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Erlanger Tafel gehen Lebensmittel aus - Oberbürgermeister bittet um Hilfe


Autor: Isabel Schaffner

Erlangen, Mittwoch, 23. März 2022

Die Erlanger Tafel hatte schon vor dem Ukraine-Krieg mit wachsenden Herausforderungen zu kämpfen. Nun kommen auch viele ukrainische Familien, wodurch sich die Vorräte schnell leeren. Oberbürgermeister Florian Janik bittet die Öffentlichkeit daher um Unterstützung.
Die Erlanger Tafel wird durch den Ukraine-Krieg von immer mehr Menschen aufgesucht und benötigt dingend Lebensmittelspenden.


Die Erlanger Tafel ist eine dankbar angenommene Versorgungsquelle für bedürftige Menschen mit verschiedensten Hintergründen. Dabei ist sie auf Lebensmittelspenden von Privatpersonen angewiesen - besonders seit dem Ukraine-Krieg. Alle aktuellen Entwicklungen zu Russlands Militärangriff und dessen Folgen findet ihr in unserem Nachrichten-Ticker.

Der Bedarf ist derzeit groß: "Die Lager der Tafel leeren sich gerade schnell", schreibt Oberbürgermeister Florian Janik in einem öffentlichen Spendenaufruf am Freitag (18. März 2022). "Die Tafel Erlangen bittet dringend um Lebensmittelspenden. Besonders gebraucht werden Molkerei-Produkte wie Milch, Joghurt, Butter und Haltbares wie Nudeln, Reis und Konserven. Aber auch Drogerie- und Hygieneprodukte wie Windeln werden benötigt", schreibt Janik.

Erlanger Tafel erlebt großen Andrang - und richtet extra Ukraine-Tag ein

"Schon vor Kriegsbeginn hat sich abgezeichnet, dass immer mehr Bedürftige kommen. Zum einen Rentner, deren Rente zum Leben nicht ausreicht. Zum anderen viele Flüchtlinge aus Syrien oder Afghanistan", schildert Johannes Sikorski, Leiter der Erlanger Tafel, in einem Gespräch mit inFranken.de am Mittwoch (23. März 2022). Pro Woche seien zehn bis 15 Kund*innen hinzugekommen. "Und jetzt auf einen Schlag sind es sehr viele." Pro Ausgabetag seien alleine 50 bis 60 Ukrainer*innen erschienen. Daher habe sich die Tafel entschieden, die Ausgabe für ukrainische Geflüchtete auf den Donnerstag zu bündeln, "um die anderen Tage zu entlasten. Sonst könnten wir es nicht stemmen".

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Die Geflüchteten haben die Möglichkeit, nur unter Vorlage ihres Reisepasses Essen abzuholen, wie Janik in seinem Facebook-Post betont. Sie erhielten jedoch nun auch Ausweise für die Abholung, erklärt Sikorski dazu. "Gestern haben wir 100 Tafelausweise für ukrainische Flüchtlinge ausgegeben."

Für den extra Ausgabetag erhielten sie "einen Ausgabeplan und eine entsprechende Ausweisgruppe. So wissen sie, dass sie donnerstags gegen Vorlage unseres Tafelausweises Ware abholen können." Bis Juli sei dieses Verfahren vorerst vorgesehen. Glücklicherweise sei das Team gut aufgestellt, versichert Sikorski. Die Tafel erhalte viele Anfragen von ehrenamtlichen Helfer*innen, die bereitstünden.

Tafel erhält weniger von Supermärkten - Privatspenden daher unerlässlich

Wie der Tafel-Leiter ausführt, seien Supermärkte nach wie vor essenzielle Partner, doch durch die derzeitigen Hamsterkäufe sei die Ware für die Tafel zurückgegangen. "Die Supermärkte kalkulieren auch immer besser. So bleibt weniger überschüssige Ware übrig, wodurch wir langfristig etwas weniger abholen werden." Zwar versuche die Tafel, ihre Touren auf mehr Läden auszuweiten, doch private Spenden seien unverzichtbar.

Sikorski habe in den vergangenen Wochen die Stimmung unter den Ukrainer*innen und ihre Interaktion mit den Tafel-Mitarbeitenden beobachten können und berichtet: "Wir haben russische und ukrainische Dolmetscher, die mit den Geflüchteten über ihre Erlebnisse sprechen können. Da hört man teilweise schon krasse Geschichten aus den Kriegsgebieten." Trotzdem versuchten sie, das Beste aus der Situation zu machen und zeigten große Dankbarkeit. "Es ist ein gutes Miteinander, es läuft sehr harmonisch ab", macht Sikorski deutlich. 

Die Erlanger Ausgabestelle befindet sich in der Schillerstraße 52a. Weitere Stellen gibt es in der Frauenauracher Straße 1a in Büchenbach und der Kantstraße 17 in Herzogenaurach. In Erlangen können Spenden am Montag, Mittwoch und Samstag von 10 bis 13 Uhr abgegeben werden, informiert Oberbürgermeister Janik.