Gremsdorf Ferien, neun Uhr in der Früh: Gut 20 Kinder, überwiegend Jungen, haben sich am Gremsdorfer Gemeindeweiher eingefunden. Etwa genauso viele Erwachsene sind auch da. Schnupperangeln steht auf dem gemeindlichen Ferienprogramm.
Ein Angebot, das der örtliche Fischereiverein seit ungefähr 25 Jahren macht und das trotzdem nicht an Attraktivität verloren hat.
Paul ist neun und macht schon das dritte Mal mit. "Der wird noch ein Profi", sagt der Helfer neben ihm, der Markus gerufen wird. Neben den beiden wirft Damian seine Angel aus. Er hat die Ausrüstung vom Papa dabei. Erst der Dritte in der Reihe ist ein Neuling: der neunjährige Daniel. Sein Vater hat in seiner eigenen Jugend auch geangelt und so hilft er die ersten Anfangsschwierigkeiten zu überwinden. Die beiden sind noch dabei, die Angelrute auszuwerfen, da ruckt der Schwimmer schon bei Damian. Das ist die passende Gelegenheit, Daniel den nächsten Schritt zu erklären: "Du musst auf den Schwimmer schauen. Wenn er ruckt, musst du die Schnur anziehen, sonst haut der Fisch mit dem Maiskorn ab", erläutert der Papa, was Damian gerade macht.
Sein Papa Sebastian Warter hilft ihm und holt den Karpfen aus dem Wasser. Mit einer chirurgischen Zange löst er ganz vorsichtig den Haken. Der Karpfen ist recht klein, der soll zurück in die grünen Fluten. Einen Fisch mit nach Hause nehmen, darf heute niemand. Darauf haben sich die Vereinsmitglieder geeinigt. Vor den Augen der Kinder wollen sie keinen Fisch töten und ein womöglich unsachgemäßer Transport in einem Eimer könnte schnell zur Tierquälerei werden, erläutert Vereinsvorsitzender Edmund Scheidel.
Beim Schnupperangeln geht es wegen des Interesses schon ein bisschen eng zu. Heute wird es aber besonders schwierig, denn eine Schwänin mit ihren drei Jungen will unbedingt wissen, was da los ist. Die Lautstärke von gut 40 Menschen stört sie überhaupt nicht. Sie schwimmen immer wieder ganz nah ans Ufer, oft nur Zentimeter von der nächsten ausgeworfenen Angelschnur entfernt.
Auf einen auffällig geschwenkten Käscher reagiert die Tiermutter nur mit Flügelschlagen und Fauchen.
Viele holen vorsichtshalber ihre Angeln ein. "Wenn die sich kreuzen...". Mehr mag Warter nicht sagen. Nur eine eindeutige Geste mit einem imaginären Messer.
Am äußersten Rand der gemähten Uferpartie hat sich Sebastian (12) niedergelassen. Er hat zwei Angeln ausgelegt. Opa und Papa sind im Verein, erzählt er. "Nur Mama angelt nicht." Es ist seine eigene Ausrüstung. Dass er schon einen richtig großen Karpfen aus der Aisch geholt hat, berichtet er mit Stolz. An anderen Gewässern war er schon mit der Familie - und mit seinem Freund Emil.
Beide visieren die Angelprüfung an, die man mit 14 ablegen darf. Emil ist stolz, dass er schon mal einen Aal aus der Aisch geholt hat. 50 Zentimeter maß der schlangenförmige Fisch.
"Aale sind ziemlich wild, und man muss recht schnell sein, denn sie schauen, dass sie sich um etwas unter Wasser winden können. Und dann hat man keine Chance mehr."
Heute hat er es leichter. Mit Mais wird auf Friedfische geangelt. Trotzdem heißt es achtsam sein, selbst wenn man wie Emil sich vom Taschengeld eine ganze Angelrute samt elektronischer Bissanzeige zusammengespart hat. Das Gerät piept, wenn sich die Angelschnur bewegt.
"Da beißt einer", ruft einer der Helfer vom Verein und gibt einem Novizen eine Anleitung, wie er die Angel reinholen muss. Die beiden waren einen Tick zu langsam. Der Fisch hat derweilen einfach den Mais vom Haken abgeknabbert. Am anderen Ende der Reihe der künftigen Fischer zappelt derweilen eine Schleie am Haken.
Angeln macht hungrig. Würstchen und Getränke warten schon auf die künftigen Petrijünger. Auch die Geduld ist recht unterschiedlich. Der Andrang wird dadurch etwas geringer. Das motiviert offenbar die neunjährige Franziska, eines der wenigen Mädchen. Sie klettert auf den Mönch des Weihers und probiert jetzt ihr Glück.
Pauline Lindner