Die Herzogenauracher Oldtimerfreunde laden die Liebhaber historischer Fahrzeuge am Sonntag zum Jubiläumstreffen ein.
"Das Wichtigste ist, dass die Leut' ein bisschen spinnert sind." Das sagte Hans Münck, ein leidenschaftlicher Liebhaber von Oldtimern, im Juli des Jahres 2008. Damals hat der Herzogenauracher die Gründung eines Vereins in die Wege geleitet. Jetzt, zehn Jahre später, wird Jubiläum gefeiert. Denn die "Spinnerten" sind geblieben, und die Fans historischer Fahrzeuge werden immer mehr. Müncks Spruch ist also heute so gültig wie damals.
Nur die Fahrzeuge sind ein Jahrzehnt älter geworden, wie auch die Besitzer. Und ein Jahrzehnt stolzer, denn ihre Schätze können sich schon sehen lassen. Am kommenden Sonntag kann sich die Bevölkerung ein Bild machen, von all den Oldtimern, die sich da ab 11 Uhr vormittags im Weihersbach versammeln. Nicht nur die 24 Mitglieder der Oldtimerfreunde
Herzogenaurach sind da vertreten, sondern jeder ist willkommen, als Zuschauer oder Teilnehmer. Alles, was 30 Jahre auf dem Buckel hat und eine Zulassung hat, darf anrollen.
Auch junge Fans
Für die Menschen freilich gilt keine Altersbegrenzung. Denn auch junge Leute haben schon die Schönheiten der antiken Kostbarkeiten nicht nur entdeckt, sondern manche kennen sich auch richtig gut aus. Wie Julian Spieß zum Beispiel, gerade mal 22 Jahre jung, der gemeinsam mit seinem Vater Heribert das Treffen mit organisiert. Beide kommen mit ihrem Karman Ghia, Baujahr 1966, also einem echten Oldtimer. Julian selbst ist, um in der Fachsprache zu bleiben, bestenfalls ein Youngtimer. Denn so werden Fahrzeuge bezeichnet, sie schon mindestens 15 Jahre auf dem Buckel haben.
Keller hat am Sonntag geöffnet
Beim Treffen am Sonntag sind natürlich echte Oldtimer gefragt. "Wir haben auch die Vereine in der Umgebung angeschrieben", sagt Vater Heribert Spieß. Die Herzogenauracher Feuerwehr will mit ihrem historischen Löschfahrzeug anrücken, das schon beim großen Festzug kürzlich mitfuhr. Ebenso habe die Wehr aus Baiersdorf Interesse gezeigt, berichtet Spieß. Für Speisen und Getränke sorgt die Wirtin des Ansbacher Tor Kellers, der am Sonntag öffnet.
"Wenn das Wetter passt", so prophezeit Spieß, "wird der Weihersbach brummen." Und das nimmt man ihm sofort ab, denn - wie gesagt - "Spinnerte" gibt's genug. Freilich zählen sich auch Spieß und Münck, der Gründer und Vorsitzende des Vereins, dazu. Hans Münck, inzwischen 78 Jahre alt, hat allein 22 Motorräder in seiner Garage stehen. Er ist leidenschaftlicher Sammler und Bastler und will mit einem oder mehreren Zweirädern teilnehmen. In seinem Keller stehen die NSU Max zum Beispiel (Baujahr 1954) oder die Triumph Boß aus dem Jahr 1955 oder die BK 350, ein in der DDR gebautes Unikat (BK steht für Boxer Kardan) und ganz seltenes Motorrad.
22 Maschinen in der Sammlung
Schon als Jugendlicher wuchs Münck in das Zweirad-Hobby hinein. Sein erstes Moped war eine Puch NS 50, sein erster Roller eine Triumph Cortina. Beide stehen noch in seinem Keller. Und sein ältestes Stück, eine Zündapp DB 200 aus dem Jahr 1934, ebenso. Denn weggeworfen wird nix. 22 Maschinen sind es, die dort in Einzelteilen oder teilweise zusammengebaut oder auch schon wieder komplett lagern. "1984 hat die Spinnerei wieder angefangen", berichtet Hans Münck. Und: "Es macht unheimlich Spaß, wennst so ein altes Ding hast."
Aber auch Vater und Sohn Spieß sind Oldtimer-Verrückte. Mit dem inzwischen 62 Jahre alten Käfer (Baujahr 1956) sind die Beiden sogar nach Spanien in den Urlaub gefahren. Viereinhalbtausend Kilometer mit 30 PS und 65 km/h. "Das ist ein Stück Lebensqualität", sagt der 58-Jährige. "Und pure Entschleunigung." Man sieht einfach mehr, fügt er hinzu. Eine Klimaanlage gibt's nicht, aber die braucht man auch nicht. Gegen das Schwitzen "machst halt einfach die Fenster auf." Dem Junior gefällt das genauso: "Da lernst du die Langsamkeit", schwärmt der junge Mann, der eigentlich eher der schnellen Generation angehört. Und Zwischenfälle oder Reparaturen auf der langen Strecke? Fehlanzeige - der Käfer schnurrte wie eine Eins.
An Anekdoten erinnert sich auch Münck gern. Wenn er mit seinem "Spotz", einem Kleinstauto (Münck: "Ich fahr das selten, weil ich mit den Knien anstoße"), unterwegs ist, dann gibt's immer ein großes Hallo. Es ist ein sehr seltenes Fahrzeug: der Zweisitzer Spatz, Baujahr 1956, von den Bayerischen-Automobil-Werken (BAW). Der hat 10,5 PS und einen Hubraum von 200 Kubikzentimeter. "Ohne Rückenwind schaff ich damit 60 km/h", ist Münck begeistert. Zugelassen ist das Autolein mit Mittelmotor und einer Karosserie aus Glasfiber für drei Personen. "Dann brauchst aber keinen Berg mehr hochfahren."
Manchmal machte er sich auch einen Spaß mit den Zuschauern. Wenn er durch die Fränkische Schweiz gefahren ist, erzählt er, und sich lange Schlangen hinter ihm bildeten, "dann hab ich einfach den Choke gezogen." Der Zweitakter qualmte dann wie verrückt, was denen hinter ihm freilich nicht gefiel. "Das sind so die kleinen Gemeinheiten."
Es darf gestaunt werden
Am Sonntag brauchen die Besucher solcherlei Dinge jedoch nicht zu fürchten. Da geht's dann ausschließlich darum, die Schönheiten zu präsentieren. Und über das Hobby zu plaudern und Erfahrungen auszutauschen. Am Sonntag darf gestaunt werden.
Das Oldtimer-Treffen
Anlass Die Oldtimerfreunde Herzogenaurach feiern ihr zehnjähriges Bestehen.
Termin Am Sonntag, 10. Juni, ab 11 Uhr im Weihersbachsgelände von Herzogenaurach. Das Ende ist offen.
Bewirtung Der Ansbacher Tor Keller versorgt die Teilnehmer und Besucher mit Speisen und Getränken.