Klasse statt nur Klassik in Höchstadt

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Das Ensemble von links: Jamila Musayeva, Max Eisinger, Lukas Kroczek, Eugen HubertFoto: Johanna Blum
Das Ensemble von links: Jamila Musayeva, Max Eisinger, Lukas Kroczek, Eugen HubertFoto: Johanna Blum

Es war ein anderes Neujahrskonzert als gewöhnlich, zu dem der Förderkreis "pro musica" eingeladen hatte: Das Feuerbach Quartett gastierte in Höchstadt.

Der Höchstadter Förderkreis "pro musica" hatte das mehrfach preisgekrönte "Feuerbach Quartett" aus Nürnberg für sein Neujahrskonzert eingeladen. Es gastierte am Freitag in der voll besetzten Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt.

"Das Feuerbach Quartett lässt die Grenzen zwischen Klassik und Rockmusik verschwinden", war in der Ankündigung zu lesen. Wer mehr Klassisches erwartete, wurde trotzdem nicht enttäuscht, denn die vier jungen Musiker zeigten in ihren Pop- und Rocksongs, dass nicht nur Klassik "klasse" sein kann.

"Ziel unseres Musizierens ist es, unseren Spaß und die Freude daran auf die Zuhörer zu übertragen", so Eugen Hubert in einem Gespräch mit dem FT. Das ist ihnen wahrlich gelungen und erst nach zwei Zugaben durften die jungen Musiker die Bühne verlassen.

"Wahnsinn! Wunderbar! Eine Dynamik!" So schwärmten die begeisterten Zuhörer am Ende des Konzerts, eines "Neujahrskonzertes der anderen Art", wie Klaus-Dieter Stolper bei der Begrüßung meinte. In der Pause lobte er das Ensemble: "Die Musiker sind technisch absolut perfekt, das Arrangement ist super, der Rhythmus reißt mit - voll überzeugend! Das könnte fast eine Werbeaktion für das Erlernen eines Streichinstruments sein!"


"Ungewöhnlich, aber schön"

Die Musiker reizten alle Mittel der Streich- und Zupftechniken aus - einfach alles, was Streichinstrumente bieten.

Stücke wie "Beat it" (Michael Jackson), "Skyfall" (James Bond), "Knights of Cydonia" (Muse), "Get Lucky" (Duff Punk), "Shape of You" (Ed Sheeran) und mehr erklangen im neuen Gewand. Punkrock und A-cappella-Chor - alles vereint in einem klassischen Streichquartett - erschien für manchen Hörer im ersten Moment etwas ungewöhnlich, aber der Abend entpuppte sich dann wirklich als Ohrenschmaus.

"Ich kenne viele Stücke nicht im Original, aber das macht gar nichts, denn es ist einfach schöne Musik", erklärte ein Zuhörer. Auch Jennifer (13) und Natalie (10) schwärmten: "Es macht Spaß, wie der Max erzählt und die Musik ist auch sehr schön!"

Vor der "Bombax-Suite" verriet Max Eisinger, Moderator und Musiker, den Hintergrund zu diesem selbst geschriebenen Stück. "Bombax" komme aus dem Lateinischen und heiße "Verflixt nochmal!" Während eines klassischen Konzerts im letzten Jahr stürzte er beim Gang auf die Bühne und dabei zerriss seine Hose. Erst nach längerer Zeit - das Gelächter des Publikums irritierte ihn zwar stark - merkte er, dass er recht freizügig auf der Bühne saß. Das war einfach verflixt und zugenäht!
Leise und laute Töne, gezupft, gestrichen, geklopft und gesummt, wechselten sich ab. Der Song "Schrei nach Liebe" von den Ärzten sei heute aktueller denn je, betonte Max. "Es ist eine Hymne gegen Rechts und sie passt auch gut in das Jahr 2018." Das Publikum durfte den Refrain mitsingen und erst schüchtern, dann fester erklang im Saal: "Ohoho A...loch".

Das Cello wurde plötzlich zur Gitarre und der Cellist zum Sänger - ein ungewohntes Bild. "The hurdy gurdy" (Danovan) - ein Ohrenschmaus! Alles klatschte begeistert. Beim Beatlessong "Hey Jude" stimmten wieder alle mit ein und ein Hauch Romantik schwebte durch den Saal.


So kam es zum Namen

Die Mitglieder des Ensembles haben gemeinsam an der Hochschule für Musik in Nürnberg studiert und sich dann zum "Feuerbach Quartett" zusammengeschlossen. Seit knapp einem Jahr spielen sie in der jetzigen Besetzung: Jamila Musayeva (Violine), Max Eisinger (Violine), Eugen Hubert (Bratsche) und Lukas Kroczek (Cello).

Der Name "Feuerbach" habe nur in zweiter Linie mit dem großen Philosophen zu tun. "Wir trafen uns immer in der Feuerbachstraße im Feuerbach-Cafe in Nürnberg und da war der Name naheliegend", schmunzelt Jamila, die erste Geigerin.

Die perfekten Arrangements stammen aus den Federn aller Ensemblemitglieder. "Wir wechseln uns ab, genauso wie mit der musikalischen Leitung", erklärt Jamila Musayeva. "Heute waren Max und Lukas dran", fügt sie noch an.

Im März 2017 veröffentlichten sie das Album "Knights and Fools". Heute sind die Musiker Lehrer und Dozenten an verschiedenen Musikakademien und -schulen in Bayern und Baden-Württemberg.
Übrigens, am 3. März spielen sie in Bamberg im Theater am Michelsberg.