Hochwasser Adelsdorf: Wasser schoss aus Neubaugebiet Reuthsee

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Welche Rolle spielte das Neubaugebiet Reuthsee bei einem Teil der Überflutungen in Adelsdorf? Das wird jetzt zu prüfen sein.

In ganz Erlangen-Höchstadt sorgte das Unwetter vom Donnerstag für zahlreiche Einsätze der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und des Technischen Hilfswerks (THW).

Am schwersten war jedoch die Gemeinde Adelsdorf betroffen, wo die Funkmeldeempfänger der Adelsdorfer Feuerwehrler gegen 19:15 Uhr das erste Mal ertönten. "Reißender Bach in der Bahnhofstraße" war die erste Meldung, aus dem Neubaugebiet Reuthsee (Seeside) schossen große Wassermassen in die Straßen, so die Mitteilung des Kreisbrandinspektors Stefan Brunner.

Bei einer Pressekonferenz von Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) zusammen mit Einsatzkräften sagte CSU-Gemeinderat Uwe Pöschl: Befürchtungen, dass es durch das Neubaugebiet "Seeside" zu verstärkter Hochwassergefahr kommen könnte, habe es ja gegeben. Nun müsse man überprüfen, welche Rolle das "Seeside" bei den jüngsten Überschwemmungen gespielt hat.

Jedoch kamen aus ganz Adelsdorf am Donnerstag die Notrufe. Es wurden bereits über die Integrierte Leitstelle Nürnberg die Nachbarfeuerwehren alarmiert sowie Sirenenalarm für die Freiwillige Feuerwehr Adelsdorf gegeben, da die Zahl der hilfesuchenden Adelsdorfer Bürger schlagartig in die Höhe schnellte. Starke Niederschläge inklusive Gewitter erschwerten trotz Dauerbetriebs des Scheibenwischers die Sicht. Nach weiteren Erkundungen und einer ersten Lagemeldung des Einsatzleiters, 2. Kommandant Rainer Hubert aus Adelsdorf, erfolgte die Alarmierung von Stellv. Kreisbrandrat Stefan Brunner, der umgehend weitere Führungsdienstgrade der Kreisbrandinspektion, den Fachberater des THW, die Einsatzleitwagen der FF Höchstadt und der Unterstützungsgruppe "Örtliche Einsatzleitung" des Landkreises nach Adelsdorf beordern ließ.

Nach deren Eintreffen wurde in der Fahrzeughalle die Einsatzleitung eingerichtet, die zugleich auch die Entwicklung an den anderen Schadensorten im Landkreis mit im Auge behielt.

Zur Unterstützung von Einsatzleiter Rainer Hubert wurde durch die anwesenden Mitglieder der Kreisbrandinspektion eine Führungsgruppe aufgebaut, die zunächst einmal für diese Lage ge-eignete Kommunikationswege festlegte, sämtliche bereits laufenden Einsätze und vor Ort be-findlichen Einheiten erfasste, von der Leitstelle Nürnberg sämtliche noch anstehenden Anforde-rungen zugesenden ließ, priorisierte und dann die weiter erforderlichen Maßnahmen koordinierte. Nachdem das Unwetter langsam nachließ und auch die eingehenden Notrufe weniger wurden, wurde jedoch darauf verzichtet, weitere Maßnahmen nach dem Bayerischen Katastrophenschutzgesetz einzuleiten oder zusätzliche Feuerwehren zu alarmieren.
Adelsdorfs Bürgermeister Karsten Fischkal (FW), dessen Wohnhaus selbst vom Unwetter massiv betroffen war, wurde durch Stefan Brunner telefonisch über notwendige Maßnahmen auf dem Laufenden gehalten.

Allein in der Gemeinde Adelsdorf wurde durch die 131 anwesenden Helfer der Feuerwehren Adelsdorf, Aisch, Buch bei Gremsdorf, Gremsdorf, Höchstadt a. d. Aisch und Neuhaus sowie des THW-Ortsverbands Baiersdorf bis kurz vor Mitternacht an 79 Einsatzstellen technische Hilfe geleistet, überwiegend wegen Wasser in Kellern, umgestürzter Bäume und überschwemmter Straßen. Schwerpunkte waren dabei die Schillerstraße, Jahnstraße, Maria-Ludwig-Straße, Adal-bert-Stifter-Straße, Beethovenstraße, Bahnhofstraße, Albert-Schweitzer-Straße, die Siedlung Frankenring und Grünsee sowie das Neubaugebiet Seeside.

Die B470 musste durch die Polizei zwischen Adelsdorf und dem Zeckern einige Zeit wegen Überflutung gesperrt werden.

Durch das BRK wurden die seit Stunden im Einsatz befindlichen Helfer zwischenzeitlich am Feuerwehrgerätehaus mit warmem Essen und Getränken versorgt, der Besitzer des örtlichen Edeka-Marktes stellte schnell und unbürokratisch Kaltgetränke zur Verfügung.
Gegen 1:00 Uhr morgens konnten dann die letzten Einsatzkräfte nach der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft der Adelsdorfer Wehr das Gerätehaus verlassen, wurden aber im Laufe des Freitags bereit erneut zu Folgeeinsätzen in den Schadensgebieten vom Vorabend gerufen.

Neben Adelsdorf waren auch andere Orte im Landkreis betroffen. Am frühen Abend des Fronleichnamstags zeichnete sich bereits ab, dass es im Landkreis zu schweren Gewittern kommen könnte. Rechtzeitig gingen dann auch die entsprechenden Unwetterwarnungen ein, bevor rund 250 Helfer aus zahlreichen Feuerwehren, THW, Rettungsdienstorganisationen und Polizei an über 100 Einsatzstellen einmal mehr bis Mitternacht nicht mehr "aus den Stiefeln" kamen. Das berichtet Stefan Brunner, Kreisbrandinspektor.

Der erste Alarm galt um 18:27 Uhr der Feuerwehr Kleinseebach, wo im Ortsbereich mehrere Keller überflutet waren und durch die Wassermassen Kanaldeckel aus der Straße gedrückt worden waren. Aus dem Markwald lief das Wasser über die Kreisstraße nach Baiersdorf und überflutete diese rund 40 Zentimeter tief und mit starker Strömung, so dass diese zeitweise komplett gesperrt werden musste. Die Feuerwehren Kleinseebach und Möhrendorf waren in ihrem Bereich bis in den späten Abend zur Schadensbegrenzung im Einsatz.

Um 18:57 Uhr wurde die Feuerwehr Baiersdorf auf die Autobahn A73 gerufen, die zwischen den Anschlussstellen Baiersdorf-Nord und Forchheim-Süd ebenfalls rund 30 Zentimeter überflutet war. Hier floss das Wasser mit abklingenden Regen jedoch schnell wieder ab, so dass kein Eingreifen der Feuerwehr mehr notwendig wurde.

Zwischenzeitlich hatte sich das Unwetter jedoch weiter in Richtung Nordwesten ausgebreitet, was zunächst einen Großeinsatz für die Feuerwehren Hemhofen/Zeckern und Röttenbach bedeutete. Zwischen den beiden Gemeinden überfluteten die von den Feldern herablaufenden Wassermassen die Staatstraße, in zahlreiche Keller drang Wasser ein, so dass die Feuerwehren in diesem Bereich ebenfalls bis spät in die Nacht hinein an 21 Einsatzstellen tätig werden mussten.


Bei der Bewältigung der Unwetterlage in ihren Bereichen waren mit rund 250 Kräften folgende Feuerwehren im Einsatz:
Adelsdorf, Aisch
FF Baiersdorf
FF Buch bei Gremsdorf
FF Gremsdorf
FF Hemhofen/Zeckern
FF Höchstadt a . d. Aisch
FF Kleinseebach
FF Möhrendorf
FF Neuhaus
FF Röttenbach

Weitere Einsatzkräfte:
THW-OV Baiersdorf
Rettungsdienst: SEG Adelsdorf, SEG Heroldsberg, Fachberater / ELRD T. Heideloff
Polizei Höchstadt a. d. Aisch mit mehreren Streifenfahrzeuge, Gemeinde Adelsdorf: Bauhof