Ein neues Nest auf dem Pfarrheim in Höchstadt soll die Störche locken und von der Stadtpfarrkirche abhalten.
Neugierig lugt ein Weißstorch aus seinem Nest auf der Alten Mälzerei in Höchstadt und verfolgt genau, was da auf dem Nachbardach vor sich geht. Vielleicht ist sogar ein bisschen Neid im Storchenblick zu erkennen, angesichts des nagelneuen Nests, was auf dem Pfarrheim angebracht wird.
Mit dem Ersatznistplatz auf einem stillgelegten Schlot hofft die katholische Kirchenverwaltung von St. Georg nun, das vorerst letzte Kapitel in der Storchen-Episode aufzuschlagen. Im letzten Frühjahr hatte ein Storchenpaar auf dem Kirchendach von St. Georg genistet. Die Hinterlassenschaften verdreckten die gerade erst sanierte Fassade. Kirchgänger mussten mit Zeltdächern vorübergehend vor der "weißen Gefahr" von oben geschützt werden. Für ein Verscheuchen der Weißstörche war es aus Naturschutzgründen schon zu spät.
Jetzt wird den Störchen also ein Ersatz-Horst angeboten. Und die Zeit drängt.
Georg Walcher vom Pfarrgemeinderat hat schon wieder Störche auf der Kirche beobachtet. Er hat die neue Niststätte in Auftrag gegeben. Über die Untere Naturschutzbehörde bekam er den Kontakt zu Thomas Stahl. Der selbstständige Fachwirt für Natur- und Landschaftspflege hat das neue Nest gebaut.
Das Flechtwerk kommt aus China
Der 47-Jährige aus Burgebrach ist im Vogelschutzbund aktiv und weiß, was Störche mögen: "Das Flechtrohr kommt aus China und ist eine Art Liane", sagt er, während er die fingerdicken Stäbe in das Gerüst aus Metall drückt. Der Untergrund des Nests besteht aus Edelstahlprofilblechen. Wenn der Horst auf dem Schlot befestigt ist, komme noch eine Schicht aus Fichten- und Kiefernreisig hinein. Doch soweit ist Thomas Stahl mit seinem Helfer noch nicht.
Zuerst muss das rund 30 Kilogramm schwere Konstrukt per Hebebühne auf das Pfarrheim gebracht werden.
"Ein unheimlicher Aufwand", sagt Pfarrgemeinderat Walcher und schüttelt mit dem Kopf. Alleine, was an Verwaltung hinter dem Storchenschutz steckt, sei enorm. Herstellung und Installation wird die Kirchenverwaltung bis zu 1200 Euro kosten, schätzt Walcher. Davon übernehme etwa die Hälfte der Landkreis.
Auch Andreas Sehm von der Unteren Naturschutzbehörde ist gekommen, um die Maßnahme zu kontrollieren. Er geht von einer hohen Chance aus, dass die Tiere das Nest annehmen werden. Der Kamin des Pfarrheims sei ein guter Standort: "Erfahrungsgemäß werden Hausdächer als Nistplatz am besten angenommen", sagt Sehm und blickt nach oben, wo gerade mit vier Metallstreben das Nest am Schlot befestigt wird.
Auch Walcher hofft natürlich, dass die Störche zum neuen Horst finden.
Dass nun das Pfarrheim unter den Hinterlassenschaften der Störche leiden muss, befürchtet Walcher nicht: "Das muss ein Dach aushalten. Ich kann ja kein Storchenklo bauen", sagt er und muss grinsen. Eine kleine Anspielung auf ein Banner am Faschingszug: "Storchenklo, Storchenklo, ja das macht den Pfarrer froh", war dort zu lesen.