Heldenfriedhof Höchstadt: "nicht unproblematisch"
Autor: Christian Bauriedel
Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 25. Oktober 2019
Der Höchstadter Stadtarchivar und Geschichtslehrer Christian Plätzer hat sich eingehend mit der Historie des Heldenfriedhofs beschäftigt. Im FT-Gespräch schlägt er vor, das Gedenkstättenkonzept zu überdenken. Sein Draht zu Jugendlichen zeige: Das Thema Krieg lässt sie nicht kalt.
Herr Plätzer, die Kapelle auf dem Heldenfriedhof bröckelt. Die katholische Kirche sucht zusammen mit der Stadt nach einer Lösung für die Renovierung. Dass saniert werden muss, da sind sich alle einig. Was sollte mit der Anlage aus Ihrer Sicht als Historiker passieren?
Christian Plätzer: Die Stadtgesellschaft muss sich klarwerden, was sie will. Die Notwenigkeit dieser Sanierung sollte man zum Anlass nehmen, sich mit dem gesamten Gedenkstättenkonzept intensiver auseinanderzusetzen. Gedenkorte dieser Art haben inzwischen alle ein Problem. Ursprünglich sind sie konzipiert worden, um einen Ort für privates Gedenken zu schaffen. Im Ersten Weltkrieg sind 84 junge Männer aus Höchstadt gefallen. Für die kleine Stadt eine Katastrophe. Daher hat man damals etwas gebraucht, wo die Hinterbliebenen mit ihrer Trauer hinkonnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Situation ähnlich, wahrscheinlich noch schlimmer. Es stellt sich die Frage: Ist die Form des Gedenkens heute noch zeitgemäß?
Diese Hinterbliebenen gibt es heute nicht mehr. Das dürfte auch der Grund sein, warum die Gedenkstätte kaum noch besucht wird und warum auch am Volkstrauertag jedes Jahr die Gruppe, die das offizielle Totengedenken durchführt, immer kleiner wird.
Aber es gibt doch Urenkel.
Das mag schon sein, aber die Zeit schreitet halt fort. Und man trauert nicht mehr in dieser emotionalen Form um einen verstorbenen Urgroßvater. Da ist niemand mehr unmittelbar betroffen. Das ist eine Entwicklung die man übrigens überall in Deutschland feststellen kann. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge kennt dieses Phänomen. Daher erscheint es mir sinnvoll, wenn die Anlage ohnehin saniert werden muss, weil Teile davon baufällig werden, jetzt gleich Nägel mit Köpfen zu machen. Wir müssen uns überlegen: Was wollen wir denn in Zukunft daraus machen? Wozu soll der Ort künftig dienen?
Was könnte man machen?
Das ist eine Frage, die intensives Nachdenken erfordert. Selbstverständlich sollte weiter an die beiden Weltkriege erinnert werden. Sie haben unser Land komplett verändert. Man sollte sich aber zudem überlegen, ob die Anlage nicht zu einer Art Friedenserziehung genutzt werden kann. Einen Lernort daraus machen. Im Bogen über dem Tor der Kapelle steht: "Seid Eingedenk der Taten eurer Väter". Dieser Aufforderung kann man auch eine zeitgemäße Bedeutung geben. Die Anlage müsste so gestaltet werden, dass sie ein moderner Mensch versteht, in unsere Welt übertragen wird.