Im Winter sind die Nager besonders aktiv, weil es kein ebenerdiges Grünfutter gibt. Wenn dann, wie im Höchstadter Bürgerwald, ein gefällter Baum in einen Weiher fällt, stört das aber die Karpfen. Biberberater Erwin Höps versucht, zwischen allen Interessen zu vermitteln.
Im vergangenen Jahr war es ein einzelner Biber, heuer ist es ein Pärchen, das fleißig nagt und baut an den Waldweihern am Poppenwinder Weg im Höchstadter Bürgerwald. Eine Eiche hat es umgelegt, die nun mit der Krone im Wasser liegt. Drei Pappeln hat es sehr fachmännisch gefällt. Und seinen Bau am Weiherrand stockt es eifrig mit Ästen auf.
Das Ganze wäre für Teichwirt Erwin Höps kein Problem, läge das Gewässer in den kanadischen Wäldern. So aber muss er sich der Tatsache stellen, dass die nagenden Landschaftsarchitekten den Mönch (Abfluss) des einen Weihers mit Ästen verstopft haben. Sorge bereitet ihm auch, dass der Ausgang des Baus genau in einen Weiher mündet, in dem er einjährige Karpfen zur Weiterzucht überwintert. In der dünnen Eisdecke sieht man deutlich die Stellen, an denen die Biber ein- und auftauchen und Unruhe hereinbringen.
"Die Fische im Schlamm spüren mit ihrem Seitenorgan die Bewegungen und reagieren darauf panisch, was ihnen in der Winterruhe nicht bekommt", erklärt er das Problem. Weil seine Weiher winters besetzt sind, hat er nun eine Fanggenehmigung von der Unteren Naturschutzbehörde erhalten. Zwei Lebendfallen hat er auf den Weiherdämmen platziert und versucht mit Äpfeln, einer Leibspeise der Biber, eben diese hineinzulocken. Dass ihm bis zum Ablauf der Fangzeit am 15. März gelingt, die beiden Alttiere zu ködern, bezweifelt er selber.
Und irgendwie scheint ihm das auch wieder recht zu sein. Denn Höps ist neben Teichwirt auch ehrenamtlicher Biberberater. Nüchtern sieht er, dass an Stellen, die aus Bibersicht gute Lebensbedingungen bieten, schon im Jahr nach dem Fang der Altbewohner ein "Nachmieter" zur Stelle ist.
"Das kommt auch daher, dass Biber ihren herangewachsenen Nachwuchs aus dem Revier treiben, wenn sich Geschwister ankündigen."
Auf der anderen Seite gibt er zu bedenken, dass der Waldeigentümer eindeutig größeren Schaden am Fischbestand anrichten würde, wollte er die umgestürzten Bäume jetzt in der kalten Jahreszeit aus dem Wasser ziehen und zu Brennholz verarbeiten wollte. Um ein gerechtes Abwägen geht es Höps. Missen möchte er den Biber nicht, aber helfen, die menschlichen und tierischen Interessen auszugleichen. Was mit etwas Wissen auch ganz gut gelingt.
Unterhöhlte Fahrwege an Gewässern oder Uferränder in Ackernähe sind für ihn so ein Punkt. "Es ist nicht schlau, so einen Gang einfach zuzuschütten; der Biber wird wenige Meter daneben erneut graben.
Da keiner weiß, wo, ist so die Gefahr größer, dass der Landwirt mit seinem Traktor zu Schaden kommt, als wenn er nur die untergrabene Stelle mit Pflocken und rotweißem Absperrband markiert."
Geschickte Arbeiter Im Winter sind Biber besonders aktiv beim Baumfällen. Weil es kein Grünfutter zu ebener Erde gibt, bildet Laubgehölzrinde ihr Hauptnahrungsmittel. "Da Biber nun mal nicht klettern können, nagen sie die Bäume rundum an, bis sie umstürzen." Dabei bewundert er durchaus die Geschicklichkeit der großen Nager. "Sie fällen Bäume immer so, dass sie nachher leicht und meist vom Wasser aus an Rinde und Blätter kommen", hat Höps beobachtet.
"Dabei verschont der Biber auch Obstbäume nicht, was vor allem bei älteren Bäumen für den Besitzer sehr ärgerlich ist", sagt Johannes Marabini, der im Höchstadter Umweltamt für Arten- und Biotopschutz zuständig ist. Gemeinsam mit Landrat Eberhard Irlinger (SPD) rät er dazu, bei erkennbaren Fraßschäden entsprechend des Bayerischen Bibermanagements einen der drei ehrenamtlichen Biberberater des Landkreises oder die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt anzurufen.
"In vielen Fällen helfen schon einfache Schutzvorrichtungen wie Drahtmanschetten an Bäumen, um weitere Schäden zu verhindern. Vom Biber verursachte Schäden wie Fraßschäden, Maschinenschäden in der Landwirtschaft sowie forst- und teichwirtschaftliche Schäden können unter bestimmten Voraussetzungen durch freiwillige finanzielle Leistungen des Staates anteilig ausgeglichen werden", sagt Marabini.
Wer einen solchen Schaden entdecke, müsse ihn binnen einer Woche bei einem Biberberater oder bei der Unteren Naturschutzbehörde melden, um einen anteiligen finanziellen Ausgleich beantragen zu können.
Trotz allen Ärgers kann Johannes Marabini dem Biber auch positive Seiten abgewinnen: "Die Lieblingsspeise der Biber, Weichhölzer wie Pappeln oder Weiden, treiben nach den Fraßschäden durch den Biber verstärkt aus. Das ist ähnlich wie nach einem Rückschnitt. Offene Stellen am Boden bilden dann das Samenbett für neue, standortheimische Gehölzarten."