Idee fällt auf fruchtbaren Boden: Die sechste Getreidemühle für Kindergärten

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Lecker! Das selbst gemahlene Weizenmehl lässt sich wunderbar abschlecken. Fotos: Bernhard Panzer
Lecker! Das selbst gemahlene Weizenmehl lässt sich wunderbar abschlecken.  Fotos: Bernhard Panzer
Zitronen auspressen ist gar nicht so einfach: Jutta Hug unterstützt die Kinder.
Zitronen auspressen ist gar nicht so einfach: Jutta Hug unterstützt die Kinder.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Ökofestinitiative beschenkt seit 2013 Kindertagesstätten mit Getreidemühlen. St. Otto ist die sechste Einrichtung. Die Kleinen machen schon eifrig mit.

"Wer ins Schlaraffenland will, muss sich durch einen Berg Hirsebrei durchfuttern, heißt es im Märchen." Wussten die Erzähler schon, dass Hirse den höchsten Gehalt an Kieselsäure hat und die wiederum der Gesundheit quicklebendiger Kinder sehr zuträglich ist?

Darüber schrieb der FT im Dezember 2013, als die Ökofestinitiative Herzogenaurach mit der Villa Herzolino den ersten Kindergarten der Stadt mit einer Getreidemühle beschenkte. Im Jahr darauf erklärte die Initiatorin der Aktion, Retta Müller-Schimmel, Wissenswertes über Dinkel. Den müsse man nur lange genug kauen, um ihn dann als Kaugummiersatz zu genießen. "Ganz ohne Zucker. Und Blasen machen kann man auch", erklärt sie damals den Kindern in der Tagesstätte Martin Luther.

Inzwischen sind es sechs Einrichtungen geworden, die das Angebot einer Getreidemühle gern angenommen haben. Es folgten Montessori und St. Magdalena und zuletzt im März 2018 der neue Kindergarten St. Franziskus auf der Herzo Base. Seit gestern ist auch St. Otto dabei. Da herrschte am Vormittag für zwölf Kinder eine besondere "Mahlzeit".

Die Vorsitzende der Initiative hatte Helferinnen mitgebracht, die sich mit den Kindern gemeinsam an den Tisch setzten und arbeiteten. Denn die Mühle ist ja nicht nur dafür da, dass man sein Mehl selber herstellen kann, sondern dass es auch verarbeitet wird. Idealerweise gestaltet man im Advent eine Weihnachtsbäckerei und macht köstliche Sterne oder Herzen.

Da wurde munter drauf los gewerkelt. Die einen Kinder rollten den Teig und stachen ihre Plätzchen aus. Die anderen stellten einen Kleber her, aus Zitronensaft und Puderzucker, damit die Süßigkeiten auf dem Weihnachtsgebäck auch halten. Muskelkraft war bei beiden gefragt: "Am besten ist, du stehst auf", riet die engagierte Ökologin der kleinen Rebecca zu, als sie ihren Teig ausrollte. Und auch das Auspressen der Zitronen will erst mal geschafft sein.

Bei allen Aktionen wurden die Kinder fleißig unterstützt von den Helferinnen der Initiative. Auch Jutta Hug, Manuela Bäuerlein, Renate Uhl und Gudula Putke, die auch noch fürs lokale Fernsehen drehte, hatten ihre Freude an der Aktion. Für die Kita St. Otto war die stellvertretende Leiterin Karin Nowak mit dabei.

Die Kleinen der Kindergartengruppen hatten sich schon in der letzten Woche mit dem Thema befasst. "Vom Korn zum Brot" hieß es da und so sei es keine Frage gewesen, dass die Idee einer Getreidemühle auf fruchtbaren Boden fallen würde. Auch entstand schon manche Geschäftsidee. "Wir können ja Mehl mahlen und es den Eltern dann verkaufen", fand Hannes.

Wichtig ist für Retta Müller-Schimmel auch die Nachhaltigkeit. Die Mühlen sollen das ganze Jahr über mahlen, nicht nur jetzt in der Vorweihnachtszeit. Dass das wirklich so ist, bestätigt sich bei den Besuchen. Denn alle sechs Mühlenbesitzer werden regelmäßig mit dem erforderlichen "Material" versorgt. Auch jetzt werden wieder säckeweise Weizen, Dinkel, Hirse und Roggen ausgeliefert, in Säcken von jeweils fünf Kilogramm.

Wichtig ist für die Spender freilich auch, dass die Kinder damit an die gesunde Ernährung herangeführt werden. Denn wenn die Kinder "ihr" Mehl für Kuchen selber herstellen, schmecken die selbst gebackenen Produkte viel besser.

Und noch auf einen dritten Schwerpunkt wird Wert gelegt. "Herzogenaurach ist Fair-Trade-Stadt", sagt Müller-Schimmel, die auch Stadt- und Kreisrätin der Grünen ist. Selbstverständlich seien alle Lebensmittel, die bei der Aktion der Ökofestinitiative eingesetzt werden, "biologisch, fair und regional." Vor allem auf den regionalen Aspekt legt sie Wert, "da hat man den besten ökologischen Fußabdruck."

Karin Nowak freut sich über das Interesse der Kinder. Aus jeder Gruppe durften vier teilnehmen. "Die Kinder dürfen mitentscheiden, was sie machen wollen", sagt sie. Wenn sie gerne backen, umso besser. Das machen sie jetzt mit eigenem Mehl.