Die Amazingers, der Gospelchor der Kirchengemeinde St. Bonifaz in Erlangen, feierten am Freitagabend mit einem Sommerkonzert in St. Oswald in Lonnerstadt ihr 20-jähriges Jubiläum.
Gleich zwei Kunstereignisse erwarteten die vielen Gäste in der Lonnerstadter Kirche. Dem Konzert vor- und beigefügt war eine Vernissage besonderer Art. Die Künstler konnten nicht anwesend sein, weil sie in der Untersuchungshaft in der JVA in Nürnberg einsitzen oder einsaßen. Kunstwerke zu erstellen ist eine der ganz wenigen Möglichkeiten für Gefangene sich frei entfalten zu können. Pfarrer Frank Baumeister gründete 2003 eine Kunstgruppe und die 26 besten Werke aus den letzten Jahren waren an den Seitenwänden der Kirche ausgestellt.
Unter dem Titel "Vielfalt" zeigten die Bilder die "Innenansichten" der Insassen. Durch den Verkauf der Werke ist auch weiterhin die Finanzierung von Farben, Stiften und Leinwänden für die evangelische Kunstgruppe gesichert.
Die Diplom Sozialpädagogin Sabine Schnee und die beiden Leiter der JVA Thomas Vogt und Sascha Rath stellten die Bilder vor.
Mit ihrem Erkennungslied "Amazing graze" zogen die knapp 40 Sänger mit ihrem musikalischen Leiter Harald Luft und dem Pianisten Jörg Beckenbauer swingend ins Gotteshaus ein.
Die Sänger sind eine bunt gemischte, fröhliche Gruppe, die sich regelmäßig trifft, um nicht nur traditionelle und moderne Gospels und Spirituals zu singen. Eines der jährlichen Highlights ist dieses Sommerkonzert.
Filme wie "Sister Act" waren 1994 der Auslöser für die Gründung des Chores. Im Jahr 1995 war es dann so weit.
Zuerst war es nur ein "Freizeitchor". Musikalische Grundkenntnisse waren keine Voraussetzung, nur der Spaß an der Musik, die Freude am Singen sollte zählen.
Der erste musikalische Leiter war Claudius Kroker, sein Nachfolger, Quirin Spreiter, hatte schon Erfahrungen in der Leitung eines Jugendchores in Rednitzhembach. Aus beruflichen Gründen musste er im Sommer die Leitung abgeben und sein Nachfolger wurde für ein Jahr Marco Schneider. Seit 2001 leitet nun Harald Luft, Musikpädagoge am Marie-Therese-Gymnasium in Erlangen, die Sangesgruppe. Luft ist ein hervorragender Chorleiter, der es wagt, über Gospels hinaus andere Wege zu gehen und mit den etwa 40 Sängern auch Musicals, Latins sowie Popstücke mit großem Engagement einzustudieren.
Seit Januar 2013 werden die Sänger von Jörg Beckenbauer am Keyboard unterstützt.
"Thank you for the music" Ein gut zusammengestelltes Programm erwartete die vielen Gäste, angefangen von deutschen Gospels, über Spirituals aus den USA, Popsongs wie "Thank you for the music" (ABBA), afrikanische Lieder und Gospels, die "nach oben" ziehen sollen. Die Zuhörer wurden von der Begeisterung der Sänger mitgerissen und klatschten oft stehend mit. Schloss man bei manchen Songs die Augen, meinte man oft "schwarze" Stimmen zu hören. Aus den Reihen der Sänger traten immer wieder Solisten hervor. "Die singen ja alles auswendig!", hörte man in der Pause schwärmen. "Toll, dass sie keine Band sondern nur Keyboard zur Begleitung haben. Das wirkt besser!"... "Auch ganz ohne Instrumentalbegleitung ein toller, reiner Chorklang!" Begeisterung von allen Seiten.
Andrea Dittrich, geboren und aufgewachsen in Adelsdorf, erzählte ein bisschen von der Liebe zu diesem Chor. "Ich singe seit 1995 bei den Amazingers mit und wenn man mal dabei ist, kommt man nicht mehr davon los.", schwärmt sie.
"Es ist ein unglaublich begeisternder und faszinierender Chor und man hat trotz der Größe das Gefühl, in einer riesigen Familie zu sein.", fährt sie fort. Es sei eine unwahrscheinlich tolle Truppe mit ganz viel Herz, Spaß und Zusammengehörigkeitsgefühl. "Aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken!" Das Auswendigsingen und die zusätzlichen Choreographien bedeutet für die Sänger harte Probenarbeit, denn es werden sehr anspruchsvolle Stücke - Liedsätze bis zu 13 Seiten sind keine Seltenheit - einstudiert. "Disziplin und Lernbereitschaft sind absolute Pflicht!"
Stehender Applaus war dem Chor am Ende sicher und nach vier Zugaben war ein eindrucksvolles, mitreißendes unvergessliches Konzert zu Ende. Mit einem Friedensgebet beendete der Hausherr Pfarrer Martin Müller den Abend.