Nach "Meinungsverschiedenheit": Fränkische Rentner müssen ICE verlassen - Bahn bezieht Stellung

- Erlanger Rentnerpaar muss ICE in Halle verlassen – nach "Meinungsverschiedenheit"
- "Haben das überhaupt nicht geglaubt": 86-Jähriger äußert sich zu Vorfall
- Senioren waren auf dem Weg in den Urlaub - Zugfahrt endet vorzeitig
- Deutsche Bahn äußert sich: "Gründe für den Fahrtausschluss mehrfach erörtert"
Eine Zugfahrt von Bamberg nach Berlin hat für Achim und Ina Paatsch ein unerwartetes Ende in Halle genommen. Eine Zugbegleiterin habe die Erlanger Senioren dort des Zuges verwiesen, sie seien sogar von der Polizei hinausbegleitet worden. So schildert Achim Paatsch den Vorfall gegenüber inFranken.de. "Ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagt der 86-Jährige. Auch die Deutsche Bahn hat sich mittlerweile auf Anfrage zu Wort gemeldet. "Es tut uns leid, dass die Fahrt des Ehepaars Paatsch nicht so verlaufen ist, wie sie - und auch wir - es uns gewünscht hätten", erklärt eine Sprecherin.
Update vom 27.01.2023: "In solchen Fällen unterscheiden sich die Sichtweisen oft" - Deutsche Bahn äußert sich zu ICE-Vorfall
"In solchen Fällen unterscheiden sich die Sichtweisen der Beteiligten oft voneinander, da jeder die Situation aus seiner persönlichen Perspektive wahrnimmt", teilt die Bahn-Sprecherin am Freitag (27. Januar 2023) inFranken.de mit. Wie sich das Ereignis im Endeffekt tatsächlich zugetragen habe, lasse sich im Nachhinein "oft nicht mehr beurteilen". Es habe aber einen "intensiven Kontakt" zwischen den Senioren und dem Kundendialog der Deutschen Bahn gegeben, bei dem die "Gründe für den Fahrtausschluss mehrfach erörtert" worden seien.
Die Sprecherin schildert das Ereignis aus Sicht des Unternehmens: Bei der besagten Zugfahrt im Oktober 2022 seien viele Reisende unterwegs gewesen, "darunter viele Familien mit kleinen Kindern, die teilweise auf dem Boden sitzen mussten". Achim Paatsch habe in einem Familienbereich des ICE Platz genommen, der explizit "für diese Familien gedacht und entsprechend gekennzeichnet" sei. In derartigen Fällen sei es "üblich", dass Zugbegleiter die Sitzenden ohne Kinder auffordern, einen Platz in einem anderen Wagen aufzusuchen.
"Allerdings kam es dabei wohl zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen Herrn Paatsch und der Zugbegleiterin, in deren Folge die Zugbegleiterin Herrn Paatsch von der Weiterfahrt ausschloss", so die Sprecherin. Und sie betont: "Die Zugbegleiter sind für die Sicherheit im Zug verantwortlich, daher ist es wichtig, dass sich die Fahrgäste an ihre Weisungen halten." Achim Paatsch hatte zuvor im Gespräch mit inFranken.de erzählt, wie er die Situation im Zug erlebt hat. Er habe laut eigener Aussage bis heute nicht verstanden, weshalb er den ICE in Halle verlassen musste.
Erstmeldung vom 25.01.2023: Zugfahrt verläuft anders als geplant: "Habe so etwas noch nie erlebt" - 86-Jähriger schildert seine Sicht der Dinge
"Wir fahren oft mit der Deutschen Bahn", berichtet Paatsch. Am 15. Oktober 2022 sei er mit seiner 84-jährigen Frau dann unwissentlich in einem Familienabteil des ICE eingestiegen, der sie zunächst nach Berlin bringen sollte. Dort haben die Senioren umsteigen und weiter nach Bansin auf die Insel Usedom fahren wollen. Doch es sollte alles anders kommen.
Das Ehepaar habe sich zunächst an einen Vierertisch im Zug gesetzt. Kurz vor Halle sei seine Frau "weiter hinten in den Wagen gegangen", da ihr Sitzplatz ab Halle anderweitig reserviert gewesen sei. Da sie einen Behindertenausweis besitze, habe sie einen entsprechenden Platz aufgesucht, so Paatsch. Er selbst sei zunächst sitzen geblieben, da sein Platz nicht reserviert gewesen sei.
In Halle sei plötzlich eine Zugbegleiterin, von einer "Menschentraube" aus Erwachsenen und Kindern begleitet, in den Familienwaggon gekommen und habe alle Zuggäste ohne Kinder aufgefordert aufzustehen, erzählt der Rentner. Er habe daraufhin geantwortet, dass er auf einem nicht reservierten Platz sitze und deshalb auch nicht aufstehen müsse. Die Bahn-Mitarbeiterin habe erwidert, dass jeder ihrer Aufforderung nachkommen müsse.
Erlanger Senioren müssen Zug unfreiwillig verlassen: "Haben das überhaupt nicht geglaubt"
Paatsch sei daraufhin aufgestanden und durch die Menschenmenge, in der auch die Zugbegleiterin gestanden habe, hindurchgelaufen, um sich zu seiner Frau zu setzen. Die Zugbegleiterin habe dem 86-Jährigen daraufhin gesagt, er solle den Zug verlassen. Er habe erklärt, dass er dies nicht tun werde, da er mit seiner Frau in den Urlaub fahre und auch eine Zugbindung habe. "Es dauerte nicht lange, da standen drei Polizisten vor uns", berichtet Paatsch inFranken.de.
Die Beamten hätten ihm erklärt, dass die Zugbegleiterin das Hausrecht habe und, dass das Paar nun den Zug verlassen müsse. Die Senioren seien sehr überrascht gewesen: "Wir haben das überhaupt nicht geglaubt." Nachdem das Ehepaar Paatsch in Halle aus dem ICE ausgestiegen war, habe es mehrere Umwege mit der Bahn nehmen müssen, um doch noch an seinem Ziel in Bansin anzukommen. Seitdem stünden die beiden über Mails in Kontakt mit der Deutschen Bahn, eine zufriedenstellende Antwort, weshalb sie den Zug verlassen mussten, hätten sie bislang nicht erhalten - so schildert es Achim Paatsch.
Die Bundespolizei bestätigte gegenüber inFranken.de den Vorfall in Halle. Ein Sprecher berichtet von einer "verbalen Auseinandersetzung", infolgedessen Paatsch die Zugbegleiterin weggestoßen haben soll. Dies dementiert der 86-Jährige aus Erlangen jedoch. Aktuell laufen die Ermittlungen noch, so die Bundespolizei.
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