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Baiersdorf: Mutter warnt nach Vorfall an Haustür: "Bitte passt auf eure Kinder auf!"


Autor: Clara Maria Wimmer

Baiersdorf, Dienstag, 08. Oktober 2024

Seit wenigen Tagen lebt eine Familie aus Baiersdorf in Angst. Der 13-jährige Sohn hatte an der Haustür eine seltsame Begegnung. "Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte", betont seine Mutter. Nun ermittelt die Polizei.
Ein Mann hat in der vergangenen Woche an der Tür eines Familienhauses geklingelt.


In Baiersdorf hat eine Familie vor wenigen Tagen "eine ganz merkwürdige Geschichte" erlebt. Ein Mann habe versucht, ihren 13-jährigen Sohn aus dem Haus zu locken, berichtet die Mutter, die anonym bleiben möchte, inFranken.de. Sie hatte am Freitag (4. Oktober 2024) gegen 18 Uhr gemeinsam mit ihrem Mann das Haus verlassen. Auch ihre 20-jährige Tochter war zu diesem Zeitpunkt nicht daheim. Etwa zwei Stunden lang sollte der 13-Jährige allein in dem Wohnhaus der Familie bleiben.

"Ein paar Minuten später hat es dann plötzlich an der Tür geklingelt", schildert die Mutter den ominösen Vorfall. "Es war ein Mann, der erklärt hat, dass er seinen Hund vermisst". Er fragte den 13-Jährigen demnach, ob seine Eltern zu Hause seien - was der Junge zunächst verneinte. "Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er alleine ist, wollte der Mann wissen, wie lange wir unterwegs sind", erklärt die Baiersdorferin. Ihr Sohn beantwortete die Frage und wollte schließlich wissen, wie der Hund aussieht - die darauffolgende Interaktion bereitet der Mutter jedoch ein mulmiges Gefühl.

"Muss gewartet haben": Mann klingelt an Familienhaus - und will 13-Jährigem ein Foto zeigen

Auf die Frage nach dem Aussehen des Hundes habe der Mann nicht direkt geantwortet. Stattdessen wollte er dem Jungen eine Aufnahme von dem Tier zeigen. "Er hat dann wohl nach rechts gezeigt und zu meinem Sohn etwas gesagt wie: 'Wenn du schnell mit darüber kommst, kann ich dir ein Bild zeigen'. Da befindet sich eine Einfahrt, dahin wollte er ihn wohl locken", vermutet die 41-Jährige. Ihr Sohn ließ sich allerdings kein Foto zeigen, sondern antwortete demnach nur, dass er keine Zeit habe und das Haus nicht verlassen werde. Daraufhin schloss er die Tür.

Video:




"Danach hat er mich angerufen und mir von der Begegnung erzählt. Ich bin sofort nach Hause gefahren und habe gewartet, ob er noch einmal wieder kommt - wenn er wirklich seinen Hund vermisst und vielleicht wiedergefunden hätte." Allerdings habe sich der Mann nicht mehr blicken lassen. Auch die Nachbarn und den nicht weit entfernten Friseur habe sie schließlich aufgesucht, berichtet die 41-Jährige. Sie habe sich erkundigt, ob dort ebenfalls jemand nach einem Hund gefragt habe. "Allerdings war er anscheinend nur bei unserem Haus. Aber wenn er seinen Hund vermisst, hätte er doch mehr Menschen gefragt", wundert sich die Baiersdorferin.

Sie habe sich an mehreren Stellen erkundigt, ob jemand etwas darüber wisse oder jemandem etwas aufgefallen sei - allerdings ohne Erfolg. Niemand habe etwas bemerkt. Und noch ein weiterer Punkt stimmt die Frau nachdenklich: "Der Mann muss gewartet haben, bis wir das Haus verlassen und mein Sohn allein zu Hause ist", sagt die 41-Jährige. "Nur wenige Minuten, nachdem wir gegangen sind, hat er dann bei uns geklingelt. Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte."

Erneutes Zusammentreffen? Mann verhielt sich "recht auffällig" - Polizei leitet Fahndung ein

Noch am selben Abend informierte die Mutter die Polizei. Die Beamten reagierten auf dieses "verdächtige Ansprechen eines Kindes" mit Ermittlungen. Nach Angaben der Polizeiinspektion Erlangen-Land verlief eine eingeleitete Fahndung nach dem Mann "aufgrund der zeitlichen Komponente" jedoch ohne Erfolg. Am nächsten Tag hatte die Baiersdorfer Familie bei einem Spaziergang dann erneut eine skurrile Begegnung mit einem Mann, der sich "recht auffällig" verhalten habe, schildert die Mutter im Gespräch mit inFranken.de. Dabei habe es sich wahrscheinlich um denselben Mann gehandelt, der am Tag zuvor bei ihrem Sohn geklingelt hatte.

Auch dieses Zusammentreffen meldeten sie der Polizei, die jedoch auch hier "trotz einer unmittelbar eingeleiteten Fahndung unter Einbindung von Streifen der örtlichen Dienststelle sowie von Zivilkräften" den Unbekannten nicht mehr antreffen konnte, wie es im Polizeibericht heißt. Die Beamten können gleichwohl eine vage Beschreibung zu der Person geben: Es handele sich um einen "älteren Mann", der dunkel gekleidet gewesen sei, eine Mütze getragen und eine Bierflasche in der Hand gehabt habe. Die Polizeiinspektion Erlangen-Land hat nun die Ermittlungen übernommen. "Die eingesetzten Beamten (sowohl uniformiert als auch zivil) sind über den Fall informiert, sensibilisiert und überwachen aufgrund der verständlichen Besorgnis der Eltern präventiv die betreffenden Bereiche", erklärt die Polizei.

Derweil werde das Geschehen mittlerweile auch in diversen sozialen Medien thematisiert. Die Polizei bittet jedoch, "von seinem solchen Vorgehen abzusehen", da man dabei weder den "Verbreitungsgrad" noch den "Inhalt weiterer Verbreitungsnachrichten" in der Hand habe. "Eine Grundvorsicht ist nachvollziehbar und gut, Panikmache ist hier aber sicher der falsche Weg", erklären die Beamten. Doch was kann man stattdessen tun?

"Wir leben in Angst": Von Fremden angesprochen - wie verhält man sich richtig und was kann man tun?

Seit dem Vorfall "leben wir in Angst", sagt die 41-Jährige aus Baiersdorf. "Man sperrt jetzt eben alles zu, weil ich eben nicht weiß, was da los ist. Mein Sohn hat auch einen gehörigen Schrecken bekommen und auch meine Tochter ist verunsichert. Man hat einfach Bedenken, schließlich hat man seine zwei Kinder zu Hause." Die Familie lasse aktuell ihre Hündin nachts erstmal draußen, "weil die sich bemerkbar macht, wenn sie etwas hört. Unseren Sohn bringen wir jetzt morgens zur Bushaltestelle und holen ihn auch nachmittags wieder ab." Die Mutter hat sich zudem an die Stadtgemeinschaft gewandt und von dem Vorfall berichtet. "Bitte passt auf eure Kinder auf", lautet ihr Appell. Doch auch die Polizei hat Tipps und Verhaltenshinweise für derartige Situationen parat:

Allgemein:

  • Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um mit Ihrem Kind über seine Erlebnisse und Sorgen zu sprechen. Vermitteln Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass es Ihnen alles erzählen kann.
  • Üben Sie mit Ihrem Kind im Alltag, wie es sich in bedrohlichen Situationen verhalten soll, damit es im Notfall richtig reagieren kann. Ein Selbstbehauptungskurs für Kinder kann hier hilfreich sein.
  • Machen Sie Ihrem Kind keine Angst. Panik ist in jeglicher Hinsicht ein schlechter Begleiter. Besprechen Sie mit ihrem Kind, die Türe, wenn es alleine zu Hause ist, nicht zu öffnen. Auch der Postbote etc. sollte hier keine Ausnahme sein.

Im Akutfall:

  • Wenn Ihr Kind von einem Vorfall berichtet, bemühen Sie sich zunächst, Ruhe zu bewahren. Hören Sie Ihrem Kind aufmerksam zu und nehmen Sie es ernst.
  • Loben Sie Ihr Kind, dass es sich Ihnen anvertraut hat und vermeiden Sie zu detaillierte Nachfragen.
  • Verständigen Sie in Akutsituationen sofort über Notruf 110 die Polizei.

Zur Vorbeugung:

  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wo es sich gegebenenfalls auf dem Schulweg/Spielplatz Hilfe holen kann (Geschäfte, sog. Sicherheitsinseln).
  • Beschriften Sie Kleidungsstücke oder die Schultasche nicht von außen sichtbar mit dem Namen. Lassen Sie Aufkleber auf den Autoscheiben mit dem Namen ihres Kindes weg. Spricht ein Fremder das Kind mit Vornamen an, wird eine Vertrauensbasis suggeriert.
  • Kinder sollen lernen, weiterzugehen und Distanz zu halten, wenn sie angesprochen werden.
  • Benennen Sie die Personen namentlich, zu denen ihr Kind in das Auto einsteigen darf.
  • Kinder dürfen gegenüber Erwachsenen Grenzen setzen und Nein sagen.
  • Kinder sollen lernen, Erwachsene zu siezen.
  • Kinder sollten im Alltag Respekt und Selbstvertrauen erfahren, um Selbstbewusstsein entwickeln zu können. Trauen Sie ihren Kindern im Alltag zu, Konflikte selbst zu lösen und stehen Ihnen als Ratgeber und Rückfallebene zur Verfügung. Täter sprechen bevorzugt unsicher wirkende Kinder an. Selbstbewusstsein und ein gutes Bauchgefühl sind ein wirksamer Schutz.

Nach einem sexuellen Übergriff auf eine Frau in Erlangen läuft derweil eine Öffentlichkeitsfahndung der Polizei: Die Ermittler haben ein Foto des mutmaßlichen Täters veröffentlicht und bitten um die Mithilfe der Bevölkerung. Weitere Nachrichten aus Erlangen-Höchstadt findest du in unserem Lokalressort.