Beim Kerwaumzug bekommt selbst Walter Prechtel von der Stammgaststätte der Ortsburschen augenzwinkernd sein Fett weg. Dass sich die jungen Leute überhaupt Gehör verschaffen konnten, verdanken sie einer Leihgabe der Feuerwehr.
Die Feuerwehr musste einspringen, um den Kirchweihumzug in Uehlfeld am Sonntag zum richtigen Abschluss zu bringen - klingt dramatisch, war es aber nicht.
Eine winzige Kleinigkeit hatten die Ortsburschen und -madla nämlich vergessen für die Kerwas predigt, bei der traditionsgemäß am Ende des Umzugs die Spottinschriften auf den Wagen nochmals erklärt werden: Ein Mikrofon wäre nicht schlecht gewesen, damit die zahlreichen Zuschauer vielleicht auch etwas gehört hätten von dem, was der Oberbursch Simon Zwanzger zu erzählen hatte. Hatte man aber irgendwie vergessen, und da war guter Rat zunächst teuer.
Doch die Feuerwehr, die für die notwendige Straßensperrung Hilfe geleistet hatte, sprang kurzfristig ein: Im Mannschaftsbus, der auch für die Aufgaben der First-Responder-Gruppe ausgerüstet ist, war ein solch technisches Gerät vorhanden.
Simon verließ also seinen eigentlichen Platz von der Höhe des Stammgasthofs Prechtel und las vom 11er aus, wie der Bus umgangssprachlich bei den Feuerwehrlern genannt wird. Keinen hat's gestört und man hat alles verstanden - die Feuerwehr, dein Freund und Helfer also.
24,5 Meter lange Fichte
Der Umzug selbst war reibungslos abgelaufen. Sieben Wagen, jede Menge Spott - nicht einmal der Wirt der Stammgaststätte blieb verschont. War dem doch im vergangenen Jahr gegen Ende der Kirchweih glatt das extra gebraute Kerwasbier ausgegangen, und die armen Gäste mussten auf das ganzjährige Angebot zurückgreifen. "Hoffendli, Walter, hosd draus glernt" mahnten sie ihren langjährigen Gönner augenzwinkernd an.
Der Weg des Baumes aus dem Wald bis zum Aufstellen am Samstag hingegen verlief reibungslos. 24,5 Meter ist die Fichte lang und aufgestellt war sie ruckzuck.
Etwas allerdings beklagte Matthias Heidel, früher selbst Ortsbursch, dann nach Heirat ausgeschieden, aber immer noch jedes Jahr mit Rat, Tat und seiner Erfahrung den Burschen zu Seite stehend: "Seit 1996 bin ich dabei. Aber ich muss feststellen, es wird immer schwieriger, eine passende Fichte zu finden. Zum einen sind die Waldbesitzer leider nicht mehr so spendabel - zum anderen aber haben sich die Wälder verändert. Es gibt fast keine Fichten mehr, die sich für den Kerwasbaam eignen. Ich hoffe, dass es auch den zukünftigen Kerwasburschen immer noch gelingen wird, den Baum für unsere Kirchweih zu bekommen."
Der guten Stimmung hat diese pessimistische Prognose jedoch zum Glück nicht geschadet - weder bei Matthias noch bei den anderen.
Gefeiert wurde vom Dämmerschoppen am Donnerstag bis zum Montag in den örtlichen Gastwirtschaften, in der Bar 470, die nur zur Kirchweih existiert, am Festplatz bei den Buden und Fahrgeschäften und natürlich auch zuhause. Am heutigen Dienstag ist noch Kindertag am Festplatz mit verbilligten Fahrpreisen.
Die Schilder "Vorsicht, Biernebel" und "Gefahr vorbei" an den Ortsein- und -ausgängen können dann in Ruhe wieder eingemottet werden - bis zum nächsten Jahr.