Bei Adidas läuft fast alles perfekt

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Zwei Schuhe, die Adidas gestern am Rande der Pressekonferenz präsentierte: Das Obermaterial des linken besteht aus Ozean-Müll, die Sohle des rechten wurde mit einem 3D-Drucker hergestellt. Foto: Daniel Karmann, dpa
Zwei Schuhe, die Adidas gestern am Rande der Pressekonferenz präsentierte: Das Obermaterial des linken besteht aus Ozean-Müll, die Sohle des rechten wurde mit einem 3D-Drucker hergestellt. Foto: Daniel Karmann, dpa
Herbert Hainer Foto: Daniel Karmann, dpa
Herbert Hainer Foto: Daniel Karmann, dpa
 

Der Sportartikelhersteller verbucht Erfolge, selbst auf dem schwierigen US-Markt. Es bleiben dennoch Schwächen.

Es sei zu früh für eine Bilanz, er habe noch sieben Monate. Herbert Hainer wirkt gelöst. Seit fast 30 Jahren arbeitet er im Adidas-Konzern, seit 15 Jahren ganz oben. Gestern präsentierte er in Herzogenaurach den Medienvertretern letztmals die Bilanzzahlen. Ende September ist dann für ihn Schluss. Was danach kommt, darüber "habe ich noch keine Zeit gefunden nachzudenken", sagt der 61-Jährige.


Nachfolge geregelt

Die Nachfolge an der Spitze des Sportartikelherstellers ist dagegen längst geregelt. Der Däne Kasper Rorsted, derzeit noch Chef des Konsumgüterkonzerns Henkel, wird Hainer beerben. Er kommt zu einer Zeit, wo Adidas zu neuer Hochform aufzulaufen scheint. Der Aktienkurs der vergangenen Monate hatte es bereits angedeutet. Der Sportartikelhersteller kann im Gegensatz zum Herzogenauracher Branchennachbarn Puma nicht nur gesteigerten Umsatz, sondern auch ein deutliches Gewinnplus vorweisen. Insgesamt 720 Millionen Euro bleiben Adidas im Jahr 2015 unter dem Strich - ein Zuwachs von zwölf Prozent. Der Umsatz legte im vergangenen Jahr um zehn Prozent zu.


Wachstum auch ohne Großereignis

"2015 war bei weitem das erfolgreichste Fußballjahr unserer Geschichte", nannte Hainer einen der Hauptgründe für die guten Zahlen. Adidas hat es im vergangenen Jahr erstmals geschafft, den Umsatz bei seinen Produkten rund um die beliebteste Sportart der Welt in einem Jahr ohne Großereignisse zu steigern.
Was den Sportartikelhersteller besonders freuen dürfte: Auf dem wichtigen US-Markt geht es nach langen Jahren der Durststrecke endlich aufwärts. Der Umsatz stieg hier im vergangenen Jahr währungsbereinigt um 5,3 Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro. "Wir werden in Amerika definitiv zweistellig wachsen", kündigte Hainer für dieses Jahr an. Selbst die Tochtermarke Reebok scheint den Titel des Sorgenkindes abzulegen. Sie wuchs mit ihrem Fitnessangebot das elfte Quartal in Folge, wenn auch 2015 mit sechs Prozent deutlich weniger als die Hauptmarke Adidas.


Kriselndes Golfgeschäft

Probleme bereitet den Herzogenaurachern die Sparte Golf. Der Umsatz hier ging 2015 um 13 Prozent zurück. Zwar soll es laut Hainer heuer ein Wachstum geben, aber profitabel sei das Geschäft insgesamt noch nicht.
Auch auf dem russischen Markt hatte Adidas zuletzt Probleme. Der Umsatz sank 2015 um elf Prozent, der Sportartikelhersteller sah sich dort im vergangenen Jahr gezwungen, 167 Läden zu schließen. "Wir werden uns auf keinen Fall aus Russland zurückziehen", stellte Hainer klar. "Aber wir sind vorsichtiger."
2016 soll Adidas laut Hainer erneut zwischen zehn und zwölf Prozent wachsen. Die Auftragsbücher seien gefüllt. Dazu kommt noch ein Fußball-Großereignis. "Wir werden eine traumhafte EM für uns haben, mit neun Mannschaften, mehr als alle anderen." Adidas rüstet unter anderem die Favoriten Spanien und Deutschland aus.


Der Beste, nicht der Größte

Als Ziel für Adidas gibt Hainer aus, "beste Sportartikelfirma der Welt" zu werden. "Nicht unbedingt die größte", erklärte er in Abgrenzung zum Branchenprimus Nike. Wichtig, um der Beste zu sein, seien Nachhaltigkeit und der wertschätzende Umgang mit den Beschäftigten.
4400 Menschen arbeiten derzeit am Stammsitz. "Wir werden hier die Zahl der Mitarbeiter weiter ausbauen", sagte Hainer.