Kreuzimpfung Biontech und Astrazeneca: So gut schützen Impfstoff-Kombinationen gegen Corona
Autor: Agentur dpa, Redaktion
Berlin, Samstag, 31. Juli 2021
Viele Menschen in Deutschland haben nach ihrer Erstimpfung mit Astrazeneca bei ihrer Zweitimpfung Biontech bekommen. Doch wie wirksam und verträglich sind solche Kreuzimpfungen? Und schützen sie vor Corona-Mutationen? Studien - unter anderem aus Erlangen - geben erste Antworten.
- Erst Astrazeneca, dann Biontech/Pfizer: Neue Studien - unter anderem aus Erlangen
- Hintergrund: Stiko empfiehlt Kreuzimpfung
- Lage im Spätsommer und Herbst: Wer braucht eine dritte Impfung mit welchem Impfstoff?
- Wissenschaftlicher Hintergrund: Uni-Klinikum Erlangen, Studie der Medizinischen Hochschule Hannover, vorläufige Charité-Auswertung, Studie aus dem Saarland
Erst Astrazeneca und als zweite Impfung Biontech/Pfizer: Vorläufige Studien hatten vor Wochen schon auf eine gute Wirksamkeit der Kreuzimpfung hingedeutet, nun verfestigt sich die Studienlage stetig. Unter anderem war das Uni-Klinikum in Erlangen an einer Studie beteiligt, deren Daten die Vorteile der Kreuzimpfung nochmals bestätigte.
Kreuzimpfung: Stiko empfiehlt Kombi aus Astrazeneca und mRNA-Impfstoff
Die Ständige Impfkommission (Stiko) befürwortet bei Personen, die schon eine Astrazeneca-Impfung erhalten haben, eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wie dem von Biontech/Pfizer – aus Risiko-Nutzen-Abwägungen heraus.
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Bisher lagen allerdings kaum Daten vor, wie gut der menschliche Organismus auf eine solche Kombinationsimpfung mit der Bildung von Antikörpern reagiert. Deshalb haben Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität München (TUM), des Helmholtz Zentrums München, des Universitätsklinikums Erlangen und des Universitätsklinikums Köln diese Immunreaktion nun im Rahmen einer retrospektiven Studie wissenschaftlich überprüft. Untersucht wurde das Blut von rund 500 Probandinnen und Probanden, die neun Wochen nach ihrer ersten COVID-19-Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca eine zweite Impfung mit dem mRNA-Vakzin von Bioontech/Pfizer erhalten hatten. Fazit: Die neutralisierende Antikörperantwort war bei diesen Probandinnen und Probanden sehr viel stärker ausgeprägt als bei Menschen, die zweimal das Vakzin von Astrazeneca bekamen. Die Immunreaktion auf die Kombinationsimpfung zeigte sich als mindestens genauso gut wie die Antikörperantwort nach zwei Impfungen mit dem mRNA-Vakzin von Biontech/Pfizer. Die Studienergebnisse wurden nun in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ veröffentlicht.
Auf Basis der erhobenen Daten kommen die drei Studienleiter – Prof. Dr. Ulrike Protzer (TUM und Helmholtz Zentrum München), Prof. Dr. Klaus Überla (Uni-Klinikum Erlangen) und Prof. Dr. Oliver Cornely (Universitätsklinikum Köln) – zu dem Schluss, dass die Kombinationsimpfung eine valide Option darstellt. Sie ist sogar effizienter als die zweimalige Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff und könnte beispielsweise bei individuellen Unverträglichkeiten oder bei Versorgungsengpässen zum Einsatz kommen. Die Forscherinnen und Forscher hoffen zudem, dass die Kombinationsimpfung ein weiterer Baustein ist, um die Wirksamkeit der COVID-19-Impfung generell zu verbessern. Allerdings sind dafür noch weitere Studien zur Bestätigung der Sicherheit und der klinischen Wirksamkeit dieser und anderer Kombinationsimpfungen erforderlich.
MHH-Studie zu SARS-CoV-2: Kreuzimpfung schützt effektiv
Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) von Professor Dr. Reinhold Förster, Leiter des Instituts für Immunologie, und Professor Dr. Georg Behrens, Klinik für Rheumatologie und Immunologie. Die Wissenschaftler haben die Immunantworten in Blutproben von 175 freiwilligen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern verglichen, von denen sich ein Drittel nach der AstraZeneca-Erstimpfung auch bei der Zweitimpfung für AstraZeneca entschieden hat und zwei Drittel für Biontech/Pfizer. Bei den Studienteilnehmenden handelt es sich um MHH-Beschäftigte.
BOSON Corona Schnelltest Selbsttest bei Amazon ansehen„Die Zweitimpfungen mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff führten zu deutlich stärkeren Immunantworten als die Zweitimpfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff“, berichtet Professor Förster: Nach der Kreuzimpfung war ein 11,5-facher Anstieg bestimmter schützender Antikörper (Anti-S-IgG) zu verzeichnen, wohingegen die ausschließliche AstraZeneca-Impfung zu einem rund dreifachen Anstieg führte.
Ähnliche Veränderungen gab es bei weiteren Antikörpern (Anti-S-IgA) sowie bei den T-Zellen. Auch die Qualität der Antikörper und der T-Zellen war nach der Kreuzimpfung höher. Antikörper halten das Virus davon ab, in die Zellen einzudringen. T-Zellen zerstören infizierte Zellen und lösen weitere Immunreaktionen aus.