In Weppersdorf gab es zum 90. Mal eine Kirchweih. Die Organisatoren hatten deswegen ein besonderes Programm auf die Beine gestellt, unter anderem einen Mehrgenerationentanz.
Das Ehepaar Elke und Jürgen Pfister, sie gebürtige Weppersdorferin, er Forchheimer, gewann am Sonntag das große Betznaustanzen bei der Kerwa in Weppersdorf. Warum ein Ehepaar, wo doch das Austanzen in Weppersdorf eigentlich Sache der unvermählten Ortsburschen und ihren jeweiligen Tanzpartnerinnen ist? Der Adelsdorfer Ortsteil feierte das 90. Jubiläum seiner Kirchweih. Zu diesem Anlass war ein "Mehrgenerationentanz" angesetzt, und prompt erwischte das Weckerklingeln eines der reiferen Paare.
"Im Jahr 2000 hab ich das letzte Mal hier getanzt", erinnerte sich Elke lächelnd. Jürgen, der von "auswärts" kommt, stand überhaupt zum ersten Mal auf dieser Tanzfläche vor der Weppersdorfer Kapelle, und rausgetanzt hat er auch anderswo noch nie. "Trotzdem gleich gewonnen", freute er sich.
Immerhin, die Chance stand 1:16 - so viele Paare waren es nämlich, die am Jubiläumstanz teilnahmen. "Traktor, Fahrer, Abholen der Damen in ihren elterlichen Anwesen - alles in alter Tradition", berichtet Hauptorganisator Christian Kupfer. "Aber einen neuen Wagen haben wir organisieren müssen. Die Mädels hätten sonst nicht alle einen Sitzplatz gehabt."
Das Abholen zog sich hin
In "normalen" Jahren nämlich sind es so sechs bis acht Pärchen, die teilnehmen - heuer war alles halt ein wenig größer angelegt. So war auch der Zeitplan nicht ganz einzuhalten. Bei jeder Tänzerin gab es ein Schnäpschen im Hof, den Männern wurden die traditionellen weißen Schürzen umgebunden und die den Zug begleitenden Adelsdorfer Musikanten spielten ein Liedchen. Das zog sich etwas. Doch die wartenden Zuschauer am Tanzplatz waren geduldig - es war ja Kerwa und da nimmt man sich Zeit.
Noch eine kleine Veränderung brachte das Mittanzen der "Ehemaligen" mit sich: Beim traditionellen gegeneinander Ansingen mit frozzelnden Kerwasversen zwischen Adelsdorfer und Weppersdorfer "Altburschen" war der Chor der Weppersdorfer heuer eher unterbesetzt. Die meisten tanzten ja mit. Doch dieses Problem wurde kurzfristig gelöst: Die Tänzer stimmten einfach mit ein und so war das Gleichgewicht schnell wieder hergestellt.
Mit von der Partie beim Tanzen war auch ein besonderer "Ehrengast". Christoph Schuhmann, "alter" Weppersdorfer, ist vor zwei Jahren nach Schweden ausgewandert und lebt jetzt dort. Zur heimischen Kerwa nahm er sich jedoch extra Urlaub in seiner neuen Heimat und ließ sich das "Mehrgenerationentanzen" natürlich nicht entgehen. "Immerhin führe ich jetzt mit 15 Mal dabei sein die Liste der Raustänzer an", sagte er lachend. Eine seinerzeit versäumte und jetzt nachgeholte "Verabschiedung" mit einem kleinen Geschenk honorierte diese Treue zu den alten Freunden.
Der am Samstag praktizierte Zug mit der Kerwasfichtn durch alle Ortsteile - gab's auch nur wegen des Jubiläums - hatte ebenfalls großen Anklang gefunden. "Vor allem in Adelsdorf selbst", freute sich der Christian. "Viele Leute sind stehen geblieben und haben sich das angeschaut." Dass der Baum heuer in Weppersdorf geschält wurde - Täter unbekannt - störte die Kerwasburschen nicht. "Zum Jubiläum will man ja schließlich was Besonderes haben! Da war uns das Bewachen nicht so wichtig" Und immerhin - 30 Jahre ist es nach allgemeinem Wissen mindestens schon her, dass eine solche Freveltat zum letzten Mal in Weppersdorf geschehen konnte. "Das sehen wir locker."