Bei Hemhofen werden seit zehn Jahren Kinder unter freiem Himmel betreut. Zum Jubiläum gab es ein besonderes Fest.
Davon, dass man die Südsee nicht unbedingt im Wald bei
Hemhofen vermuten würde, ließen sich die Wurzelzwerge nicht abhalten, das Sommerfest zum zehnjährigen Bestehen ihres Waldkindergartens unter das Motto "Südseezauber im Zwergenland" zu stellen. Das auch das Wetter eher wechselhaft als subtropisch war, störte dabei niemanden.
Man findet normalerweise nicht so einfach zu diesem Kindergarten, denn er liegt mitten im Wald. Aber diesmal musste jeder nur dem Menschenzug zum Festplatz folgen. Es wurde gefeiert, gespielt, gesungen, getrommelt und gebastelt.
Die beiden Leiterinnen Caroline Sell und Cornelia Höfling begrüßten die zahlreichen Gäste, und nach einem Trommelwirbel aller Kinder zusammen mit dem "Trommel-Dieter" alias Dieter Weberpals, einem Musikpädagogen, der für dieses Fest schon zehn Wochen mit den Zwergen geprobt hatte, blickten sie auf die vergangenen zehn Jahre zurück.
Die beiden Frauen hatten damals die Initiative ergriffen, zusammen mit interessierten Familien und einem Trägerverein alle Hürden und konnten so im September 2007 mit neun Kindern starten. Es war der erste Waldkindergarten im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Am Ende des ersten Waldjahres waren es bereits 17 Kinder. Ab dann stieg die Kinderzahl auf etwa 26 belegte Plätze pro Jahr, 50 Kinder hat der Kindergarten schon an die Schule abgegeben.
"Gebt den Kindern die Natur"
Wie sieht nun der Tagesablauf im Waldkindergarten aus? Von Montag bis Freitag werden die Kinder von 8 bis 14.30 Uhr von Cornelia Höfling, Caro Sell und Heike Landin im Wald betreut. Unter dem Motto "Gebt den Kindern die Natur" starten alle gemeinsam in einen erlebnisreichen Waldtag. "Dabei orientieren wir uns an täglich wiederkehrenden Ritualen wie Treffpunkt an der Zwergeninfo, Morgenkreis, Weg zum Bauwagenplatz, gemeinsames Frühstück, Freispielzeit im Wechsel mit gezielter Beschäftigung, dann Rückweg mit Abschlusskreis und zum Schluss das Abholen an der Zwergeninfo, um den Kindern Sicherheit und Geborgenheit zu geben", erklärt die engagierte Leiterin und Erzieherin Caroline Sell.
Der Waldkindergarten hat auch sein eigenes, pädagogisches Konzept. Rhythmus, Wiederholung und eine umfangreiche Sinnespflege sind das Grundanliegen. Jedes Kind nimmt sich aus dem reichen Angebot das heraus, was seinen Bedürfnissen und seinem Alter entspricht. So findet individuelle Förderung ohne Überforderung statt.
Ein Rückzugsort
Durch verschiedene Projekte und Angebote werden die Wurzelzwerge auf die bevorstehende Schulzeit vorbereitet. Im vergangenen Jahr entstand eine Waldschule. Mit einer großen Tafel und ausreichenden Arbeitsplätzen können sich die Erzieherinnen mit den Vorschulkindern in Ruhe zurückziehen, und auf diesen besonderen Platz sind vor allem die Vorschulkinder mächtig stolz. Bei ganz schlechtem Wetter können alle in zwei Bauwagen und ein Tipi ausweichen.
Beim Sommerfest las die Elternbeiratsvorsitzende Michaela Reiner einige Erinnerungen ehemaliger Wurzelzwerge vor: "Das Schönste war der Matschberg und die Matschküche. Alles war viel schöner als Schule." Ein anderes ehemaliges Kindergartenkind schrieb: "Wir konnten ohne Anleitung spielen - und das mit Freunden. Es war nie langweilig!"
Langweilig wird es auch den Erzieherinnen nicht, denn es hat sich in den vergangenen zehn Jahren viel verändert, berichteten sie. Die Anforderungen an das Leitungsteam werden immer mehr, und nur mit viel Disziplin und guter Organisation schaffen sie es, alles unter einen Hut zu bringen. Sie sind froh, durch das Umfeld im Wald einen Raum geschaffen zu haben, in dem Kinder "entschleunigt" Kind sein können.
Das Interesse der Eltern sei nach wie vor sehr groß, sie würden sich vorbildlich für den Kindergarten engagieren. In einer so kleinen Einrichtung sei es wichtig, eng mit den Eltern zusammenzuarbeiten. Der Kontakt sei sehr familiär, was auch bedeute, mit viel Respekt und Achtung aufeinander zuzugehen. Durch die Unterstützung des Elternbeirates würden es die Erzieherinnen aber schaffen, vielen Wünschen der Eltern gerecht zu werden. Es gibt übrigens eine lange Warteliste - bei Interesse müssen Kinder schon rechtzeitig angemeldet werden, um sich einen Platz zu sichern.
Auch die kleine Emma geht heute gerne in ihren Waldkindergarten und feierte als Hula-Mädchen begeistert mit: "Weil wir immer so viele Spaziergänge machen. Und das Trommeln mit dem Trommel-Dieter ist auch super. Außerdem sind dort alle meine Freunde!"