"Gsucht & gfunna" begeisterten das Publikum

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Vergessene Dialektausdrücke und derbe Sprachbilder - ein Markenzeichen von "gsucht & gfunna". Fotos: Pauline Lindner
Vergessene Dialektausdrücke und derbe Sprachbilder - ein Markenzeichen von "gsucht & gfunna". Fotos: Pauline Lindner
 
 
 

Sie haben sich "gsucht & gfunna": Winni Wittkopp, Arne Unbehauen und Helmut Haberkamm spielten am Samstag in der Hemhofener Mehrzweckhalle ihre fränkischen Songs.

Sprachgewandt ist Gudrun Dörpholz-Friedrich, die Sprecherin von Spielraum Kultur, nur aus Franken stammt sie nicht. Deshalb hat sie auch nach eigenem Bekunden ihre Schwierigkeiten "Gsucht & Gfunna" auszusprechen.

Nachhilfe gab ihr Winfried (Winnnie) Wittkopp. Mit Elan und perfektem Tonfall sprang er auf die Bühne in der Hemhofener Mehrzweckhalle, und platzierte sich als Herzstück des Drei-Mann-Musikkabaretts auf dem Hocker in der Mitte. Vor dem steht ein Schlagzeug und dahinter hängen Gitarren. Links hinter dem E-Piano hat Arne Unbehauen seinen Platz und für Helmut Haberkamm ist rechts ein Stuhl reserviert.

Flammen schlagen aus dem Becken. Flammen im Herzen der Zuschauer soll das Programm schlagen, will Wittkopp mit seinem kleinen pyromanischen Trick andeuten. So in Fahrt kommt er später, dass nicht nur das Instrument zu brennen anfängt.


Wahres und Erfundenes

Dabei geht es gar nicht um die großen Dinge, sondern um die kleinen manchmal kuriosen Dinge, die im Leben ganz unversehens was verändern. Wahres und von Haberkamm gut Erfundenes. Da war der Droll - für Nicht-Franken: Troll - aus Emskirchen, "falsch gewickelt und doch richtig gelegen". Typ: "Er schmeißt das Geld samt dem Fenster naus" und hat drei Freundinnen gleichzeitig.

Durch ein Versehen der Bahn landet der Luftikus in Würzburg und findet anstelle seines Cousins mit dem Namen Freieisen eine Frau, die genauso heißt. Man kommt ins Reden und einige Jahre später haben die beiden zwei Kinder und der Droll einen guten Job bei der Bahn. In der indigenen Sprache (Haberkamm) hört sich das viel plastischer an. Auch wenn eine Erlanger Bedienung einem norddeutschen Fischkopp klar machen will, dass ein halber Karpfen eine ganze Portion ist.

Begeisternde Stimmung

Alte fast vergessene Dialektausdrücke für bestimmte Zustände und Eigenschaften, plastische und durchaus manchmal derbe Sprachbilder, wie sie die Hochsprache nicht kennt, sind das Markenzeichen der Geschichten, die Haberkamm zwischen die Lieder streut. Deren Texte stammen allerdings auch zu weiten Teilen von ihm.

Genauer: Es sind kongeniale Übertragungen von Songs von Bob Dylan, Eric Clapton oder Janis Joplin. Aus dem Bobby McGee, der die Freiheit liebt, wird da die Gitti vo Brugg; aus "Don't Think Twice" wird ein "Häng di net no, des is ok". Musikalisch lässt der 63-jährige "Skinnie Winnie" die 60er und 70er aufleben, nicht nur Unbehauens Haartolle weckt Reminiszenzen an Rock'n'Roll und Boogie. Aber jede Textzeile ist urtümliches, kernechtes Fränkisch. Auch wenn Begriffe der jüngeren Zeit in eine Schimpforgie einfließen. Na, wer sagt's denn, klingt doch wirksam, wenn einer so richtig wütend ist über einen rücksichtslosen Spurwechsler auf der Autobahn: "Den kompostier' ich, den stopf' ich in die Dehnungsfuge, den mach' ich zu Hackschnitzel."

Dass ihnen solche Wortkompositonen an den Kopf geworfen werden, brauchten die Drei keine Minute zu befürchten, denn nach einer frankentypischen, eher verhaltenen Publikumsreaktion zu Beginn ließen sich die Besucher von der begeisternden Stimmung auf der Bühne mitreißen.