Erlangen: Traditionsunternehmen Sylvania kündigt Teil der Belegschaft wegen EU-Verbot
Autor: Ralf Welz
Erlangen, Dienstag, 30. Mai 2023
Das Traditionsunternehmen Sylvania stellt sich neu auf. Am Jahresende gehen in einigen Bereichen der großen Fabrikhalle in Erlangen die Lichter aus. Die Neuausrichtung des Betriebs geht derweil mit Kündigungen einher.
Die Feilo Sylvania Germany GmbH aus Erlangen steht vor einem gravierenden Umbruch. Das 1900 gegründete Traditionsunternehmen zählt zu den großen, weltweit agierenden Herstellern von Leuchtmitteln und Lichtsystemen. Das noch in diesem Jahr in Kraft tretende Leuchtstofflampen-Verbots macht für Sylvania allerdings einen Neustart notwendig. Hintergrund ist eine EU-Richtlinie, die gefährliche Stoffe in Elektronikgeräten begrenzen möchte. Dazu gehört auch Quecksilber in Leuchtmitteln.
"Ende des Jahres 2023 gehen in einigen Bereichen der großen Fabrikhalle von Sylvania in Erlangen die Lichter aus", heißt es in einer im Auftrag von Sylvania am Dienstag (30. Mai 2023) veröffentlichten Pressemeldung. Mit dem europaweiten Verbot von Leuchtstoffröhren ab 1. September 2023 hätten "die imposanten Produktionsanlagen" ausgedient. Mit der Herstellung von Leuchtstoffröhren in Erlangen hatte das Unternehmen in Erlangen demnach bereits im Jahr 1969 begonnen.
Erlangen: Sylvania läutet nach Aus von Leuchtstoffröhren Neustart ein
Doch nun gestaltet der fränkische Beleuchtungshersteller seinen entsprechenden Geschäftsbereich zwangsläufig um. "Eine Ära geht zu Ende - eine neue beginnt", heißt es in der Mitteilung weiter. Der Standort Erlangen bleibe jedoch als Herstellungsort von LED-Leuchten und -Röhren erhalten und spiele für den Betrieb in Europa eine große Rolle. "Natürlich kommt das Aus für diese Leuchtmittel nicht plötzlich", erklärt der laut Eigenaussage führende Anbieter von Beleuchtungslösungen für den privaten, professionellen sowie architektonischen Einsatz.
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Ein Traditionsunternehmen ganz neu aufzustellen, brauche gleichwohl Zeit. Sylvania zufolge müssen zudem unterschiedliche Interessen abgewogen sowie zufriedengestellt werden. Nach Firmenangaben war an der Ausarbeitung des neuen Geschäftskonzepts maßgeblich Wilhelm Balbierer beteiligt. Er ist demnach seit 2021 als General Manager Nordeuropa, Osteuropa & DACH bei Sylvania tätig und trägt auch die Verantwortung für den Standort Erlangen. Von Beginn sei er mit der Neuausrichtung des geschichtsträchtigen Betriebs beschäftigt gewesen.
Laut Pressemeldung stand durch den Wegfall der Leuchtstoffröhrenproduktion lange Zeit im Raum, dass rund 65 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Gemeinsam mit Betriebsrat und Gewerkschaft sei hierfür in mehreren Verhandlungsrunden ein Sozialplan erstellt worden. Zusätzlich seien ein Freiwilligenprogramm sowie eine Altersteilzeitlösung angeboten worden.
"Bedauerlich für jeden Einzelnen": 17 Mitarbeiter erhalten Kündigung
"Nach verständlicherweise harten, aber auch sehr konstruktiven Gesprächen konnte letztlich eine Einigung erzielt werden, die den Fortbestand des Unternehmens sichert", heißt es in der Mitteilung wörtlich. "Erfreulich ist, dass durch die einvernehmlich verabschiedeten Maßnahmen die Zahl der tatsächlichen Kündigungen auf 17 reduziert wurde." Sylvanias General Manager Balbierer äußerte sich hierzu wie folgt. "Kein Zweifel, 17 zu viel und bedauerlich für jeden Einzelnen, der das Unternehmen verlassen muss. Auf der anderen Seite heißt das aber auch für rund 110 Angestellte am Standort in Erlangen, dass es einen nachhaltigen Weg in die Zukunft gibt“, wird Balbierer zitiert.
Laut Unternehmensangaben sieht die Neuausrichtung des Standorts Erlangen die Herstellung von zunächst drei Produktfamilien vor: Resisto-Feuchtraumleuchten, Helios-LED-Röhren und UV-Photozellen. Ab Sommer 2023 komme eine neue Automatisierungsanlage für die Feuchtraumleuchten zum Einsatz. So könnten kosteneffizient rund 500.000 Einheiten pro Jahr hergestellt werden. Für die Massenproduktion der LED-Röhren erhalte Erlangen entsprechende Maschinen von der Produktionsstätte in Belgien.