Christian Kaller erzählt bei seiner Bratwurstführung durch Höchstadt viel aus der Vergangenheit der Stadt.
"Da im Migro haben wir immer unsere Bonbons geholt", erinnert sich eine Höchstadterin. Für einen Pfennig habe man ein Bonbon bekommen. Migro hieß ein Laden, der sich einst an der Ostseite des heutigen Sparkassengebäudes befand.
"Hier, hinter der Stadtmauer, da wo heute das Sankt-Anna-Spital steht, war der Bauernhof meiner Großeltern", weiß eine andere Teilnehmerin der Führung durch die Höchstadter Altstadt zu berichten. Eine Gruppe von mehr als 20 Personen, zumeist Höchstadter, die Christian Kaller am Samstag durch die Altstadt führte.
Neben der eigentlichen Geschichte kann der Stadtführer auch "G'schichtla" aus längst vergangenen Zeiten und eigenem Erleben einflechten. Dass man als Heranwachsender in den Löchern der Stadtmauer heimlich die ersten Zigaretten deponiert hat.
Stolz auf die Heimat
Ja, es ist interessant, mit lauter alteingesessenen Höchstadtern eine Führung durch die eigene Stadt zu machen und die alten Mauern sozusagen mit deren Augen zu betrachten. Da werden nicht nur Kindheitserinnerungen wach. "Bausünden" werden angeprangert, erzählt, wie schön und "mittelalterlich" das Städtchen einst war. Stolz ist zu spüren auf die Heimat, etwas Wehmut wegen der vielen Brunnen, die verschwunden sind, und der Backöfen, die neuen Bauwerken weichen mussten.
Zeitlich flexibel
Einen genauen Zeitrahmen für seine "Tour" kann Stadtführer Kaller daher auch nicht angeben. "Das kommt drauf an ", sagt er. Vor allem kommt es darauf an, wer dabei ist. Dieses Mal ist es "gefühlt" der halbe Kellerbergverein, der sich auf "Bratwurst-Tour" durch Höchstadt begibt.
Ja, bei dieser Themenführung werden den Teilnehmern Bratwurstspezialitäten angeboten. Den ersten Gaumenkitzel gab es vor dem Rathaus frisch aus der Metzgerei nebenan: "Brotworschtg'häck" auf Brötchen. Hätte bloß noch ein Bier von Kellerberg gefehlt.
Christian Kaller hat inzwischen das Wissen der Gruppe um die Historie der Perle des Aischgrunds ordentlich aufgebessert: Dass Höchstadt einst drei Mauerringe mit vielen Türmen und etlichen Tore hatte. Er widerspricht dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Georg Römer, der vor kurzem in einem Leserbrief festgestellt hatte, dass es im Städtchen doch gar nicht so schrecklich zugegangen sei.
Nach dem Buch von Anton Wölker sei der "Zwickturm" ein Gefängnis gewesen, "in dem auch gezwickt wurde, um ein Geständnis zu erreichen", betont Kaller. Der Turm stand dort, wo der nördliche und der westliche Mauerring aufeinander treffen.
Vom Engelgarten kommend, sind die Konturen in der Mauer noch zu erkennen.
Beim Kommunbrauhaus geht es natürlich ums Bier. Nach einem schrecklichen Brand wurde verordnet, dass nur noch in den Kommunbrauhäusern - es gab ein großes und ein kleines - gebraut werden durfte. Aus dieser Zeit dürfte auch die heute noch zu spürende Konkurrenz mit dem benachbarten Lonnerstadt resultieren: Lonnerstadt hatte 13 und mehr Brauereien und sie mussten - weshalb auch immer - keine Steuern zahlen. "Einmal sind die Höchstadter nach Lonnerstadt gefahren und haben deren Fässer zerschlagen", erzählt Kaller.
Im Herzen von Höchstadt, dem Marktplatz, gab es naturgemäß sehr viel zu erzählen. Das Rathaus, bereits 1348 ein "Kastenhof", wurde beim Schwedeneinfall 1633 zerstört und 30 Jahre später wieder aufgebaut. In der Folge war es Sitz des fürstbischöflichen Amtmanns, Rentamt und ab 1993 Rathaus.
Aber auch Sagen und Legenden weiß Kaller zum Besten zu geben. Dass am Fuß des Ritters von Spix eine Maus die Mäuse (wohl der nahen Sparkasse) zählt, war auch alten Höchstadtern bislang nicht aufgefallen. Gegenüber im Ortegel-Haus habe man beim Ausgraben des Kellers 30 Skelette von Kindern und Erwachsenen gefunden, die wohl beim Einfall der Schweden ums Leben kamen.
Das Höchstadter Schloss hatte - von seinem ersten Teil aus den Anfängen des 13. Jahrhunderts - bis zum Landratsamt aus den 1970er Jahren viele Bauherren gesehen. Dann hieß es runter in den Keller und rauf auf den Dachboden. Selbst Höchstadter Urgewächse waren dort noch nie gewesen.
Kräutertrocknung im Schloss
Sigurd Kohler hat dazu allerdings eine besondere Verbindung: Seine Schwiegereltern kauften einst Kräuter von den Bauern der Umgebung und trockneten sie auf dem Dachboden des Schlosses. Danach ging"s durch die Badgasse, vorbei am Spix-Museum bis zur Stadtmauer, um dann wieder hinaufzusteigen zum "Blauen Löwen", wo eine weitere Bratwurstüberraschung auf die geschichtsbegeisterten Höchstadter wartete.
Wer mehr erfahren möchte über das Höchstadter Braurecht, die Brannerstadt, das einstige "Salers-Haus", über die Wappen am Brunnen und am Schloss, über Stadtringe, Tore und das einstige Gefängnis, das erst 1970 abgerissen wurde, sollte einfach eine der angebotenen Stadtführungen buchen.