Greuther Keller versteht Aufregung um Steuererhöhung nicht: "Gast entscheidet"
Autor: Lena Büttner
Vestenbergsgreuth, Mittwoch, 17. Januar 2024
Die Betreiber des Greuther Kellers in Vestenbergsgreuth verstehen die Aufregung in der Gastronomie-Branche um die Erhöhung der Mehrwertsteuer zurück auf 19 Prozent nicht. "Das ist kein Grund zur Massenpanik", sagt Wirtin Michaela Wagner.
Die Betreiber des Greuther Kellers in Vestenbergsgreuth, Michaela und Thorsten Wagner, äußern sich zur Mehrwertsteuer. Diese stieg in diesem Jahr wieder von 7 auf 19 Prozent - und sorgt seither für Unmut in der Gastronomiebranche. Zuvor kämpfte die Brauerei Grosch aus Rödental noch gegen die Erhöhung - adressiert an die Ampel-Koalition veröffentlichte sie Argumente für ein Beibehalten der 7 Prozent.
"Wenn Gastronomien kaputtgehen, ist es meiner Meinung nach nicht aufgrund der erhöhten Mehrwertsteuer", sagt Michaela Wagner. Weshalb sie und ihr Mann diese Meinung vertreten, erklärt sie im Gespräch mit inFranken.de.
Betreiber des Greuther Kellers: "Kein Grund zur Massenpanik"
"Die erhöhte Mehrwertsteuer ist kein Grund zur Massenpanik", so Wagner. Vielleicht liege ihre Einstellung auch an ihren Vorerfahrungen: Sie habe den Greuther Keller in Vestenbergsgreuth gemeinsam mit ihrem Mann im Jahr 2020 übernommen - also direkt zu Beginn der Corona-Krise. "Wir hatten ein sehr schwieriges erstes Jahr." Corona-Hilfen habe sie als Neugründerin nicht erhalten. Während der Pandemie wurde die Mehrwertsteuer auf 7 Prozent gesenkt, doch Wagner erklärt, dass dies "eigentlich keine Hilfe" gewesen sei, da es "nicht wirklich den Gastronomen, sondern den Gast" betroffen habe.
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Gestiegene Personal- und Energiekosten, teurere Wareneinkäufe und Co. - diese Aspekte haben Gastronomen in den vergangenen Jahren bereits zu Preisanpassungen gezwungen. Einige Betroffene in der Branche vertreten die Meinung, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer für viele die Insolvenz bedeuten könnte. Doch was sagen Michaela und Thorsten Wagner dazu? Den gestiegenen Mindestlohn und somit gesteigerte Personalkosten habe der Greuther Keller nicht gespürt, denn: "Unsere Mitarbeiter bekommen ohnehin einen Stundenlohn von 15 Euro", so Wagner. Die Energiekosten im Bierkeller seien ebenfalls nicht gestiegen.
Der Wareneinkauf sei zwar teurer geworden, doch Wagner betont: "Ich finde, dass es unsere Bauern auch nicht leicht haben." Vor allem hinsichtlich der erhöhten Fleischpreise sagt sie: "Qualität hat seinen Preis." Auch der Greuther Keller müsse aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung seine Preise im Schnitt um 10 Prozent anziehen, erklärt die Betreiberin. Allerdings glaubt sie nicht, dass sich diese Anhebung stark auf die Gästeanzahl auswirken wird: "Wir sind in Franken und sowieso noch relativ günstig, unsere Qualität ist nach wie vor gut." Zudem ergänzt sie: "Der Gast entscheidet selbst, ob er kommt oder nicht. Wenn er es billiger möchte, dann muss er zu Hause selbst kochen." Wenn die Qualität der Speisen stimmt, werde der Gast bereit sein, etwas mehr zu bezahlen, schätzt sie.
"Kann andere Gastronomen verstehen": Lage, Zusatzangebote und Co. - Betreiberin erläutert Vorteile des Greuther Kellers
"Ich kann auch andere Gastronomen verstehen", räumt Wagner in Bezug auf die gestiegenen Kosten ein. Der Greuther Keller verfüge im Vergleich zu vielen anderen in der Branche über einige Vorteile: "Es kommt auch auf die Pacht an, wir haben den Keller gekauft." Zudem sei die Lage des Bierkellers vorteilhaft: "Wir sind in Franken, da sind die Einkaufspreise noch einigermaßen günstig", so Wagner. In anderen Regionen sehe dies ganz anders aus.
Da sich der Greuther Keller auf dem Land und nicht in der Stadt befindet, gebe es zudem weniger Mitbewerber. Eine Rodelbahn und eine Minigolf-Anlage gehören ebenfalls zum Betrieb und bieten eine weitere Einnahmequelle: "Das hat auch nicht jeder." Auch Live-Veranstaltungen biete der Greuther Keller an. "Wir sind einfach zufrieden mit dem, was wir haben." Thorsten Wagner bestätigt: "Meine Frau und ich machen das aus Leidenschaft." Michaela Wagner fügt auch mit Blick auf die Branche hinzu: "Uns geht es wirklich nicht schlecht, jeder ist einfach nur noch unzufrieden, das macht mich traurig."