Die Harfe dämpft den musikalischen Überschwang

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Die Harfenistin Claire Augier de Lajallet begleitet den Chorgesang. Foto: Pauline Lindner
Die Harfenistin Claire Augier de Lajallet begleitet den Chorgesang.  Foto: Pauline Lindner
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Von der Renaissance bis zur Gegenwart reichten die Stücke, die der "Coro Cantiamo" in Höchstadt präsentierte. Das Instrument Harfe spielte dabei eine wichtige Rolle.

"Gaudete" heißt der dritte Advent nach dem Beginn des Lesungstextes. "Freut euch!" Die Vorfreude auf Weihnachten prägte denn auch das Konzert des Erlanger Chores "Coro Cantiamo" in der Stadtpfarrkirche.
Der Kammerchor feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Entstanden ist er aus einer Initiative von Mitgliedern des Kammerchors an der Universität Erlangen. Er steht heute unter der Leitung von Marco Schneider. Der Chor hat sich einer breiten musikalischen Palette verschrieben, von der Renaissance bis zur Gegenwart - und auch immer wieder Werke vergessener Komponisten in seinem Repertoire.

Lieder aus allen Jahrhunderten

Diese große Zeitspanne prägte auch das weihnachtliche Programm. Jahrhundertealt sind viele Weihnachtslieder, die in Gottesdiensten erklingen.
Komponisten aller Zeiten haben diese bekannten Texte und Melodien aufgegriffen und in der Tonsprache ihrer Zeit bearbeitet.

"Freut euch! Lobt Gott und freut euch! - Das ist die textliche Aussage, ob in Latein, Deutsch, in einer Mischung aus beidem oder im Englisch der King-James-Bibel. Freut euch - trotz eines verheerenden Alltags, rät der Habakuk." Das Prophetenwort deutete Pfarrer i. R. Alfred Baier bei der spirituellen Besinnung in der Konzertmitte aus.

Freude in Musik dargestellt

Freude in Musik dargestellt, klingt im 16. Jahrhundert ganz anders als im 19. oder im 20. Jahrhundert. Wie im Kanon zieht sich die bekannte Melodie durch alle Stimmen; der Chor wechselt mit Vorsängern ab; neue Harmonien entstehen.

Umso bemerkens-, besser hörenswerter sind dabei die Rückgriffe jüngerer Komponisten auf die alten Texte. England ist ein Land, in dem seit Jahrhunderten der Liedgesang gepflegt wird, und das deshalb auch über einen großen Fundus an Weihnachtsliedern verfügt, nicht wenige davon im Sprachgewand ihrer Entstehungszeit.
Was liegt da für Komponisten der Gegenwart näher, als im Rückgriff Neues zu schaffen? Das Hat Benjamin Britten (1913-1976) mit seiner "Ceremony of Carols" für Chor und Harfe getan und in ähnlicher Weise, allerdings mit Texten in heutigem Englisch, John Rutter (geboren 1946) mit "A Dancing Day" für dreistimmigen Frauenchor. Diese beiden mehrteiligen Werke bildeten den Kern der Aufführung.

Strukturen der Vergangenheit

Einen Rahmen dazu gaben die anderen Chorsätze ab. Einen besonderen Rahmen; denn beide Komponisten greifen immer wieder auf die Strukturen der Vergangenheit, aber auch die Tonsprache des 20. Jahrhunderts zurück. Gregorianische Elemente stehen neben Expressivem, wie es auch bei Hugo Distler ("Vom Himmel hoch, o Englein kommt") auftaucht.

Klare Melodielinien

Einen gewissen emotionalen Gegensatz durch eine ausgeprägte Lautstärkendynamik stellten mehrere Chorsätze von Max Reger dar. Vier, fünf, sechs Stimmen lassen einen komplexen Freudenton vermitteln. Doch solchen musikalischen Überschwang bremste bei Coro Cantiamo ein Instrument: die Harfe. Zum Teil schufen die Komponisten innerhalb ihrer Werke für das Saiteninstrument wohlklingende Arpeggien, aber auch sehr klare Melodielinien, die besonders bei Britten stimmungsmäßig heterogene Teile trennen und zugleich verbinden.
Nur ein Solostück war der Harfenistin Claire Augier de Lajallet "vergönnt" - und noch dazu eines, das gar nicht für ihr Instrument komponiert wurde: Bachs Präludium und Fuge BWV 998. Mit ihrer Interpretation gewann Augier die Herzen der allerdings nicht sehr zahlreichen Zuhörer und wurde mit einem Extrabeifall bedacht.