Beim Erntedankfest blicken die Menschen auf dem Land auf das Vegetationsjahr zurück, messen, wie groß die Gaben der Natur sind, und danken für all die erlebte Fülle.
Obwohl das Erntedankfest kein offizieller Bestandteil des Kirchenjahres ist, hat es in Deutschland dennoch seit mehr als 40 Jahren Tradition. Auch der Landkreis Erlangen-Höchstadt zelebriert den Termin Anfang Oktober seit einigen Jahren in großem Rahmen. Perfektes Herbstwetter und ein attraktives Programm lockten am Donnerstag wieder Hunderte Besucher auf den Hof von Maria und Oswald Geier in Krausenbechhofen.
Dabei fiel die diesjährige Ernte für viele nicht aus wie erhofft. Gerhard Schmidt aus Biengarten beispielsweise bot noch seinen Kren aus der vorigen Saison zum Verkauf an. "Drei bis vier Wochen wird es heuer noch dauern bis zur Ernte", mutmaßt der Landwirt. Vor allem der nasskalte Mai habe den üblichen Termin verzögert - nicht nur beim Meerrettich. "Solange jetzt kein Frühfrost kommt, bleibe ich aber optimistisch", so Schmidt, der gemeinsam mit seiner Frau Marga von Beginn an Teil des Landkreis-Erntedankfestes war.
Für Kreisbäuerin Evi Derrer aus Vestenbergsgreuth ist es selbstverständlich, nicht in jedem Herbst eine Rekordernte einfahren zu können. Gerade deshalb hält sie Dankbarkeit für eine Tugend. "Viel zu selten denken wir darüber nach, woher wir all das bekommen, was uns täglich zur Verfügung steht", mahnte sie in ihrer Ansprache. Danken solle zum täglichen Ritual werden.
Gemeinsam mit acht Landfrauen aus der näheren Umgebung gestaltete Evi Derrer auch in diesem Jahr liebevoll einen prächtigen Erntedankwagen. Ob Lauch, Sellerie, rote Rüben oder Kürbisse - auf ihm fanden wieder unzählige Leckereien Platz. Lediglich Äpfel und Birnen seien in diesem Jahr eine Rarität, wie Derrer berichtet. "Die Nachtfröste im Frühjahr ruinierten die Ernte der beiden Obstsorten", weiß die Kräuterführerin.
Aber auch allgemein habe das wechselhafte Wetter seine Kapriolen geschlagen, sodass die ausgesäten Pflanzen teilweise sogar im Hochwasser verrotteten.
Aus ihrer Sicht misst gerade die Landbevölkerung dem Erntedankfest eine große Bedeutung zu. Sie lege schließlich besonderen Wert auf saisonale und regionale Produkte und sei sich der Bedeutung von Ernährung für einen gesunden Organismus noch oft bewusst. In größeren Städten habe man die Auswirkung der klimatischen Bedingungen jedoch viel zu selten im Blick. "Da geht man einfach in den Supermarkt und bekommt auch im Januar problemlos seine Erdbeeren", kritisiert Evi Derrer.
Ein Begriff aus der Kindheit Ein Gegenbeispiel ist Martina Sünderhauf aus Nürnberg. Gemeinsam mit ihrer Familie besuchte die Nürnbergerin in diesem Jahr erstmals das Erntedankfest des Landkreises - und zeigte sich begeistert.
"Eigentlich wollten wir uns nur ein wenig umschauen. Am Ende haben wir dann aber doch einiges eingekauft", verkündete die Frau. Erntedank sei für sie schließlich noch ein wichtiger Begriff aus der Kindheit. Neben den Ständen zahlreicher Direktvermarkter, Musik und Getränken, gab es auch etliche Gaumenschmäuse.
Morgens um 6 begann eine Gruppe eifriger Landfrauen bereits mit dem Backen von insgesamt 250 Küchle. Sie waren im Lauf des Nachmittags schnell an die Gäste gebracht. Diese genossen die romantische Atmosphäre und abwechslungsreiche Unterhaltung, unter anderem durch den Fränkischen Volkstanzkreis Steigerwald.
Ebenfalls vor Ort war Leonard Burkard aus Schlüsselau. Er drehte Seile und lockte damit viele Interessierte. "Die Technik ist zwar ganz einfach, Jüngere kennen das Ganze heute aber gar nicht mehr", weiß Burkard. Geld könne man damit inzwischen zwar nicht mehr machen, Spaß bereite die Herstellung aber trotzdem.