Herzogenaurach: Krebskranker Junge kämpfte um sein Leben: Wie es geht ihm nach der Stammzellenspende?
Autor: Bernhard Panzer
Niederndorf, Sonntag, 30. Dezember 2018
Vor zwei Jahren sah es schlecht für Jakob aus. Der Junge kämpfte gegen Blutkrebs, doch die Therapie zeigte keine Wirkung. Dann fand sich plötzlich ein passender Spender. Wie geht es ihm heute?
Burger, Jakob wollte Burger. Als der zwölfjährige Bub, der an Leukämie erkrankt war und sich nach einer Knochenmark-Spende zusehends erholt, endlich wieder richtig essen durfte, hatte er Heißhunger auf etwas Herzhaftes. Und das haben ihm die Eltern gegönnt. Es war einer dieser befreienden Momente auf dem Weg zurück in die Normalität. Wenn man jedes einzelne Salatblatt nicht mehr heiß abwaschen muss, wie Vater Daniel Conrads sagt. Sondern einfach Burger bestellt, abholt und gut ist's.
Jakob und seine Eltern erleben jetzt viele dieser Momente. Er geht wieder zur Schule, darf seine Freunde treffen, spielt Schlagzeug, war im Urlaub an der Ostsee und auf dem Oktoberfest. Der Bub macht alles, was andere Gleichaltrige auch tun. Es sind fast 13 Monate vergangen, seit er frisches, gesundes Knochenmark gespendet bekam. Jakob hat die Transplantation gut verkraftet, alles ist erfolgreich verlaufen. Am 28. November feierte er den ersten Geburtstag seines neuen Lebens.
Ein Blick zurück: Seit Sommer 2016 kämpfte Jakob gegen den Blutkrebs, es gab niederschmetternde Diagnosen, die Therapie half nicht. Dann fand sich ein Knochenmark-Spender, Jakobs Körper nahm die Stammzellen an. Seither ist er auf dem Weg zurück in die Normalität. Da ist er "fast schon angekommen", wie Daniel Conrads sagt. "Es ist sehr gut verlaufen", sagt er. "Wenn man überlegt, was alles hätte passieren können."
Dennoch bleibt Jakobs Vater wachsam. Seinen vorsichtigen, aber dankbaren Blick hat er sich bewahrt. Denn im Mai gab es noch einen Schreckmoment. Da sind bei einer der regelmäßigen Punktionen plötzlichen Restzellen aufgetaucht, also altes krankes Knochenmark von früher, "das sich wohl irgendwo versteckt hatte", wie die Eltern berichten. Es waren sehr geringe Spuren, aber auch diese 1,8 Prozent bereiteten Sorgen. Es wurden eingefrorene Immunzellen des Spenders nachgeschossen, die der Bub dann portionsweise verabreicht bekam.
Viele kleine Schritte
Trotz der zwischenzeitlichen Aufregung ließen die Ärzte den Zwölfjährigen mit seiner Familie in Urlaub an die Ostsee fahren. "Allerdings mussten wir versprechen, dass wir in der Onkologie in Lübeck einen Check machen", sagt Mutter Birgit. Zwei Punktionen nach der Rückkehr ergaben dann wieder gesunde einhundert Prozent. Das Immunsystem funktionierte.
Es sind viele kleine Schritte auf dem Weg zurück in den Alltag. Im September kam Jakob in die sechste Klasse des Gymnasiums. Mit einer vorsichtigen stundenweise Wiedereingliederung, wie sie auch bei Berufstätigen erfolgt. Für Jakob war das nichts, sagt die Mutter. Er besuchte sechs Stunden Unterricht wie die anderen auch. Inzwischen hat Jakob auch wieder zugenommen. Zeitweise war der 1,51 Meter große Junge auf 34 Kilogramm abgemagert. Die Eltern mussten ihn geradezu füttern, dass er zunahm. Obwohl er ganz gut gegessen hatte. Inzwischen hat Jakob die Süßigkeiten entdeckt, und da vor allem Marzipan. "Jetzt müssen wir eher bremsen, dass er nicht zu viel nascht", sagt Birgit lächelnd.
Ein deutlich sichtbarer Schritt ins normale Leben war auch der Abschied von Willi. So hat Jakob den Hickman-Katheder getauft, der den Patienten mit Medikamenten versorgte. So langsam wird alles wieder ganz normal. Nur Sport darf er noch nicht machen, da hat er eine Unterrichtsbefreiung. Recht bös' drüber scheint Jakob nicht zu sein. "Ich bin noch nicht in der Kondition dafür", sagt er weltmännisch. Mit dem Fußballspielen möchte er aber vielleicht doch wieder anfangen. Zu seinen ehemaligen Mannschaftskollegen hat er ja Kontakt. Er hat sie und andere Freunde, auch aus der Klinik, jüngst zu einer Party in den Niederndorfer Pfarrsaal eingeladen.