Höchstadts Kellerlandschaft bröckelt

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Am Bierkeller von Irene Häusler sind Teile der Decke und der Wände heruntergekommen. Die historische Lagerstätte wird nun notdürftig gestützt. "Wenn weiter die Lkw über den Kellern fahren, ist der nächste Schaden eine Frage der Zeit", sagt sie.Hendrik Kowalsky
Am Bierkeller von Irene Häusler sind Teile der Decke und der Wände heruntergekommen. Die historische Lagerstätte wird nun notdürftig gestützt. "Wenn weiter die Lkw über den Kellern fahren, ist der nächste Schaden eine Frage der Zeit", sagt sie.Hendrik Kowalsky
26 Eingänge hat das unterirdische System der Bierkeller. Auf mehr als 2000 Metern wird darin bis heute Bier oder Wein gelagert.
26 Eingänge hat das unterirdische System der Bierkeller. Auf mehr als 2000 Metern wird darin bis heute Bier oder Wein gelagert.
 

An Höchstadts historischen Kellern wurden Beschädigungen festgestellt. Schuld soll der Schwerverkehr auf der darüber verlaufenden Staatsstraße sein. Für eine nahe gelegene Baustelle hat das Landratsamt einen Baustopp erwirkt.

Die Wut ist groß, die Enttäuschung auch: An einigen der mehr als 200 historischen Höchstadter Bierkeller wurden in den vergangenen Wochen teils schwere Schäden entdeckt. "Im Eingangsbereich ist unser Keller heruntergebrochen", beklagt Irene Häusler.

Sie besitzt einen der Keller sowie das darüber gelegene Kellerhaus an der Staatsstraße 2763, wo der Hohlweg abzweigt. Häuslers historische Lagerstätte ist Teil eines Labyrinths aus Kellern, Tunneln und Abzweigungen.

Fahrverbot wird missachtet

Das restaurierte Kellerhaus nutzt sie für private Veranstaltungen, im Gewölbe lagern mehrere Kellerbrüder ihr Bier. Am 6. Mai habe ein Kellerbruder sein Bier noch aus dem intakten Gebäude geholt. Zwei Tage später sei der Eingangsbereich in Teilen eingestürzt gewesen. "Das Problem sind die Lkw, die auf der Staatsstraße fahren", sagt Karsten Wiese vom Kellerbergverein. Der im Jahr 1991 gegründete Verein setzt sich für den Erhalt des als einmalig geltenden Ensembles von Kellern und Häusern ein. Zwar habe man erwirkt, dass auf diesem Abschnitt der Staatsstraße Tempo 30 gelte. "Doch daran hält sich niemand. Ebenso wenig wie an das Fahrverbot für Lkw", beklagt Wiese.

Stattdessen nahm der Lkw-Verkehr am Kellerberg zuletzt sogar zu: Oberhalb der Gewölbelandschaft werden Wohnhäuser errichtet, die Baustelle wird von entsprechenden Fahrzeugen angefahren. "Ich habe selbst Lkw gesehen, die auf der Straße fuhren und dann in die Baustelle eingebogen sind", sagt Häusler.

Seit die Bauarbeiten vor zwei Monaten begonnen haben, habe es Beschädigungen an Kellern und Häusern gegeben, meint Wiese. Am Haus "Wallensteins Lager" sind Risse an der Fassade zu sehen. "Ich habe mit einigen Kellerbesitzern gesprochen. Manche Keller sind teilweise eingestürzt", sagt er.

Irene Häusler hat die Schäden an ihrem Keller dem Landratsamt gemeldet. "Dort wusste man allerdings schon Bescheid", erklärt Häusler.

Bauvorschriften nicht eingehalten

Eine Nachfrage beim Landratsamt ergibt: Für die Baustelle am Kellerberg hat das Landratsamt einen Baustopp erwirkt, da Bauvorschriften nicht eingehalten worden seien. Die Stadt Höchstadt besitzt ebenfalls Kellerhäuser. Dazu gehört das Petersbeckhaus, das der Kellerbergverein nutzen darf.

Am Stadteigentum wurde laut Bürgermeister Gerald Brehm (JL) zwar keine Schäden festgestellt. Dennoch weist er auf die Auflagen hin, die mit der damals erteilten Baugenehmigung einhergingen: "In der Genehmigung wurde Wert darauf gelegt, dass die Keller keinen Schaden nehmen. Sie sind denkmalgeschützt."

Daher habe das Landratsamt die Auflage erteilt, dass Lkw die Baustelle nur bergseitig anfahren dürfen, sagt Brehm. Denn: Der Boden ist für diese Belastung nicht ausgelegt, das jahrhundertealte, aus Sandstein und Lehm bestehende Kellergewölbe ohnehin nicht.

Dabei wurden die Keller, die noch begehbar waren, in den vergangenen Jahren aufwendig saniert. "Wir haben EU-Fördermittel erhalten, um das Kulturerbe zu bewahren", erklärt Häusler.

Der Bauherr wollte sich auf Anfrage des Fränkischen Tags nicht äußern. Irene Häusler bekam vom Landratsamt jedoch die Information, dass "der Bauherr erst weiterbauen darf, wenn eine Ausnahmegenehmigung vorliegt. Dafür wurde bislang noch kein Antrag gestellt", sagt die Stadträtin.