Königshof-Spekulation: Jetzt soll ein Archäologe graben

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Die bei der Sanierung ausgegrabene Steinmauer könnte zwar ein Fundament sein, aber auch die Sichtmauer eines älteren Gebäudes. Jetzt soll ein Archäologe beauftragt werden. Fotos: Bernhard Panzer
Die bei der Sanierung ausgegrabene Steinmauer könnte zwar ein Fundament sein, aber auch die Sichtmauer eines älteren Gebäudes. Jetzt soll ein Archäologe beauftragt werden.  Fotos: Bernhard Panzer
Das Seelhaus am Kirchenplatz. Die Sanierung ruht vorerst.
Das Seelhaus am Kirchenplatz. Die Sanierung ruht vorerst.
 

Die im Seelhaus entdeckte massive Mauer wird weiter untersucht. Ein Grabungsexperte war bereits vor Ort. War es ein Fundament oder ein Sichtmauerwerk?

Als die Bauarbeiter bei der Sanierungsvorbereitung für das Seelhaus am Kirchenplatz auf ein massives, steinernes Fundament gestoßen sind, war das Staunen groß. Und sofort gab es Spekulationen darüber, ob das offensichtlich sehr alte Mauerwerk mit dem Königshof zu tun haben könnte, den Uraha einst wohl hatte und der Herzogenaurach noch viel älter machen könnte als die bisher nachgewiesenen gut tausend Jahre.
Seit dem Fund ist Baustopp in dem historischen Gebäude, dessen Anfänge auf die Mitte des 15. Jahrhunderts zurückgehen. Und unterdessen hat sich auch ein Experte für Bodendenkmäler vom Amt für Denkmalschutz in Nürnberg auf der Baustelle umgeschaut.


Spannende Geschichte

Eines kann Robert Frank jetzt schon versprechen: Das entdeckte Fundament wird eine spannende Geschichte. Bei der ersten Besichtigung des Mauerwerks habe er zwar noch keine Erkenntnisse gewinnen können, denn jetzt müsse erst noch ausgiebig geprüft werden. Aber einen Eindruck hat der Grabungstechniker der Behörde sehr wohl bekommen.
Und der ist durchaus spannend. So spannend, dass sich jetzt ein Mittelalter-Archäologe mit dem Fund auseinandersetzen wird. Denn es stehen mehrere Fragen im Raum. So ist das Fundament auch nach Franks Meinung "ungewöhnlich sauber gearbeitet". Das allerdings spreche eher dafür, dass es sich um ein Sichtmauerwerk gehandelt haben könnte. Das ist aber nicht das einzige Rätsel, man habe nämlich auch einen angebrannten und mit Ruß geschwärzten Stein gefunden.


Woher sind die Steine?

Jetzt müsse herausgefunden werden, ob weiterer Handlungsbedarf besteht. War es trotz der ungewöhnlichen Verarbeitung tatsächlich ein Fundament oder aber die Mauer eines älteren Bauwerks? Der Archäologe, den übrigens die Stadt beauftragen muss, werde nun untersuchen, ob es zu der entdeckten Mauer auch eine Baugrube gibt. Das sollte sich bei Erdreich-Grabungen innerhalb des Gebäudes zeigen.
Wenn sich eine solche nachweisen lässt, dann dürfte es sich bei der Mauer wohl um die Reste eines älteren, dort frei stehenden Bauwerks handeln. Findet sich aber keine Baugrube, dann könnte der steinerne Fund früher auch von anderswo herbeigeschafft worden sein. Von einem anderen Bauwerk zum Beispiel, das damals abgetragen wurde. Vielleicht ja vom Königshof?


Die Idee mit dem Königshof

Antworten können nur die Nachuntersuchungen geben, die jetzt anstehen. Albert Geinzer vom Bauamt der Stadt wird sich jetzt darum kümmern, einen Archäologen zu beauftragen. Und blickt dessen Ergebnissen mit Spannung entgegen. Die Idee mit dem Königshof hat der Rathaus-Mitarbeiter noch nicht aufgegeben. Der soll doch irgendwo dort gestanden haben, und nicht direkt am Schloss, nimmt er an. Denn dort würde man wohl eher einen Burgfried finden.
Kreisheimatpfleger Manfred Welker und Irene Lederer vom Stadtmuseum hingegen hatten es direkt nach dem Fund eher als unwahrscheinlich erachtet, dass man tatsächlich Spuren des Königshofs entdeckt hat. Solche Königshöfe sind im Regnitzgebiet und auch etwas abseits davon in der spätkarolingischen Zeit entstanden. Es handelte sich um landwirtschaftliche Anwesen mit zentralem Steinbau, dem so genannten Pallas.
Wie dem auch sei, das Fieber der Geschichtsfreunde ist entfacht. Was Robert Frank, der stellvertretende Dienststellenleiter, als "ganz interessantes historisches Detail" bezeichnet, hat direkt vor Ort sicherlich noch größere Bedeutung. Eben weil historische Funde auch immer Aussagen über die frühe Geschichte von Uraha geben können.


Und wenn ein Skelett dort liegt?

Ein paar Scherben, die Bauarbeiter jetzt aus der Seelhaus-Erde ausgegraben haben, dürften allerdings nicht so sehr alt sein. Dem ersten Blick zufolge schätzt auch Frank eher Spätmittelalter.
Und was ist, wenn es tatsächlich der Königshof war und sich das nachweisen ließe? Dann müssten sich die Beteiligten gemeinsam an einen Tisch setzen und das weitere Vorgehen überlegen. Von sich aus werde die Denkmalbehörde keine Maßnahmen veranlassen, sagte Frank. Es sei denn, es taucht vielleicht ein altes Skelett auf. Dann allerdings würde man vielleicht tiefer graben wollen.