Ausstellung zeigt Flurdenkmäler aus dem Aischgrund

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Sebastian Schmidt, der Leiter des Höchstadter Heimatmuseums, interessiert sich für die Martersäulen aus Ailersbach und Lappach. Foto: Evi Seeger
Sebastian Schmidt, der Leiter des Höchstadter Heimatmuseums, interessiert sich für die Martersäulen aus Ailersbach und Lappach. Foto: Evi Seeger
Das Sterpersdorfer Friedhofskreuz vor der Renovierung Foto: Evi Seeger
Das Sterpersdorfer Friedhofskreuz vor der Renovierung  Foto: Evi Seeger
 
Die Macher der Ausstellung - die Fotogruppe des Heimatvereins und das Sterpersdorfer Friedhofskreuz. Im Bild Reinhard Grasse, Georg Schockel, Berthold Raum, Anita Kopp und Wolfgang Kinder (von links) Foto: Evi Seeger
Die Macher der Ausstellung - die Fotogruppe des Heimatvereins und das Sterpersdorfer Friedhofskreuz. Im Bild Reinhard Grasse, Georg Schockel, Berthold Raum, Anita Kopp und Wolfgang Kinder (von links)  Foto: Evi Seeger
 
Voll besetzt war der Ausstellungsraum. In 80 Fotografien zeigte der Heimatverein einen Querschnitt der noch vorhandenen Flurdenkmäler im Aischgrund Foto: Evi Seeger
Voll besetzt war der Ausstellungsraum. In 80 Fotografien zeigte der Heimatverein einen Querschnitt der noch vorhandenen Flurdenkmäler im Aischgrund  Foto: Evi Seeger
 
Landrat Alexander Tritthart, Dekan Kilian Kemmer, Reinhard Grasse, Gerald Brehm und Georg Schockel (von links) freuen sich über die gelungene Dokumentation Foto: Evi Seeger
Landrat Alexander Tritthart, Dekan Kilian Kemmer, Reinhard Grasse, Gerald Brehm und Georg Schockel (von links) freuen sich über die gelungene Dokumentation  Foto: Evi Seeger
 
Georg Schockel im Gespräch mit Dekan Kilian Kemmer (von rechts) Davor das von ihm renovierte Sterpersdorfer Friedhofskreuz Foto: Evi Seeger
Georg Schockel im Gespräch mit Dekan Kilian Kemmer (von rechts) Davor das von ihm renovierte Sterpersdorfer Friedhofskreuz  Foto: Evi Seeger
 
Das in Gold und frischen Farben strahlende Kreuz zog viele Blicke auf sich. Foto: Evi Seeger
Das in Gold und frischen Farben strahlende Kreuz zog viele Blicke auf sich.  Foto: Evi Seeger
 

Im Höchstadter Stadtturm sind kunstvolle Aufnahmen von Martersäulen und Steinkreuzen aus dem Aischgrund zu sehen.

" ... Fürs Erste verlangen wir, dass der Täter dem Ermordeten ein Messopfer ausrichten soll mit zehn Priestern, darunter ein gesungenes Seelamt", ist in einer alten Niederschrift wohl aus einem Sühnevertrag zu lesen. "Im selben Jahr" sollte der Mörder - neben weiteren Bußen - auch einen Kreuzstein setzen.
Kreuzsteine oder Steinkreuze als Sühnezeichen für eine Bluttat finden sich noch heute. Meist an einsamen oder abgelegenen Standorten in der Flur, wie Reinhard Grasse bei der Eröffnung der Ausstellung "Steinernes Erbe kunstvoll fotografiert" deutlich machte. Ziel der Ausstellung ist es laut Grasse, "gute Fotografie und Heimat zu verbinden".
In Zweck und Entstehung seien die steinernen Zeugen längst vergangener Zeit grundverschieden, erläuterte Grasse. Während Steinkreuze Sühnezeichen, Zeichen für eine Untat, waren, handle es sich bei den Martersäulen um "Stiftungen frommer Menschen". Ihr Name sei auf das Martyrium Christi zurückzuführen, da auf den Martern fast immer die Kreuzigung dargestellt wurde. Aufgestellt wurden sie an verkehrsreichen Wegen oder Kreuzungen, jedenfalls immer da, wo viele Menschen vorbei kamen. Denn jeder, der vorbei kam, war gehalten, ein Gebet, nicht zuletzt für den oder die Stifter zu sprechen.


80 Denkmäler auf kurzen Wegen

Beides jedoch sind Flurdenkmäler, fränkisches Kulturerbe, dem sich die Fotoausstellung im Höchstadter Stadtturm widmet. Unter der Ägide des Heimatvereins Höchstadt haben sich Reinhard Grasse, Anita Kopp, Wolfgang Kinder und Bertold Raum mit der Kamera auf den Weg gemacht, um dieses kulturelle Erbe im Aischgrund und seinen Grenzregionen zu fotografieren und samt den Geschichten, die sich darum ranken, festzuhalten.
Bei ihrer Dokumentation stützten sie sich auf das Wissen von Georg Schockel, der sich als "unermüdlicher Kümmerer" um Flurdenkmäler, Steinkreuze und Feldaltare bemüht. Bürgermeister Gerald Brehm dankte dem Heimatverein und den Fotografen dafür, "dass sie die Flurdenkmäler wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken". 80 Bilder, insbesondere aus allen Höchstadter Ortsteilen, werden in der Ausstellung ohne lange Wanderwege erlebbar. Was die Aufnahmen so besonders macht, sind die im Bild eingefangenen Stimmungen, die besondere Sicht des Fotografen und die Details, die der flüchtige Passant am Wegesrand kaum wahr nimmt.
Die Ausstellungseröffnung im Stadtturm war überaus gut besucht. Das Thema, das die Heimat im Aischgrund und die Historie verbindet, zog interessierte Betrachter ebenso an wie Experten auf dem Gebiet von Heimatpflege und Geschichte. Für ein besonderes Exponat hatte Georg Schockel gesorgt: Das erste Sterpersdorfer Friedhofskreuz zog im Stadtturm alle Blicke auf sich. Schockel hatte es vor zehn Jahren unter Verwendung von Spendengeldern renovieren und vergolden lassen.
Der Sterpersdorfer lieferte natürlich auch die Geschichte dazu: 1879 habe die Kirchengemeinde den Sterpersdorfer Friedhof "Am Schleifweg" erworben. Das sei auch der Zeitpunkt der Entstehung dieses Kreuzes. Bei der Modernisierung des Friedhofs im Jahr 1952 wurde das Kreuz entfernt und "in der Hecke abgelegt". Nachdem es 30 Jahre unbeachtet da gelegen hatte, habe er das Kreuz geholt und dann 20 Jahre lang in seinem Haus aufgehängt, berichtete Schockel. Durch die Renovierung zu neuer Strahlkraft erweckt, hat das schmiedeeiserne Kreuz jetzt wieder einen würdigen Platz vor der Aussegnungshalle in Sterpersdorf gefunden.
Geöffnet ist die Ausstellung im Stadtturm bis zum 11. Dezember jeweils samstags von 10 bis 12 Uhr und sonntags von 14 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.