Im Garten von Albert Meisel ist nicht nur saisonal, sondern ganzjährig Platz für Kunst. Unter anderem hat der 77-Jährige eine Familie aus Beton gestaltet.
Jetzt, in diesen Tagen, da in den Dörfern überall in Franken bunt geschmückte Osterbrunnen grüßen, wächst auch manch Gartenbesitzer über sich hinaus. Warum nur der Eier Farbenpracht, wenn es doch auch Häschen gibt? Und so sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, wenn ganze Osterhasen-Familien hinter den Gartenzäunen oder an Hausecken den Betrachter grüßen. Zwischen Kitsch und Kunst bewegen sich die geschaffenen Skulpturen, die zumeist mit viel Kreativität ins Leben gerufen sind.
Wenn man die Bamberger Straße herab gen Stadtmitte fährt, dann fällt des Betrachters Blick auf eine etwas andere Familie. Und die hat sich auch nicht nur über die Ostertage aufgebaut, sondern steht schon seit vielen Jahren dort. Es ist der Garten von Albert Meisel, der eine mexikanische Familie beherbergt.
Da steht der Hombre mit seiner Muchacha, umgeben von Kindern und Hunden und einem Esel. Einst erschaffen - wann das war, weiß der Künstler nicht mehr so genau - aus Beton, so dass die Figurengruppe Wind und Wetter trotzt und in all den Jahren nur einmal einen neuen Anstrich brauchte.
Kunstvolle Resteverwertung
Es ist das Hobby des 77-jährigen Herzogenaurachers, solche Kreaturen zu schaffen. Zumeist sind es Tiere, die er aus dem Baustoff formt. So wie das Hündchen mit dem treuen Blick vor seiner Haustüre. Die mexikanische Familie ist gewissermaßen das Aushängeschild, da sie gut von der Straße aus zu sehen ist. Seine weiteren Schätze ruhen im Garten. Oder er hat sie verschenkt.
Immer, wenn er Mörtel übrig hat, sagt der Hobby-Handwerker, der von Beruf früher auch schon Maurer und Estrichleger war, macht er sich an die Arbeit. Ganz ohne Form oder Vorlage, einfach aus der Fantasie heraus entstehen die Figuren. Und wenn dann noch ein kleiner Rest übrig ist, reicht das allemal noch für einen Pilz. "Warum soll ich den Beton entsorgen?", hat er sich damals gefragt. Und so entwickelte sich sein Hobby. "Ich setze mich dann auf meine Bank und überlege", sagt er.
Freilich werden es nicht immer solche handfesten Figuren, die da entsehen. Denn sein Blick, wenn er denn auf der Bank sitzt und nachdenkt, fällt geradewegs auf eine Wand, die von vielen bearbeiteten Wurzeln geziert wird. Und statt zum Mörtel zu greifen schnappt er sich dann mal ein altes Stück Holz. Und schnitzt ein lustiges Gesicht hinein. Vorher dampfgestrahlt, danach lackiert -- fertig ist der Wurzelsepp.
"Ich mag dieses Arbeiten", sagt der Rentner, der mit seinem Hobby den Ausgleich und die Ruhe findet, nach der viele rastlosen Menschen suchen. "Und meiner Frau gefällt's auch", ergänzt er. Selbst den Passanten fallen die Gegenstände auf, so werde er immer mal darauf angesprochen. Und fotografiert würden seine Mexikaner auch oft. Früher stand da neben dem Kaktus aus Beton noch ein echter Strauch. Den hat er damals mit Ostereiern verziert, sagt Meisel. Jetzt ist dort ein Erdbeerbeet. Seine Kräuter wachsen in der "mexikanischen Wüste" indes immer noch. Thymian, Salbei, Pfefferminz zum Beispiel. "Da mache ich einen Tee draus", sagt er. Das wird dann mit anderen guten Sachen verfeinert, wie einer Zwiebel oder braunem Kandis. "Da wirst du nicht krank", behauptet der Senior. "Grippe - das kenn ich nicht." So bleibt auch er widerstandsfähig, wie seine Gesichter aus Holz und die Figuren aus Beton.