Der Kubikmeterpreis steigt für Bürger der Gemeinde Adelsdorf von 0,81 Euro auf 1,25 Euro an. Schuld daran ist auch das marode Leitungssystem, das immer wieder zu Wasserrohrbrüchen führt.
Am 5. Dezember in Neuhaus um fünf Uhr in der Früh: Die Toilettenspülung funktioniert nicht, muss in Einwohner feststellen. Die Ursache: Der 30. Wasserrohrbruch in gut einem Jahr. In Neuhaus wurde ein Stück der Straße unterspült. Wegen des großen Wasserrohrbruchs Anfang des Jahres saßen viele Aischer Stunden auf dem Trockenen, weil die Bruchstelle wegen defekter Schieber weiträumig abgesperrt werden musste. Inzwischen werden sie ausgewechselt. Die Reparatur kostet die Gemeinde über 100 000 Euro.
"Uns haut es momentan die Wasserversorgung um die Ohren", kommentierte denn auch Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) die aktuelle Lage. "Ein katastrophales Jahr." Und Fischkal macht sich Sorgen wegen der angekündigten Temperaturschwankungen, dass dadurch nicht weitere Schäden ausgelöst werden. Denn in manchen Gemeindeteilen ist das Wasserleitungsnetz 50 und 60 Jahre alt und wenig gewartet.
"Es schmerzt jeden von uns, dass wir den Wasserpreis erhöhen müssen", leitete Fischkal von den Problemen zu den Folgen über. Gegen eine Stimme beschloss der Gemeinderat den Kubikmeterpreis für Trinkwasser auf 1,25 Euro zu erhöhen. Bisher lag der Kubikmeterpreis bei 0,81 Euro und damit weit unter dem mittelfränkischen Durchschnitt von 1,75 Euro pro Kubikmeter und auch dem deutschlandweiten von 1,67 Euro. Gleichzeitig wurden die Grundgebühren angepasst. Sie betragen bei Wasserzählern mit einem Nenndurchfluss bis 2,5 Kubikmeter pro Stunde 78 Euro, bis sechs Kubikmeter 120 Euro, bis zehn Kubikmeter 180 Euro und größere 264 Euro.
Ein Gebührenspezialist des Kommunalen Prüfungsverbands kalkulierte die Gebühren für die kommenden vier Jahre neu. Bereits ein Jahr vor Ablauf des bisherigen Kalkulationszeitraums, weil inzwischen eine massive Unterdeckung von 400 000 Euro aufgelaufen ist. Diese Summe muss, so fordert es das Gesetz, im nächsten Bemessungszeitraum ausgeglichen werden. Sie resultiert aus zwei Faktoren: Zum einen sank in letzter Zeit der Wasserverbrauch deutlich, zum andern schlagen die Schäden an den Leitungen mit großen Summen zu Buche.
Deshalb legte der Fachmann in der Vorauskalkulation einen erhöhten Unterhalt von 120 000 Euro zugrunde und anteilige Lohnkosten für einen Wassermeister von rund 33 000 Euro, denn bisher sind nur zwei Personen bei der Wasserversorgung tätig; bei größeren Reparaturen springt der Bauhof ein.
SPD-Fraktionssprecher Jörg Bubel hofft nun auf eine "realistische Kostenberechnung". Er geht davon aus, dass mindestens zehn Cent pro Kubikmeter dem Ausgleich des aufgelaufenen Defizits dienen. Und er hofft, dass man, soweit keine größeren Investitionen getätigt werden, den jetzigen Preis länger halten kann.
"Das Defizit ist durch das alte Rohrnetz so angestiegen", bestätigte auch Andreas Maier, Bubels Gegenspieler von der CSU. 77 Prozent des Fehlbetrags beruhen nach Maiers Berechnungen auf den Kosten zur Beseitigung der Rohrbrüche. Man habe sich jahrelang um ein möglichst niedriges Preisniveau bemüht, nun aber müsse man den Betrieb des Wasserwerks optimieren. Der Wassermeister könne bessere Notfallpläne ausarbeiten, um schneller die "Wasserausfälle" in den Griff zu bekommen. Eine weitere Aufgabe für den handwerklichen Fachmann soll das Auswechseln der 600 Wasserzähler im Ort sein.
Einen anderen Aspekt der Wasserversorgung sprach FW-Sprecher Günter Münch an: den Liefervertrag mit den Gemeinden Hemhofen und Röttenbach. Die beiden Gemeinden am Markwald bauen derzeit die Leitung von drei neugebauten Brunnen zu ihrem Wasserwerk, um die Versorgung zu sichern. Wenn die Vereinbarung auf Wasserbezug von Adelsdorf ausläuft, werden sie voraussichtlich weniger beziehen. Ob eine Kompensation mit anderen Kommunen möglich sei, fragte Münch. Sebastian Mönius (CSU) forderte einen "Großabnehmerbonus" für das Nahrungsmittelhandwerk. Wer überdurchschnittlich viel Wasser brauche, den treffe die Erhöhung hart, da man schon sowieso fast keine Luft zum Atmen habe. Controller Wolfgang Mößlein wies daraufhin, dass die Grundgebühr für Unternehmen deren Kostenanstieg abmildere.