In der Kulturfabrik kommen Freunde des Improtheaters im Moment voll auf ihre Kosten. Die Teilnehmer lernen mit dem imPROjekt auch etwas für ihren Alltag.
Schauspielern kann ganz schön aufregend sein: Der Text muss sitzen, der Schauspieler muss sich in die eigene Rolle hineinversetzen. Und dann starren noch etliche Augenpaare.
Und wenn es gar kein Textbuch gibt, keine festgelegten Rollen? Dann nennt sich das ganze Improvisationstheater, kurz Improtheater. Beim Improtheater sind keine Texte vorgegeben, Eckpunkte wie Orte, Beziehungen oder Emotionen können aber genannt sein. "Anhand dieser Eckpfeiler wird dann eine Szene improvisiert", erklärt Stephan Baierl.
Er ist der Leiter des imPROjekt, ein Theater-Projekt in der Höchstadter Kulturfabrik. Baierl ist Theaterwissenschaftler und hat bereits in der Schule Theater gespielt. Mit diesem Fieber möchte er nun auch die sieben Teilnehmer des imPROjekts anstecken.
Auch im Alltag improvisieren
Eine davon ist Kim Schnock. Die Elftklässlerin hat bereits Theater-Erfahrung in der Schule gesammelt. Zum Improtheater ist sie auf einem Schulausflug gekommen. "Das Spontane finde ich cool", sagt Kim. Das sei auch für den Alltag nützlich: Spontan auf Situationen reagieren können, auf die man vielleicht gar nicht vorbereitet ist. "Zum Beispiel wenn man eine Präsentation hält und etwas nicht so läuft, wie geplant", sagt die Schülerin. Im Vorteil ist dann derjenige, der improvisieren kann.
Für das Projekt treffen sich die sieben Teilnehmer die nächsten zwei Monate einmal wöchentlich, jedes Treffen steht unter einem anderen Schwerpunkt. In dieser Stunde ist es die Körperstimme. Neben Gestik oder Mimik ist die Stimme ein wichtiges Werkzeug für Impro-Schauspieler.
Deshalb wärmen sich die Teilnehmer mit einer Übung auf, die ihre Stimme fördert. Sie sitzen in einem Kreis und sagen einen Laut so lange, bis die Luft weg ist. Das kann beispielsweise ein einfaches "Ah" sein. Kurz bevor der Ton ganz verstummt, muss der Nachbar den Ton aufnehmen. Im Idealfall entsteht so ein ununterbrochener Ton. Klar, wer nicht mit im Kreis sitzt findet das erst einmal lustig - auch die Teilnehmer müssen sich ein Lachen verkneifen. Aber darum geht es schließlich auch: Improtheater soll Spaß machen.
Eine Achterbahn der Emotionen
Dabei dürfen die Jugendlichen in völlig neue Rollen schlüpfen und Emotionen ausleben. Eine klassische Impro-Übung ist die Emotions-Achterbahn, erklärt Baierl. Dabei gibt die Spielleitung, also der Regisseur des Stücks, im Laufe einer Szene den Personen neue Emotionen. So kann sich ein verliebtes Paar zu explosiven Streithähnen entwickeln. "Gerade das ist spannend, wenn man Emotionen und Dinge vorgibt, die im Alltag eher skurril wirken", sagt der Betreuer.
Besondere Talente oder Eigenschaften brauchen die Teilnehmer für das Improtheater nicht. Mitmachen kann jeder, egal ob extrovertiert oder introvertiert. Auch eine Behinderung ist kein Hindernis für das improvisierte Schauspielern, erklärt Baierl. "Man muss sehen, was geliefert wird und darauf reagieren", sagt er.