Fränkische Schweiz: Geologin macht Sensations-Fund - Wissenschaftler rätseln
Autor: Manuel Dietz
Erlangen, Mittwoch, 09. August 2023
Die 27-jährige Geologin Anna Merkel hat bei der Suche nach Gesteinsproben in der Fränkischen Schweiz einen seltenen Kristall gefunden. Dieser stellt die Wissenschaft vor ein Rätsel - denn nach bisherigen Erkenntnissen hätte er hier gar nicht entstehen können.
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Im Zuge ihrer Master-Arbeit an der Uni Erlangen suchte die Geologin Anna Merkel in einer Tongrube in der Fränkischen Schweiz eigentlich nach Proben, die die klimatische Erwärmung in der Region im Zeitalter des Jura zeigen. "Der eigentliche Plan war es, Proben zu nehmen, um klimatische Events zu finden, die in Zusammenhang mit der Erwärmung in dieser Phase der Erdgeschichte stehen", erklärt Merkel im Gespräch mit inFranken.de. Was sie dabei dann aber durch Zufall entdeckte, könne die Vorstellung vom Klima in Franken während des Jura-Zeitalters grundlegend verändern. Erst kürzlich sorgten auch Archäologen für Aufsehen, als sie eine bisher verborgene Stelle in Franken fanden.
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Die Bedeutung ihres Funds sei Anna Merkel anfangs jedoch überhaupt nicht bewusst gewesen, wie sie gegenüber inFranken.de erzählt. Aufgrund der Beschaffenheit der Tonklumpen sei demnach erstmal von außen gar nicht zu erkennen gewesen, was genau sie da gefunden hatte. "Im Prinzip war das eigentlich reiner Zufall", erklärt die Geologin. "Ich hätte auch jeden anderen Klumpen mitnehmen können".
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Erst als sie einen Dünnschliff der Proben angefertigt und sie unter dem Mikroskop betrachtet habe, sei ihr langsam bewusst geworden, dass sie etwas Besonderes gefunden hatte. "Als ich die Proben unter dem Mikroskop angeschaut habe, war ich erstmal verwirrt, irgendwie sah das komisch aus", berichtet sie. Die Kristalle hätten demnach nämlich nicht die erwartete Struktur gezeigt.
"Ein Professor hat mich dann darauf aufmerksam gemacht, dass wir in unserer Sammlung an der Uni auch Glendonit haben und gemeint, dass ich das doch mal vergleichen solle", berichtet sie. Sie sei dann zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dem von ihr untersuchten Gestein tatsächlich um Glendonit handle. Dieses Ergebnis, so Merkel, habe sie erstmal verblüfft, denn das Mineral entstehe, wie die Geologin erklärt, nur bei niedrigen Temperaturen zwischen -2 und +7 Grad Celsius, weshalb die bisherigen Funde demnach eher auf polare Regionen begrenzt gewesen seien.
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Das Vorkommen von Glendonit deute demnach normalerweise auf eine Vereisung der Nordpolregion und eine massive Abkühlung in Europa im frühen Jura hin. "Diese Entdeckung hat uns vor ein paar Probleme gestellt", berichtet Merkel. Der Fund in der Fränkischen Schweiz sei demnach ein Beleg dafür, dass es vor rund 180 Millionen Jahren in der Gegend relativ kalt gewesen sein muss, da sonst kein Glendonit entstehen hätte können. "Das Problem dabei ist, dass Franken in der Zeit des Jura auf der Höhe von Italien gelegen hat", erklärt die Geologin. "Es ist nur schwer vorstellbar, dass hier Temperaturen von -2 bis +7 Grad Celsius herrschten", sagt sie.
Zumal es in dieser Phase der Erdgeschichte sowieso "allgemein wärmer" gewesen sei, wie sie erklärt. "Wenn man an das Jura denkt, dann denkt man im Allgemeinen an Palmen und tropisches Klima", so Merkel. Wie die Wissenschaftlerin betont, sei das Klima jedoch keinesfalls durchgehend stabil gewesen. "Dass es auch kältere Phasen gab, ist in vielen Köpfen noch nicht so wirklich angekommen", sagt sie.