In Mühlhausen wird ein Kindheitstraum wahr

1 Min
Marco Tränkenschuh an dem Ort, an dem er sich am Wohlsten fühlt: in der Backstube der Familie. Fotos: Evi Seeger
Marco Tränkenschuh an dem Ort, an dem er sich am Wohlsten fühlt: in der Backstube der Familie. Fotos: Evi Seeger
Großvater Fritz, Vater Jürgen und Sohn Marco (von links): Drei Generationen arbeiten in der Bäckerei Tränkenschuh in der Kleinen Dorfstraße.
Großvater Fritz, Vater Jürgen und Sohn Marco (von links): Drei Generationen arbeiten in der Bäckerei Tränkenschuh in der Kleinen Dorfstraße.
 
Die Bäckerei Tränkenschuh in der Kleinen Dorfstraße in Mühlhausen hat Tradition. Im Bild der jünste Bäckermeister Deutschlands
Die Bäckerei Tränkenschuh in der Kleinen Dorfstraße in Mühlhausen hat Tradition. Im Bild der jünste Bäckermeister Deutschlands
 
Das Zeugnis
Das Zeugnis
 

Marco Tränkenschuh hat schon mit vier Jahren in der Backstube seines Opas Brezen geformt. Jetzt ist der Mühlhausener mit 18 Jahren der jüngste Bäckermeister Deutschlands.

"Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst", legt Richard Wagner in den "Meistersingern von Nürnberg" seinem Hans Sachs in den Mund. Dabei dürfte der berühmte Komponist und Dichter an honorige alte Herren gedacht haben. Sicher nicht an einen Bäckermeister wie Marco Tränkenschuh. Der junge Mann aus Mühlhausen ist 18 Jahre alt und Deutschlands jüngster Bäckermeister.

"Es muss wohl an den Genen liegen", sagt sein Opa, Bäckermeister Fritz Tränkenschuh nicht ohne Stolz. Auch Marcos Vater ist Bäcker und sein Ururgroßvater war es ebenfalls. Schon im zarten Alter von vier Jahren hat der kleine Marco Brezen für die Besucher aus dem Kindergarten geformt. Er habe nie etwas anderes werden wollen, sagt der junge Meister. Seine Ausbildung absolvierte er in der Memmelsdorfer Bäckerei Ohland.
Sie wurde - aufgrund seiner guten Leistungen - von drei auf zwei Jahre verkürzt.

Für den "Feinschliff" habe der Opa gesorgt. "Er hat mich speziell auf die Meisterschule vorbereitet." Die Meisterschule war die Deutsche Bäckerakademie in Olpe (Nordrhein-Westfalen) mit angeschlossenem Internat. Da gab es auch Mädchen. Und was macht man mit 18 Jahren am liebsten - flirten natürlich! "Nein, das war verboten", erzählt Marco. Es wären deswegen sogar schon Schüler rausgeflogen.
"Du siehst, was du gemacht hast", antwortet er auf die Frage, was ihm denn am Bäckerberuf so gut gefällt. In der Industrie sehe man ja immer nur ein Teilprodukt. Motivierend seien auch positive Rückmeldungen von der Kundschaft. "Mir macht alles Spaß", sagt er. Er mache den Beruf einfach gern. Mit dem frühen Aufstehen habe er überhaupt keine Probleme.

Marco ist nicht nur der amtierende jüngste Bäckermeister, er hat bei der Meisterprüfung auch noch hervorragende Noten erzielt. Über zehn Tage ging die theoretische Prüfung, in der er die Traumnote eins erreichte. Der Lehrstoff beinhaltet auch Steuerrecht, Buchführung und einen pädagogischen Teil mit Ausbildereignungsprüfung. Zwei Tage zu je acht Stunden beanspruchte die praktische Prüfung, die er mit der Note zwei abschloss. "Es fallen auch viele durch", erzählt er. Denn die meisten Kandidaten kämen aus Großbäckereien und bei der Prüfung gehe es hauptsächlich um das handwerkliche Können.

Und wie sieht die Zukunft von Deutschlands jüngstem Bäckermeister aus? Für zwei Jahre will er noch in seinen Ausbildungsbetrieb nach Memmelsdorf zurück. Dann möchte er die Bäckerei in Mühlhausen übernehmen. "Der Opa bleibt noch, bis ich anfange", sagt er. Ihm und seiner ganzen Familie sei er dankbar für die Unterstützung, die sie nicht nur handwerklich, sondern auch finanziell geleistet hat.

Weiterbilden möchte sich Marco Tränkenschuh auch. Vielleicht einmal Vorträge in Schulen halten, "denn das Bäckerhandwerk hat derzeit kein so großes Ansehen, und das muss besser werden". Allen, die ihre Backwaren im Discounter kaufen, hält er entgegen: "Qualität hat einfach ihren Preis!" Mit der Meisterprüfung in der Tasche könnte Marco Tränkenschuh jetzt auch studieren - Lebensmitteltechnik zum Beispiel. Der Meisterbrief ersetzt das Abitur.