Bei den Bahnausbau-Arbeiten in Erlangen werden wichtige Verbindungsstraßen für bis zu drei Jahre blockiert sein. Welche Folgen haben die Arbeiten für den Verkehr, die Stadt und die Sicherheit?
"Nichts geht mehr!" oder "Irgendwie mogeln wir uns durch!" - das sind die zwei Alternativen, die sich angesichts einer Großbaustelle in Erlangen momentan anbieten. Eine der wichtigsten Zufahrtsstraßen nach Erlangen, eine der wichtigsten Verbindungsstraßen zwischen dem östlichen und dem westlichen Landkreis wird gekappt.
Die Deutsche Bahn baut: Die rund 500 Kilometer lange Aus- und Neubaustrecke zwischen Nürnberg und Berlin über Erfurt und Leipzig bildet künftig das Kernstück der Hochgeschwindigkeitsstrecke von München in die Bundeshauptstadt. Der Abschnitt Erlangen gehört zum Ausbauprojekt "VDE 8.1" (Verkehrsprojekt Deutsche Einheit). Das heißt: Die jetzige Bahntrasse wird viergleisig, also von den Strecken verdoppelt.
Zusätzlich im Projekt enthalten ist der Bau einer S-Bahn zwischen Nürnberg und Forchheim.
Die Folgen für den Verkehr Aufgrund der Verbreiterung der gesamten Bahntrasse müssen sämtliche Kreuzungsbauwerke zwischen Bahn und Straße neugebaut bzw. erweitert werden. Dies betrifft in Erlangen unter anderem die Bahnüberführung "Altstädter Friedhof" (Münchener Straße) und die Bahnüberführung "Martinsbühler Straße".
Gerade die Bahnüberführung "Martinsbühler Straße" wird sich als neuralgischer und leicht entzündlicher Punkt entwickeln. Denn die Arbeiten werden voraussichtlich heuer im Februar beginnen und über drei Jahre andauern.
Gegenüber der früheren Abstimmung mit der DB wurde der ursprünglich für Juni 2015 geplante Baubeginn aus projekttechnischen Gründen vorverlegt.
Für den Straßenverkehr inklusive der öffentlichen Zubringer wird es eine Geduldsprobe in dieser Zeit werden. Über die A73 und die Werner-von-Siemens-Straße ist die Zufahrt zur Innenstadt möglich, weiterhin über den Büchenbacher Damm und den Herzogenauracher Damm. Dies sind ebenfalls die "Abfahrten" in Richtung Westen, also den Ortsteilen Alterlangen, Büchenbach, Dechsendorf sowie den Landkreiskommunen.
Um längere Stauzeiten zu vermeiden, kann sich unter Umständen der deutlich längere Weg, als der sinnvolle herausstellen. Es bietet sich an, Erlangen zu umfahren. Als Ausweichroute zwischen Alt- und Neulandkreis bietet sich die Strecke über Bubenreuth, Bräuningshof und Marloffstein an.
Aber auch die weiträumige Umfahrung über die A3, Boxdorf und Kalchreuth kann eine Alternative sein.
Im ersten Jahr der Baumaßnahme kommt verschärfend hinzu, dass auf der Autobahn zwischen dem Autobahnkreuz Erlangen/Fürth und der Ausfahrt Frauenaurach, der zweite Abschnitt der Brückenbauarbeiten begonnen wird. Im vergangenen Jahr zeigte sich, dass die ortskundigen Autofahrer dieses Gebiet zu umfahren versuchten, indem sie über Erlangen fuhren. Durch die DB-Bauarbeiten wird die Belastung auf der Straße enorm zunehmen.
In einer Pressemitteilung der Stadt heißt es: "Die Stadt möchte gemeinsam mit dem Einzelhandel und Gewerbetreibenden auf die bevorstehende Sperrung der Martinsbühler Straße während der Bauarbeiten der Deutschen Bahn reagieren." In einer ersten Gesprächsrunde, zu der das Wirtschaftsreferat, das Erlanger City-Management und eine Beratungsagentur sowie die Zuständigen aus den
Bereichen Verkehr und Bauwesen vor kurzem eingeladen hatte, wurden die Hintergründe zu dem Projekt vorgestellt.
Die Folgen für die Stadt Derzeit diskutiere die Stadtverwaltung Ideen für die Begleitung dieser Baumaßnahme, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen auf den Verkehr in diesem Zeitraum. "Wir erarbeiten Umleitungspläne, achten aber auch darauf, dass während der Bergkirchweih eine zweispurige Verkehrsführung möglich ist", sagte die zuständige Ordnungsreferentin Marlene Wüstner.
Zu Jahresbeginn 2015 sollen sich dann auch die Anwohner und Gewerbetreibenden in die Konzeption einbringen können. "Wir brauchen die Expertise derer, die die Situation vor Ort am besten kennen. Gemeinsam wollen wir dann an einem Verkehrskonzept feilen.
Vor allem aber müssen wir gemeinsam kreative Lösungen finden, damit das Einkaufen in der nördlichen Altstadt attraktiv bleibt", erklärt Wirtschaftsreferent Konrad Beugel. Für den Beginn dieses Jahres ist dazu eine öffentliche Veranstaltung geplant. Termin und Ort werden noch rechtzeitig bekanntgegeben.
Die Folgen für die Sicherheit Die gesperrten Abschnitte bedeuten aber auch für die Rettungskräfte eine besondere Herausforderung. Der bei der Feuerwehr für den Verkehr Zuständige Michael Kolmstetter und Amtsleiter Friedhelm Weidinger erklären unisono: "Wir haben keine allzugroßen Probleme.
Wir können die Eisenbahn- und die Autobahnachsen bereits vorher queren, so dass wir keine Umwege haben." Sorgen bereiten dann eher die eventuellen Staus, die entstehen können, vor allem in der Hauptverkehrszeit.Doch da bauen die beiden Feuerwehrler auf die Autofahrer, die Rettungsgassen bilden und vorausschauend fahren.
Thomas Heideloff, stellvertretender Leiter des BRK-Rettungsdienst, weist auch auf dieses Problem hin. Alles andere müsse nochmals genau erörtert werden. Denn anders als Feuerwehr oder Polizei sind die Fahrzeuge des Rettungsdienstes nicht fest stationiert, die befinden sich an unterschiedlichen Stellen im Stadtgebiet.
"Wir werden die Notfallpläne erstellen, wenn wir nochmal sehr intensiv mit der Stadt die Situation und die Baumaßnahme besprochen haben", erklärt er. Denn ganz unproblematisch sei die Sperrung nicht.
"Der gesamte westliche Landkreis fährt normalerweise über die Martinsbühlerstraße die Kliniken an." Durch die Baustelle wird sich dies jedoch mit einer leistungsfähigen Umgehung ändern müssen.
Es sei aber keine Panik angebracht, da das Netz der Einsatzfahrzeuge hervorragend im Landkreis verteilt sei. "Wir haben zum Beispiel Wagen in Herzogenaurach und Höchstadt sehen, die in diesem Gebiet mit aktiv werden." Ziel ist es natürlich die Rettungsfristen einzuhalten.
Und die Kosten? Die Gesamtkosten betragen nach der von der DB Netz AG vorgelegten und derzeit noch nicht abgestimmten Kreuzungsvereinbarung 13,6 Millionen Euro. Gemäß eines Zuteilungsschlüssels hat die Bahn 47,4 Prozent und die Stadt Erlangen als Straßenbaulastträger 52,6 Prozent der kreuzungsbedingten Kosten zu tragen. Die Stadt Erlangen hat somit Gesamtkosten in Höhe von ca. 7,54 Millionen Euro zu tragen. Die genannten Mittel werden, abhängig von dem tatsächlichen Baufortschritt, in den Jahren 2015 bis 2017 jährlich mit einem Betrag von etwa 2,5 Millionen Euro anfallen.