Das "Obsthäusle" steht zum Verkauf. Das Haus gehörte einst zum großen Spital, dem Stadtmuseum. Die Stadt hat keine Interesse an einem Erwerb.
Der Vorsitzende des Heimatvereins hat einen Traum. Man könnte doch ein Museumsviertel rund um das Stadtmuseum errichten, sinniert der Historiker. Klaus-Peter Gäbelein ist einer, der sich seit Jahrzehnten für die Geschichte der Stadt interessiert, immer wieder mal Abhandlungen schreibt, unter anderem im "Stadtschreiber" des Vereins und in der Presse, und der die historischen Stadtführungen in
Herzogenaurach geprägt hat wie kaum ein anderer.
Das Stadtmuseum braucht doch dringend Platz, sagt er. Und städtische Gebäude wären auch ringsherum vorhanden. Ebenso wie ein paar andere geeignete, die sich in Privatbesitz befinden. Und eines dieser Häuschen wird jetzt tatsächlich frei. Wär das nichts für die Stadt?
Gäbelein meint das Fachwerkhaus mit der Adresse Kirchenplatz 2a. Die Herzogenauracher kennen es als "Obsthäusle", weil es im Erdgeschoss einen kleinen Laden mit diesem Namen beherbergt. Der Eigentümer des Hauses hat es zum Verkauf ausgeschrieben.
Für die Stadt kommt das nicht infrage. Das sagte Planungsamtsleiterin Anja Wettstein auf Anfrage des FT. Für eine öffentliche Nutzung, vor allem als Museum, wäre es nicht geeignet, schon wegen der fehlenden Barrierefreiheit. Gleichwohl sieht auch Anja Wettstein das Ensemble dort - das Häuschen gehörte einst zum großen Spital, also dem heutigen Stadtmuseum - als idyllisch und wertvoll an. Es sei schon wichtig, dass es weiterhin genutzt wird.
Idyllischer kleiner Platz
Das wird es auch, versichert Ulrich Bogen, der Eigentümer des alten Hauses. Verkauft sei es noch nicht, doch ein junges Paar habe ernstes Interesse gezeigt, das Haus zu erwerben und darin zu wohnen. Gerne hätte er es freilich der Stadt verkauft. Und da deckt sich seine Meinung mit Gäbeleins Traum: Bogens Meinung nach wäre das Häuslein als ein früherer Bestandteil des Spitals bestens fürs Museum geeignet. Den kleinen Platz davor hätte man wunderbar mit einbeziehen können, meint er und stellt fest: "Das wäre die schönste Lösung gewesen."
Museum braucht Platz
Skeptisch, ja sogar ablehnend hingegen äußert sich Museumsleiterin Irene Lederer. Für Museumszwecke wäre das Haus nicht passend, sagt auch sie. Außerdem findet sie das Objekt "völlig überteuert". Interessanter hingegen wäre schon die gegenüberliegende Schmiede Zehlein, die noch unverändert erhalten ist. "Wenn der verkaufen würde, wäre das schon eher was", sagt Lederer.
Das Stadtmuseum verlangt seit Jahren nach mehr Platz. Man brauche Räume für die Museumspädagogik ebenso wie Depotflächen. Ob das Obsthäusle hierfür geeignet ist, stellt die Leiterin aber arg infrage. Auch Bürgermeister German Hacker (SPD) sieht das so: "Das ist ein Wohnhaus."
Als Tor zum "Museumsviertel"
Die Zehleinsschmiede kommt übrigens auch in Gäbeleins Traum vor. Sie und das Obsthäusle mit dem schönen Platz dazwischen - das wäre ein wunderbares Tor zu einem Museumsviertel. Und eine kleine Kneipe könnte er sich dort in einem der beiden Objekte auch vorstellen. Und dann könnte man noch das kleine Spital und das Seelhaus mit einbeziehen, die großen Firmen mit ins Boot nehmen und schon hätte man die längst ersehnten Museumsräume mit alten Sachen der Familien Dassler und Schaeffler.
Kleines Spital erhofft
Beim kleinen Spital ist Gäbelein tatsächlich der gleichen Ansicht wie Museumsleiterin Lederer. Das hätte sie sich nämlich fürs Museum gewünscht, als die Stadt es zurückkaufte, erinnert sie. Doch das Ansinnen kommt inzwischen zu spät: Dieses Häuslein wie auch das Seelhaus werden saniert und zu Wohnungen umgebaut.
Und so endet ein Traum vom Museumsviertel abrupt, ohne dass er richtig begonnen hat.