Hausarzt in Hemhofen sucht Nachfolger

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Foto: Oliver Berg dpa/Archiv
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In Hemhofen gibt es momentan noch zwei niedergelassene Ärzte. Ob das auch in Zukunft so bleibt, ist offen.

Bürgermeister Ludwig Nagel (CSU) macht sich Gedanken, ob es auch in Zukunft in Hemhofen drei Hausärzte geben wird. Denn der Allgemeinmediziner Christian Köhler sucht derzeit einen Nachfolger; sein Berufskollege Wolfgang Reinhardt hat dies in den nächsten Jahren vor.

3,5 Arztstellen pro Einwohner
Da Erlangen und der Landkreis insgesamt zu den überversorgten Regionen Bayerns gehören, befürchtet Nagel, dass die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) den dritten Praxissitz nicht mehr besetzen lässt. Auch wenn auf Hemhofen - isoliert betrachtet - von den Einwohnern her 3,5 Arztstellen kommen.

Es ist ein komplexes Verfahren, bis ein Arzt mit Kassenzulassung einen Nachfolger hat. So ist sich Köhler zwar mit einer potenziellen Nachfolgerin über die internen Übergabemodalitäten einig, muss aber gleichwohl das förmliche Verfahren durchlaufen.
"Ich habe einen Antrag an die KVB gerichtet; den muss der Zulassungsausschuss genehmigen", erklärte Köhler den ersten Schritt des Prozedere. Dann wird die freiwerdende Praxis im Fachanzeiger ausgeschrieben, so dass sich junge Ärzte bewerben können. Mit ihnen muss dann der aufgebende Arzt verhandeln, vor allem auch welche Summe für die Übergabe der Praxis fällig wird.

Wenn ihm niemand gefällt, so sagt Köhler, könne er seine Antrag auch zurückziehen. Oder einen Übergang über eine Gemeinschaftspraxis anstreben, indem er eine "halbe" Zulassung zurückgibt, die dann ein Partner übernimmt.

Neues Gesetz im Herbst
Köhler kennt den Inhalt des Gesetzes, das derzeit im Gesetzgebungsverfahren zwischen Bundestag und Bundesrat ist. Im Herbst soll es voraussichtlich in Kraft treten. Dann hieße es für die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht mehr, sie können in überversorgten Gebieten Praxen aufkaufen und stilllegen, sondern sie sollen.
Ob die KV Mittelfranken so handeln wird, ist nach einer informellen Auskunft eher nicht wahrscheinlich. Man erwartet dadurch keine Lösung für die unterversorgten Gebiete im Raum um Ansbach, wenn Praxen in attraktiveren Gebieten des Bezirks Mittelfranken "gestrichen" werden.

Angehörige präferiert
Nicht nur deshalb glaubt auch der Allgemeinmediziner Reinhardt nicht, dass seine Praxis davon betroffen sein könnte. "Mein Sohn ist derzeit an der Berliner Charité; in etwa zwei Jahren könnte er mein Nachfolger werden." Bei der Praxisnachfolge, so ist er überzeugt, werden Angehörige und Mitarbeiter "präferiert". Seiner Meinung nach ist die Gesetzesänderung fast schon wieder vom Tisch, weil insgesamt so viele Praxen unbesetzt sind.

Derzeit führt Reinhardt seine Praxis weiter. Es war im Dezember nur eine Unterbrechung, da es ein Problem mit einer Sprechstundenhilfe gab, wusste Nagel. Selbst wenn ein Arzt nicht mehr praktizieren kann und keinen Nachfolger hat, bleibt sein Praxissitz noch sechs Monate bestehen. Das gilt entsprechend auch für länger erkrankte Ärzte, die in der Zeit einen Vertreter beschäftigen.

Wenn nicht noch weitere Faktoren hinzukommen, sieht es nach derzeitigem Stand so aus, dass es auch künftig in Hemhofen drei Hausärzte gibt.

Überversorgt In Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt gibt es insgesamt 150 Hausärzte. Bei rund 192 000 Menschen rechnet die Kassenärztliche Vereinigung Bayern mit einem Bedarf von 135,15 Hausärzten. Deshalb liegt der Versorgungsgrad bei 120 Prozent; Stadt und Landkreis, die zusammen betrachtet werden, sind somit überversorgt.

Altersstruktur Die 76 weiblichen und 74 männlichen Hausärzte sind durchschnittlich 52, 9 Jahre alt. Damit um fast zwei Jahre jünger als der bayerische Landesdurchschnitt von 54,3 Jahren. Von den hiesigen Hausärzten sind aber 26 Prozent älter als 60 Jahre und nur 13 Prozent sind jünger als 45. Praxisüber- oder -aufgaben infolge Alters sind deshalb alsbald in größerer Zahl zu erwarten.