Corona-Impfung: So läuft die 90-90-90-Strategie - fränkische Mediziner klären auf
Autor: Redaktion
Erlangen, Sonntag, 29. November 2020
Bereits bald, vielleicht sogar noch im Dezember, soll in Deutschland die Impfung gegen das Coronavirus starten. Bei der Frage, wie und wer geimpft werden soll, haben auch zwei Mediziner aus Franken als Vertreter der Ständigen Impfkommission mitzureden.
- Corona-Impfstoff: Deutschland steht kurz vor der Zulassung eines Wirkstoffes.
- Die Impfstrategie gegen Covid-19 sieht eine systematische Behandlung der Bevölkerung vor.
- Zwei fränkische Mediziner erklären die sogenannte 90-90-90-Strategie.
Deutschland kommt einem Impfstoff immer näher. Damit ist allerdings auch eine Impfstrategie verbunden - zwei Mediziner erklären. Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland (49 Prozent) glaubt laut einer Umfrage, dass noch in diesem Jahr ein Impfstoff gegen das Coronavirus in Europa zugelassen wird, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergeben hat. 42 Prozent der Teilnehmer gaben bei der Umfrage an, dass sie sich noch in diesem Jahr impfen lassen würden, falls ein Impfstoff zugelassen werden sollte. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass die Impfung bereits dieses Jahr kommt? Und wer würde dann überhaupt geimpft werden?
Corona-Wirkstoff: Wer soll geimpft werden?
Zwei Mediziner, die dabei ein Wörtchen mitzureden haben, kommen aus dem Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU): Prof. Dr. Christian Bogdan, Direktor des Mikrobiologischen Instituts – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, und Prof. Dr. Klaus Überla, Direktor des Virologischen Instituts – Klinische und Molekulare Virologie. In der Ständigen Impfkommission(STIKO) arbeiten die beiden Erlanger Wissenschaftler mit an einer COVID-19-Impfstrategie für Deutschland. Diese könnte noch in diesem Jahr feststehen.
Die STIKO entwickelt Impfempfehlungen für ganz Deutschland. Sie ist ein unabhängiges Expertengremium, das von der Geschäftsstelle im Fachgebiet Impfprävention des Robert-Koch-Instituts koordiniert und unterstützt wird. Erst wenn die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (PEI) einen Impfstoff zugelassen haben – wenn er also aufgrund klinischer Phase-III-Studien als wirksam, sicher und qualitativ hochwertig gilt –, kann die STIKO eine Impfempfehlung aussprechen. Die Kommission berücksichtigt dabei nicht nur gesundheitliche Nutzen-Risiko-Aspekte für den Einzelnen, sondern bewertet Impfungen auch hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die gesamte Bevölkerung.
In der STIKO-Arbeitsgruppe „COVID-19-Impfung“ leisten Prof. Bogdan und Prof. Überla die Vorarbeit für eine bundesweite Impfstrategie. Neben Virologen und Mikrobiologen gehören auch Kinderärzte, niedergelassene Allgemeinmediziner, Vertreter des Öffentlichen Gesundheitsdiensts, Ethiker, Statistiker und andere Fachleute zur AG. „In der Arbeitsgruppe analysieren wir die umfangreiche Literatur zu COVID-19. Es geht vor allem um die Frage, was man mit der COVID-19-Impfung erreichen will und wer geimpft werden soll“, erklärt Prof. Bogdan – seit 2011 STIKO-Mitglied.
Die Arbeitsgruppe entwirft eine Empfehlung, über die dann wiederum die gesamte STIKO abstimmt. Dabei können jederzeit Korrekturen vorgenommen werden – die AG bekommt also ein neutrales Feedback. Dann geht die Beschlussvorlage an den Gemeinsamen Bundesausschuss der Krankenkassen (G-BA). Der befindet darüber, ob die Impfung in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen wird und damit von den Krankenkassen erstattet werden muss.
Impfzulassung schon im Dezember: „Wir sind angenehm überrascht“
Derzeit trifft sich die COVID-19-AG der STIKO alle zwei Wochen online. Arbeitsgruppenmeetings finden damit viel häufiger statt als vor der Corona-Pandemie. „Ich gehe davon aus, dass die Zulassung eines oder mehrerer COVID-19-Impfstoffe noch im Dezember 2020 erfolgen wird und dass wir auch zeitnah unsere Strategie veröffentlichen. Verabreicht werden könnte der Impfstoff wahrscheinlich schon Anfang 2021“, schätzt Prof. Bogdan.