Dem TSV Höchstadt droht das Aus

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Wo laufen sie denn? Jetzt wollen die Leichtathleten dem TSV den Rücken kehren - die Nerven beim Traditionsverein liegen brach. Foto: Archiv
Wo laufen sie denn? Jetzt wollen die Leichtathleten dem TSV den Rücken kehren - die Nerven beim Traditionsverein liegen brach. Foto: Archiv
Zurückgetreten: Der bisherige Vorstand mit Achim Hirsch, Lorenz Niklas und Thomas Beier (von rechts). Foto: Eigenfeld
Zurückgetreten: Der bisherige Vorstand mit Achim Hirsch, Lorenz Niklas und Thomas Beier (von rechts). Foto: Eigenfeld
 
Ein halbes Jahr lang werden Achim Hirsch, Lorenz Niklas und Thomas Beier (von links) nun die Amtsgeschäfte weiterführen.
Ein halbes Jahr lang werden Achim Hirsch, Lorenz Niklas und Thomas Beier (von links) nun die Amtsgeschäfte weiterführen.
 
Angespannte Stimmung herrschte unter den 70 TSV-Mitgliedern bei dessen Krisensitzung im Vereinsheim An der Ziegelhütte.
Angespannte Stimmung herrschte unter den 70 TSV-Mitgliedern bei dessen Krisensitzung im Vereinsheim An der Ziegelhütte.
 

Die Mitglieder des TSV Höchstadt setzten sich mit den jüngsten Hiobsbotschaften und der ungewissen Zukunft des Vereins auseinander. Immer noch wird ein neuer Vorstand gesucht.

Die Plätze im TSV-Vereinsheim reichten kaum aus. Dicht gedrängt verfolgten 70 Mitglieder am Dienstagabend die Hauptversammlung ihres Sportvereins. Schließlich war schon im Vorfeld bekannt geworden, dass an diesem Abend so einiges für den Höchstadter Traditionsverein auf dem Spiel stehen würde. Vor allem der angekündigte Ausstieg der Leichtathleten aus dem TSV sowie der geplante Rücktritt des Führungstrios sorgten für mächtig Schlagzeilen und sollten im Rahmen der Versammlung nun öffentlich behandelt werden.

Was folgte, war eine alles andere als harmonisch verlaufende Sitzung. Zunächst blickte TSV-Präsident Achim Hirsch aber zurück auf das sportliche Jahr des Vereins und dessen gesellschaftliche Aktivitäten. Auch, wenn sich hier bereits einige Engpässe abzeichneten, bewertete Hirsch das vergangene Vereinsjahr dennoch als recht positiv. Auch finanziell steht der TSV nicht schlecht da. 160 000 Euro befinden sich derzeit auf dem Vereinskonto. Tilgungen können so vorangetrieben und das Vermögen der einzelnen Abteilungen zumindest teilweise in den noch immer geplanten Neubau investiert werden, wie Finanz-Vorstand Lorenz Niklas erläuterte.

Wirklich zu schaffen machen dem TSV nun 86 vorliegende Austritte aus der Leichtathletik-Abteilung. Sollten, wie angekündigt, alle Leichtathleten den TSV bis Ende des Jahres verlassen, zählt dieser nur noch 587 Mitglieder und damit noch einmal rund 150 weniger als aktuell. Weil sich diese Entwicklung aber nicht mehr aufhalten lässt, galt es nun, die Rahmenbedingungen für den Abgang der kompletten Abteilung festzulegen.

"Zum sportlichen Umgang gehört es, keine Altlasten zurückzulassen und die finanzielle Zukunft des TSV nicht zu gefährden", findet Hirsch. Immerhin habe man schon in der Vergangenheit mit den Hinterlassenschaften der früheren Basketballabteilung zu kämpfen gehabt. Somit sollte die Versammlung beschließen, dass die Leichtathletik-Abteilung ihr finanzielles Defizit, welches sich voraussichtlich auf 3500 Euro belaufen wird, bis Ende 2013 auszugleichen hat.

Abteilungsleiter Markus Mönius wollte diese Forderung aber nicht ohne weiteres hinnehmen und setzte eine hitzige Diskussion in Gang. Schnell kristallisierte sich dabei die Wut der übrigen TSV-Abteilungen über das "unfaire Verhalten" der Leichtathleten im Zuge der Kündigungen heraus. Schließlich habe man nie ein persönliches Gespräch gesucht, sondern den kompletten TSV vor vollendete Tatsachen gestellt.

Anschließend betonte der Präsident aber, dass seine eigene Amtsaufgabe in keinem Zusammenhang mit dieser Entwicklung stehe, sondern rein beruflicher Natur sei. "Ich schaffe es einfach nicht mehr", gestand er nach viereinhalb Jahren an der Spitze des Vereins. Mit ihm gaben auch Sport-Vorstand Thomas Beier sowie Finanzexperte Lorenz Niklas vor einigen Wochen ihren Rücktritt bekannt.

Im Anschluss an diese Ankündigung erhielten alle Mitglieder die Möglichkeit, Kandidatenvorschläge einzureichen oder sich selbst als potenzielle Amtsnachfolger vorzuschlagen. Am Dienstagabend dann die ernüchternde Nachricht: Bis zum Versammlungstag waren keinerlei Vorschläge eingegangen. Weil es die Vereinsstatuten so vorsehen, wird das bisherige Präsidium die Amtsgeschäfte nun ein weiteres halbes Jahr lang kommissarisch führen. Sollten sich innerhalb dieser Zeit erneut keine Nachfolger finden, hätte das die Vereinsauflösung zur Folge.

Nicht nur für Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) wäre eine solche Liquidation eine Katastrophe. "Der größte Sportverein unserer Stadt darf nicht so einfach eingestampft werden. Der TSV braucht die Zukunft, die er verdient", verkündete Brehm. Im Blickpunkt haben alle Beteiligten dabei stets den schon so lange geplanten Neubau des Vereinsheims auf dem Gelände Am Sportpark, für welchen die Stadt eine Bürgschaft absegnete. "Wir brauchen klare Verhältnisse und Nachhaltigkeit - ansonsten macht es wenig Sinn, in einen Neubau zu gehen", so Brehm, der auch eine Fusion mit anderen Vereinen nicht ausschließt.

Und auch für Achim Hirsch ist der Neubau noch nicht vom Tisch. Vielmehr müssten die Planungen den aktuellen Entwicklungen angepasst werden. Er appellierte deshalb an alle sportlichen Abteilungen, das einstige Vereinsleben zu reanimieren: "Wir müssen neue, attraktive Sportangebote ins Programm nehmen, um unsere Mitgliederzahl wieder zu erhöhen". Immerhin leide nicht nur die Leichtathletik-Abteilung unter Mitgliederschwund.

Auch Thomas Heiligers von den Triathleten berichtete von zahlreichen Kündigungen aus den eigenen Reihen und gedrückter Stimmung. "Viele Mitglieder können sich nicht mehr mit dem TSV identifizieren", gab er zu.
Nach mehr als zwei Stunden intensiver Sitzungszeit erklärte Achim Hirsch die Hauptversammlung für beendet.

Die Diskussionen um die Zukunft des Vereins gingen aber noch lange weiter. Die kommenden sechs Monate können nun alle Beteiligten dazu nutzen, eine so dringend benötigte Vereinsführung zu finden. Ansonsten steht der Höchstadter Traditionsverein tatsächlich vor dem Aus. Und das wäre ein Armutszeugnis für Ehrenamt und sportliches Engagement - nicht nur in Höchstadt.