Flaute in den Windrad-Plänen in der Birkach

2 Min
So wie hier über dem Mühlhausener Ortsteil Decheldorf könnten sich auch bald im Waldgebiet Birkach bei Lonnerstadt Windräder drehen. Foto: Andreas Dorsch
So wie hier über dem Mühlhausener Ortsteil Decheldorf könnten sich auch bald im Waldgebiet Birkach bei Lonnerstadt Windräder drehen. Foto: Andreas Dorsch
 

Ob im Wald zwischen Höchstadt und Lonnerstadt jemals Windräder aufgestellt werden, steht noch in den Sternen. Alles hängt an den Mindestabständen zur Wohnbebauung, die die Politik noch festlegen muss.

In Lonnerstadt, Höchstadt und Wachenroth warten Windkraft-Freunde auf die Ausweisung eines Vorranggebietes. Diese macht der Planungsverband Industrieregion Mittelfranken jedoch davon abhängig, auf welche Mindestabstände sich die Politik einigt. Fallen diese zu groß aus, wären die geplanten Windräder im Waldgebiet Birkach gestorben.

Ein gemeinsamer großer Windpark in dem von den drei Orten umsäumten Waldgebiet Birkach wurde vor Jahren als Idealvorstellung gehandelt, als die Windenergie generell im Aufwind lag. Versuche, die Interessen der drei Kommunen und der vielen Grundstückseigentümer unter einen Hut zu bringen, waren aber von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Lonnerstadt scherte aus, weil sich die Grundeigner nicht einigen konnten. In Höchstadt und Wachenroth ist die anfängliche Euphorie für Windräder inzwischen etwas abgeflaut.

Vor allem die unklare rechtliche Situation lässt Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte zögern. Noch steht nicht fest, welche Abstände künftig zur nächsten Wohnbebauung eingehalten werden müssen. "Wir brauchen eine rechtliche Lösung, die wasserdicht ist", fordert Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL), der auch im Planungsverband Industrieregion Mittelfranken sitzt.

Wasserschutz hat Vorrrang

Dieser Verband befasst sich derzeit mit der 18. Änderung des Regionalplanes. Darin geht es um die Ausweisung von Vorranggebieten für Windkraftanlagen. Eines davon ist mit dem WK 36 das Gebiet in der Birkach. Es soll auf Wunsch Höchstadts neu zugeschnitten werden, weil die Stadt hier zwei Trinkwasserbrunnen gebohrt hat und auch Wasserschutzgebiete festlegen muss.

Entschieden hat der Planungsverband über die Windkraft-Vorranggebiete in Mittelfranken aber noch nicht. Schließlich ist den Verbandsräten auch noch nicht klar, wie sie mit dem Zwei-Kilometer-Vorschlag von Ministerpräsident Seehofer umgehen sollen. Diskutiert wird auch eine H10-Lösung (der Abstand muss mindestens die zehnfache Höhe des Windrads betragen).

Bei H10 geht nichts mehr

Bürgermeister und Planungsverbandsrat Brehm fürchtet, dass H10 kommt, aber vor Ort auch Einzellösungen zugelassen werden. Sollte H10 ohne Ausnahmen festgeschrieben werden, oder auch die Zwei-Kilometer-Regel, wären alle Windradpläne in der Birkach gescheitert, sagt Brehm.

Bei Windrädern in der Birkach mit zwei Kilometer Mindestabstand zu den nächsten Häusern bekäme Höchstadt im Bereich Häckersteig keine neuen Baugebiete mehr genehmigt. Der Höchstadter Stadtrat hat aber dem Bauland bereits Vorrang vor der Windkraft eingeräumt.

In Lonnerstadt hat man sich mittlerweile geeinigt und ungeachtet der unklaren Rechtslage schon mal einen Bauantrag für fünf Windräder geschmiedet. Wie Zweiter Bürgermeister Stefan Himpel (FW) mitteilt, steht dieser Bauantrag in der Gemeinderatssitzung am kommenden Montag zur Diskussion.

Bürger sollen sich beteiligen

Herbert Krafft und weitere Lonnerstadter Grundstückseigner planen ein ähnliches Bürgerprojekt wie in Mühlhausen. Die Projektierung hat auch für Lonnerstadt das Büro Wust in Markt Erlbach übernommen. "Die Bürger sollen sich beteiligen", kündigt Krafft an. Das können sie aber nur, wenn das WK 36 vom Planungsverband als Vorranggebiet ausgewiesen wird - mit realisierbaren Mindestabständen.

Unter den derzeit noch geltenden Vorgaben könnte das Landratsamt dem Lonnerstadter Bauantrag zustimmen. Wie Michael Münchow, stellvertretender Pressesprecher der Regierung von Mittelfranken, auf Anfrage des FT mitteilt, gelten augenblicklich noch 800 Meter zu Wohnbauflächen, 500 Meter zu gemischten Bauflächen und 300 Meter zu Gewerbebetrieben.

Ob diese Abstände ausreichen, müsse das Landratsamt jeweils in einem immissionsschutzrechtlichen Verfahren prüfen.

Im August vergangenen Jahres seien Bezirksregierungen und Kreisverwaltungen in einem ministeriellen Schreiben aufgefordert worden, bis zum Inkrafttreten der beabsichtigten Gesetzesänderung in Sachen Windkraftanlagen keine vollendeten Tatsachen mehr zu schaffen, teilt Münchow mit.

Den Windkraft-Freunden in Lonnerstadt, Höchstadt und Wachenroth bleibt jetzt nichts anderes übrig als abzuwarten, auf welche Vorgaben sich die Politik verständigt.