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Jubel in Erlangen: Warum "Schloti" jetzt wieder leuchten darf


Autor: Nikolas Pelke

Erlangen, Donnerstag, 22. November 2018

Jubelstimmung in Erlangen: Die Stadtwerke dürfen den Schornstein ab sofort wieder in der Nacht farbenfroh anstrahlen. Die Stadt hatte sich über neun Monate um eine Genehmigung bemüht.
Er leuchtet wieder: In erlangen ist die Freude über  die Beleuchtung des Schlots groß. Foto: Stadtwerke Erlangen


Licht aus, Schloti an: Die Erlanger Stadtwerke dürfen ihren 140 Meter hohen Kamin wieder zum Leuchten bringen. "Und da leuchtet er wieder", freute sich Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) am Dienstagabend und dankte via Internet den Stadtwerken für ihren unermüdlichen Einsatz.

Zuvor hatte Wolfgang Geus, Vorstandsvorsitzender des städtischen Energieversorgers, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den von den Erlangern liebevoll "Schloti" genannten Kraftwerkkamin wieder anstrahlen zu dürfen. Im Februar diesen Jahres hatte die Regierung von Mittelfranken die Illumination mit Verweis auf rechtliche Bestimmungen und fehlende Genehmigungen untersagt.

Aufregung in Erlangen groß

Nach dieser Hiobsbotschaft war die Aufregung in der Hugenottenstadt seinerzeit groß gewesen. Sogar die Stadtspitze im Rathaus drückte ihr Bedauern aus. "Ich finde es sehr schade, dass der Schlot nicht mehr leuchten darf, denn er hat vielen Erlangern eine Freude gemacht - mir auch", trauerte sogar Oberbürgermeister Janik über das plötzliche Nein aus Ansbach.

Die Schuld für die fehlende Beantragung der nötigen Genehmigung nahm der Chef der Stadtwerke höchstpersönlich auf sich. "Das war eindeutig ein Fehler von mir. Ich hatte nicht bedacht, dass eine Illumination unseres Kamins nicht gleichzusetzen ist mit einer Illumination eines anderen Gebäudes wie zum Beispiel eines Kirchturmes, Geschäftshauses oder der Kaiserburg", räumte Wolfgang Geus, Vorstandsvorsitzender des städtischen Energieversorgers, seinerzeit gegenüber unserem Medienhaus auf Anfrage ein.

Genehmigung: "Das haben wir nicht bedacht"

Die Regierung von Ansbach verwies darauf, dass das Erlanger Kraftwerk und mit ihm der Schornstein dem Bundes-Immissionsschutzgesetz unterliege. Somit hätte die Lichtinstallation im Vorfeld genehmigt werden müssen. "Das haben wir nicht bedacht", erklärte Geus und kündigte nach der niederschmetternden Nachricht im Februar unverzüglich an, dass sich die Stadtwerke für Schloti ins Zeug legen wollten.

Neun Monate später ist es am Dienstagabend soweit gewesen. Die Regierung von Mittelfranken hat für die "Schloti-Erleuchtung" grünes Licht gegeben. Um die Vogelwelt nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, müssen zeitliche Vorgaben beachten werden. Der Kamin darf den Erlanger Nachthimmel in den Wintermonaten nur von Anfang November bis Ende Februar erhellen. Auch in den Monaten Juni und Juli darf der Schlot den Erlanger Nachtschwärmern den Heimweg leuchten. Für fünf zusätzliche "Schloti-Nächte" pro Jahr hat die Ansbacher Behörde obendrein noch eine Sondergenehmigung erteilt. Die fünf Aktionstage, an denen Schloti zusätzlich erleuchtet werden darf, lauten: Tag des Wassers (22. März), Tag des Baumes (25. April), Tag des Lichtes (16. Mai), Nationalfeiertag (03. Oktober) und Lange Nacht der Wissenschaft (1 Tag Ende Oktober).

Spontanes Freudenfest

Schon vor dem überraschenden Nein aus Ansbach hatten die Stadtwerke in Absprache mit dem Bund Naturschutz daran gedacht, das Kaminlicht während der Hauptreisezeiten der Zugvögel von März bis Mai sowie von September bis November auszuknipsen. Allein aus Energiespargründen wollen die Stadtwerke den Schornstein übrigens "natürlich nicht die ganze Nacht" erhellen. Die Lichtschalter sollen ab Einbruch der Abenddämmerung bis Mitternacht und dann wieder ab fünf Uhr bis zum Morgengrauen angeschaltet werden.

Über die offizielle Genehmigung freut man sich bei den Stadtwerken riesig. "Ein herzliches Dankeschön nach Ansbach an die Regierung von Mittelfranken, die dafür gesorgt hat, dass es hier in Erlangen mit rechten Dingen zugeht", rief Stadtwerke-Chef Wolfgang Geus den Behörden bei einem spontanen Freudenfest zu. Der Stadtwerke-Vorstand hatte alle Mitarbeiter am Dienstagabend zu einem Fest mit dem lustigen Namen "Kaminilluminationswiederinbetriebnahmefeier" eingeladen.

Kosten im fünfstelligen Bereich

Es sei richtig, sagte Geus dort mit Blick auf die druckfrische Genehmigung, dass nicht jeder machen könne, was er wolle. Den Stadtwerken seien Themen wie Umweltschutz und Ökologie äußerst wichtig. "Natürlich wollen wir nicht, dass der angeleuchtete Kamin die Zugvögel in die Irre führt oder den Tag-Nacht-Rhythmus von Lebewesen wie Mücke oder Mensch durcheinander bringt", erklärte Geuss und verwies darauf, dass sich auch der Stromverbrauch der Illumination in ökologisch und ökonomisch vertretbaren Grenzen hält.

Für die nächtliche Lightshow sollen nur rund 8000 Kilowattstunden pro Jahr anfallen. Das entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch von zwei Ein-Familien-Haushalten. Die Kosten für die zahlreichen Gutachten, die für die Erteilung der Beleuchtung des Kultschlotes notwendig waren, bewegen sich laut Geus "im niedrigen fünfstelligen" Bereich. Der Papieraufwand sei dagegen "beträchtlich gewesen. Ein "richtig dicker Ordner" wird zukünftig das Firmenarchiv bereichern.

Laut Regierung von Mittelfranken sei insbesondere durch ein lichttechnisches Gutachten der Nachweis geführt worden, dass die Beleuchtung nicht zu schädlichen Umwelteinwirkungen wie etwa eine Raumaufhellung bei Nachbarn, Blendung der Verkehrsteilnehmer, Auswirkungen auf den Flugverkehr oder Einwirkungen auf die Tierwelt führt. Als Auflage müssen die Stadtwerke eine "insektenfreundliche Beleuchtung" verwenden. Außerdem darf die Intensität der LED-Strahler nicht erhöht werden, teilt die Regierung von Mittelfranken auf Anfrage mit.

Im Netz wird die Renaissance des neuen Leuchtwahrzeichens der Hugenottenstadt derweil ebenfalls gefeiert. "Was lange währt wird endlich gut. Habe den Ausblick auf dem Nachhauseweg genossen", schrieb beispielsweise eine Erlangerin am Dienstagabend im Internet unter das brandaktuelle Foto des wieder erleuchteten Schornsteins.

Leucht-Schornstein

Kult Begonnen hat der "Schloti-Hype" in der letzten Neujahrsnacht. Vielen Erlangern hatte der zur Silvesternacht erleuchtete Kamin so gut gefallen, dass die Stadtwerke die Lichter nach einer Flut von positiven Zusendungen schnell wieder anschalteten. Ohne an die bürokratischen Hürden zu denken. Im Februar hatte die Regierung von Mittelfranken die Beleuchtung verboten. Seit diesem November darf "Schloti" nun wieder leuchten. Am Dienstagabend wurde der imposante Schornstein zum ersten Mal wieder illuminiert.

Live Im Internet gibt es sogar eine "Schloti-Cam", die Live-Bilder aus einer Höhe von rund 140 Meter sendet (LINK http://erlangen.leute.server.de/).