In Lonnerstadt gibt es eine tierische Therapie

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Yorkshire Terrier Ben muss auf dem Unterwasserlaufband gehen, damit seine Knie wieder belastbar werden. Sibylle Gäck behält den Terrier im Blick. Fotos: Franziska Rieger
Yorkshire Terrier Ben muss auf dem Unterwasserlaufband gehen, damit seine Knie wieder belastbar werden. Sibylle Gäck behält den Terrier im Blick. Fotos: Franziska Rieger
 
 
 
 
 
 

Nicht nur bei uns Menschen zwickt und zwackt es manchmal in den Muskeln und Gelenken: In Lonnerstadt gibt es dafür eine Physiopraxis für Hunde und Pferde.

Die Patienten, die zu Sibylle Gäck kommen, haben Probleme mit der Hüfte, leiden an Arthrose oder an einer lockeren Kniescheibe. Bevor die Therapiestunde beginnt, gibt es meist eine kurze Streicheleinheit oder ein paar Leckerlis zur Belohnung. Denn die Patienten von Sibylle Gäck sind keine Menschen, sondern laufen auf vier Pfoten: In ihrer Tierpraxis für Physiotherapie und Osteopathie "Schrittmacher" in Lonnerstadt behandelt die 45-Jährige Hunde, bald auch Pferde.

In der Physiopraxis steht neben einer Behandlungsliege ein kleines Hunde-Skelett und ein Kniegelenk, an dem Gäck die Kniescheibe herausklappen kann. "Das Skelett sieht aus wie beim Menschen. Der Unterschied ist, dass wir auf zwei Beinen laufen und nicht auf vier", sagt Gäck. Der Gehapparat ist es auch, der den Hunden besonders oft Probleme bereite: Kreuzbänder, Miniskus, oder die Knie.


Hund hat Knieprobleme

So war es auch bei dem zehn Jahre alten Yorkshire Terrier Ben. Nachdem ihm beide Knie operiert worden waren, ist er keine Treppenstufen mehr gelaufen, selbst aufs Sofa musste man ihn hochheben, erzählt seine Besitzerin Morena Scholz. Seit sechs Wochen ist der Hund Patient in der Tierphysiopraxis.

Dort darf er regelmäßig auf das Unterwasserlaufband. Wenn er nur mit einem Teil seines Körpergewichts läuft, kann er leichter seine Knie trainieren. "Jetzt rennt und springt er wieder", sagt Besitzerin Scholz.

Neben dem Unterwasserlaufband arbeitet die Physiotherapeutin mit Geräten, die Wärme und Schallwellen übertragen. Eine Therapie mit Blutegeln kann bei Arthrose oder Bandscheibenvorfällen helfen.

Bevor die Arbeit mit einem neuen Tier beginnt, füllen die Hunde-Besitzer einen Fragebogen aus. Haltung, Fressgewohnheiten oder das Gewicht sind wichtige Indikatoren für die Therapeutin. Dann stellt sie einen Therapieplan auf. Oft spreche sie sich mit dem behandelnden Tierarzt ab, fordere Röntgenbilder an. Eine genau Anamnese ist für Gäck wichtig: "Ich möchte keine Prognosen behandeln, ich möchte mir selbst ein Bild machen", sagt sie.

Um vier Hunde kümmert sich die 45-Jährige momentan in ihrer Praxis - von der Dogge bis zum Yorkshire Terrier sind alle Größen und Rassen dabei. "Je kleiner die Hunde sind, desto schwieriger kann man sie behandeln", sagt Gäck. Schließlich müsse sie dann feiner arbeiten. Das Alter spiele keine Rolle. Bei gebrechlichen Hunden müsse man eben die Therapie anpassen und beispielsweise mehr mit Massagen arbeiten. Auch vor aufgewühlten oder kläffenden Hunden macht Gäck nicht Halt - immerhin gebe es die Möglichkeit, mit einem Maulkorb zu arbeiten.

Außerdem stehe der Besitzer immer am Kopf des Tieres, um es zu beruhigen. "Je öfter die Tiere kommen, desto entspannter werden sie." Ein bis zwei Mal in der Woche kommen die meisten Patienten. Manche Hunde brauchen ihr Leben lang eine Therapie, andere sind nach einem Vierteljahr austherapiert.


Manche haben eine Versicherung

Das kann für die Besitzer natürlich ins Geld gehen: zwischen 300 und 600 Euro kann die Therapie pro Vierteljahr kosten, je nach Aufwand. Manche Patienten haben eine Hunde-Versicherung oder eine extra OP-Versicherung. Gäck erzählt, dass es auch Stiftungen gibt, die solche Behandlungen unterstützen. "Die Besitzer tun alles für ihr Tier", sagt die 45-Jährige. Dieses Wissen ist auch bei den Tiermedizinern angekommen. Die Uehlfelder Tierärztin Dr. Juliane Waas hat sich auf Akupunktur und Osteopathie spezialisiert. "Ich versuche Beschwerden erst einmal ohne Medikamente zu lösen, außer man kommt ohne Medikamente nicht weiter", sagt sie.

Besonders bei Verspannungen oder Vernarbungen komme ihre Therapie zum Einsatz. Ihr Kollegen der Schulmedizin hätten dazu geteilte Meinungen: "Eine Reihe von Kollegen überweist zu mir", sagt Waas. Doch nicht alle Mediziner seien von den sanften Behandlungsmethoden überzeugt: "Andere sagen, das ist Humbug" erzählt sie.