter vor dem Kerzenwachs und kann zum Reinigen herausgenommen werden.
Das Material des Osterleuchters ist den runden Betonsäulen im Kirchenraum nachempfunden. Die Schattenfugen nehmen die Sprache der Altarfugen und der vielen anderen in Wand, Fenster, Decke und Orgel vorkommenden Lamellen auf. Die Schattenfugen des Leuchters können als einfaches Kreuzsymbol gesehen werden, was ihm seine liturgische Funktion zuschreibt.
Schwebender Charakter
"Der Leuchter setzt sich bewusst in seiner Materialität von Altar, Taufbecken, Ambo und Altarkreuz ab, um seine Eigenständigkeit zu verdeutlichen. Seine Formensprache fügt sich jedoch in die bestehende geometrische Sprache des Raums ein und lässt den Leuchter so zu einem Teil dessen werden. Eine Schattenfuge am Fuß steht in Bezug zu den Altarleuchtern und verleiht dem Leuchter einen etwas schwebenden Charakter", erklärt dazu die Künstlerin.
Die Silberschmiedin und Schmuckkünstlerin Juliane Schölß nimmt seit Jahren eine herausragende Position in der angewandten Kunst ein und wurde 2009 zur Meisterschülerin ernannt. Zahlreiche Preise, darunter der Danner Preis 2011 und der Bayerische Staatspreis 2012, dokumentieren ihre meisterliche Art, mit dem Werkstoff Silber umzugehen.