Josef Röhrle hat drei Jahre lang in den Naturschutzgebieten von Erlangen-Höchstadt gefilmt.
Eine Premiere der besonderen Art gibt es am Dienstag, 14. November, im Gasthaus Noppenberger in Untermembach. Der Hobbyfilmer Josef Röhrle zeigt in einem Dokumentationsfilm die verschiedenen Jahreszeiten in den sechs Naturschutzgebieten des Landkreises Erlangen-Höchstadt. Die Besucher erwarten einzigartige Aufnahmen aus der großartigen Natur, seltene Tiere und Pflanzen.
Der Filmemacher war über drei Jahre unterwegs und es entstanden rund 150 Stunden Filmmaterial. Die besten Szenen werden die Besucher zu sehen bekommen. Wie Röhrle im Pressegespräch erklärt, wurden seit 1982 im Landkreis Erlangen-Höchstadt sechs ökologisch bedeutsame Flächen als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Mit 936 Hektar ist der Tennenloher Forst, südlich von Erlangen gelegen, das bisher größte Naturschutzgebiet Mittelfrankens. Als eines der letzten großflächigen Sandökosysteme Süddeutschlands ist es ein Gebiet von ökologisch landesweiter Bedeutung. Durch die Beweidung mit Przewalski-Urwild-pferden und der seltenen Schweizer Ziegenrasse, den Pfauenziegen, wird die steppenartige Landschaft erhalten.
In den ausgedehnten Waldbereichen brüten viele Vogelarten und Röhrle bekam den Buntspecht, den Mittelspecht und den Kleiber bei der Aufzucht der Nestlinge vor die Kamera. Aber auch den Wiedehopf, Zwergschnäpper, Gelbbauchunke und auch die Blauflügelige Ödlandschrecke lernte er näher kennen. In den Mooren und Sümpfen entdeckte der Filmemacher die typischen Moorbewohner wie die Große Moosjungfer oder den Südlicher Wasserschlauch, eine fleischfressende Schwimmpflanze.
Die Wildnis am Rathsberg in Erlangen mit dem urwaldnahen Eschen-Ahorn-Hangwald mit den charakteristischen Steinfelsen des schwarzen Jura ist vor allem Lebensraum für Spechte und holzbewohnende Käfer.
Im Jahr 1982 wurde das Weihergebiet bei Mohrhof als erstes Naturschutzgebiet des Landkreises ausgewiesen. Einen hohen Bekanntheitsgrad hat das Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof" wegen seiner vielfältigen und seltenen Vogelwelt. Der Schwarzhalstaucher gilt als Charaktervogel des Mohrhofgebietes, und Röhrle beobachtete das Schlüpfen der Küken und verfolgte deren Aufzucht.
Im Winter hatte der Filmemacher Glück und bekam die Große Rohrdommel, eine der seltensten und streng geschützten Vogelarten, vor die Kamera. Aber auch die Zwergdommel, den Nachtreiher und den Purpurreiher, sie gehören zu den streng geschützten Arten, wurden im Mohrhof und den umliegenden Weihern angetroffen.
Kleinod bei Bösenbechhofen
1985 wurden die Feuchtwiesen Ziegenanger bei Neuhaus als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Über viele Jahre waren die Feuchtwiesen ein bedeutendes Brutgebiet für wiesenbrütende Vogelarten wie die Bekassine und die Uferschnepfe. In den letzten Jahren konnte allerdings kein Brutnachweis mehr erbracht werden. Dennoch sind die Feuchtwiesen aufgrund ihrer Artenvielfalt von hohem ökologischem Wert.
Das jüngste Naturschutzgebiet ist die Weiherkette bei Bösenbechhofen. Die Weiher gehören zu den letzten Kleinoden der fränkischen Teichlandschaft. "Sie stellen von der landschaftlichen Vielfalt sowie vom Arten- und Biotopreichtum her einen besonders typischen und schützenswerten Ausschnitt aus der mittlerweile selten gewordenen und bedrohten, traditionellen Kulturlandschaft des Aischgrundes dar."
In einem die meiste Zeit des Jahres leicht überfluteten Bruchwald gibt es viele Spechtbäume, wo unter anderem auch der Schwarzspecht brütet. Auch die Brut eines Seeadlers und der Zwergdommel konnte im Naturschutzgebiet nachgewiesen werden. An einer anderen Stelle wurden typische Moorweiher mit Moorlibellen und dem extrem seltenen Bremi Wasserschlauch gefunden, der deutschlandweit nur noch an wenigen Weihern im Aischgrund zu finden ist.
"In den letzten Jahren musste ich mit Bedauern feststellen, dass die Artenvielfalt stark zurückgegangen ist, und ich befürchte, dass eine Reihe von Insekten verschwinden wird und als Folge daraus werden auch viele Vogelarten verschwinden", erklärte Josef Röhrle.
Er bemüht sich, neben der Natur auch die Kultur und die alten Bräuche zu dokumentieren. Er möchte die Aufmerksamkeit für den Heimatraum steigern, sich für den Naturschutz starkmachen und einem möglichst breiten Publikum die Zusammenhänge der Natur vermitteln. Für ihn sei die Arbeit mit der Kamera die "totale Entspannung", sagt er. Oft warte er Stunden, bis das richtige Tier vor die Linse komme. Dabei legt der Filmemacher immer mehr Wert auf die Qualität seines Bildmaterials und nutzt die Möglichkeiten der heutigen Technik.
Der frühere Leiter des Siemens-Gerätewerks in Erlangen hatte schon immer einen ganz besonderen Bezug zur Natur. Über 55 Länder der Welt hat er selbst bereist. Vieles davon hat er in Filmen festgehalten. Doch seit seinem Ruhestand widmet er sich mehr und mehr der Heimat.
Die Premiere beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es ist aber unbedingt eine Anmeldung erforderlich beim Landratsamt Erlangen-Höchstadt unter Telefon 09193/20598 oder Telefon 09193/20588 oder per E-Mail unter johannes.marabini@erlangenhoechstadt.de.