Derzeit kämpfen auch Teichwirte gegen die Hitze. Sie lassen in den letzten Nachtstunden Pumpen laufen, damit durch das Umwirbeln wieder Sauerstoff ins Wasser kommt.
So gegen vier Uhr klingelt der Wecker in Boxbrunn bei Lorenz Möhring; um die gleiche Zeit steht auch Leonhard Thomann in Poppenwind auf. Denn beide sind Teichwirte und bewirtschaften Weiher im Mohrhofgebiet.
Es ist noch dunkel, wenn die beiden hinausfahren. Aber in den letzen Nachtstunden wird in diesem heißen Sommer der Sauerstoff knapp im Wasser. Deshalb setzen die beiden Pumpen und Schaufelräder ein, damit durch das Umwirbeln das Wasser wieder mit Sauerstoff angereichert wird.
"Ich hatte mein Licht an und schlug meine Autotür zu. Der Weiher sah für einen Moment so aus, als fiele ein Regenschauer hinein", beschreibt Möhring seine morgendlichen Beobachtungen. "Die Beifische, vor allem Weißfische und Blaubandbärblinge waren an der Oberfläche - wegen Sauerstoffmangels." Höchste Zeit also, die Pumpen anzuwerfen.
Geratter und Gebrumm Das machen derzeit alle Teichwirte. Ein ziemliches Geratter und Gebrumm ist zu hören. Von den Bulldog-Motoren, den Pumpen mit Verbrennungsmotoren und den Stromaggregaten für Elektropumpen. Das gefällt Thomann aus mehreren Gründen nicht: Der Lärm dringt in der morgendlichen Stille bis in die umliegenden Ortschaften und irritiert auch die Vogelwelt des Naturschutzgebietes. Das gilt auch für die Abgase.
Aber das Umwälzen ist unerlässlich; bei den momentanen Temperaturen auch in den naturnah bewirtschafteten Weihern des Bunds Naturschutz (BN), die Möhring betreut. Durch den geringeren Besatz läuft in durchschnittlichen Sommern der Lebenskreislauf dort etwas langsamer ab. Dann reicht die Sauerstoffproduktion der Pflanzen untertags aus, um den Fischen auch nachts das lebenswichtige Gas im Wasser zur Verfügung zu stellen.
Aber heuer ist die Wassertemperatur so angestiegen, dass der Stoffwechselkreislauf im Weiher ein sehr hohes Tempo angenommen hat. "Den Westfeld-zwei-Weiher musste ich bereits notab fischen", sagt Möhring. Nicht besser ist es Thomann ergangen. Seinen Weiher mit Jungfischen, der am Waldrand bei Poppenwind liegt, musste er schon zur Gänze leeren und die Tiere umsetzen.
Schräg hinter den Westfeldweihern hat auch er einen kleinen Teich. Tiefgrün vor lauter Algen ist dort das Wasser. Ein Bekannter von ihm ist gerade dabei, abzufischen. Entgegen der Weiherregeln muss abgepumpt werden, damit der Wasserstand ihm parallel liegenden Weiher etwas ansteigt. Denn dorthin sollen die Fische umgesetzt werden.
Niedriger Wasserstand Dieser Weiher liegt nicht so tief im Schilfgürtel des Mohrhofgebiets.
Das ist derzeit ein Vorteil, denn der Wind kann seine Oberfläche bewegen und das Wasser so mit Sauerstoff anreichern. Der Wasserstand ist in allen Weihern wegen der langen Trockenheit ungewöhnlich niedrig.
Die kleinen Westfeldweiher liegen aber auch noch mitten drin im Dickicht. "Da bleibt mir nur: jeden Morgen belüften", erklärt Möhring. Der große Blätterweiher des BN dagegen ist wegen seiner Größe und damit Wassertiefe noch stabil. "Für den Sauerstoffgehalt ist nicht die Besatzmenge entscheidend, sondern die Wasserwärme", musste Möhring feststellen.
Beide Teichwirte machen sich Gedanken, wie das Belüften menschen- und umweltfreundlicher gestaltet werden kann. "Mit elektrischen Pumpen", sagen beide unisono. "Strom müsste an den Weihern verfügbar sein." Ein Leitungsnetz, das ist beiden klar, würde sechsstellige Beträge kosten.
Deshalb probiert es ein Teichwirtkollege mit einer Gleichstrompumpe, die fest mit einem Photovoltaikmodul verbunden ist. "Das ist auch noch nicht optimal", weiß Möhring, "denn die Pumpe läuft bei vollem Akku auch untertags, die Stromspeicherung bis zum Morgen klappt noch nicht so ganz."
Hoffen auf findige Tüftler Thomann denkt an Akkus, ähnlich denen in Elektroautos, die man an Stationen aufladen kann: "Die Teichwirte sind aber eine so kleine Gruppe, dass für ihren speziellen Bedarf nichts auf dem Markt ist." Er setzt auf die Findigkeit örtlicher Tüftler und Ingenieure, die das Problem kennen.
Möhring sieht aber noch ein weiteres Hindernis. Die Akkus müssten in kleinen Gehäusen untergebracht werden, zur Sicherheit.
Dann bräuchten die Teichwirte nicht jeden Morgen drei Stunden an den Weihern stehen, weil sie ihre Pumpen und Traktoren nicht unbeaufsichtigt laufen lassen wollen. "Damit niemandem etwas passiert, aber auch dem Bulldog nicht", sagt dazu Möhring, dem schon mal von einem älteren Traktormodell die Lampen abmontiert wurden, als er es mit dem Schaufelrad an der Welle länger draußen stehen ließ.